Malalas 17.13 1–4 = 48–51 (Thurn)

Inhalt

Der Abschnitt berichtet über die Einstellung der Olympischen Spiele in Antiochia nach der Veranstaltung in der 14. Indiktion.

Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur

1 (48)
δὲ αὐτὸς βασιλεὺς ἐκώλυσεν τὸν ἀγῶνα τῶν Ὀλυμπίων πρὸς
 
τὸ μὴ ἐπιτελεῖσθαι ἐν Ἀντιοχείᾳ ἀπὸ ἰνδικτιῶνος ιδʹ. ἀλυτάρχησαν δὲ
 
ἀπὸ Ἀφρανίου ἕως ὀγδόου ἑξηκοστοῦ πεντακοσιοστοῦ, ἀφ᾿ οὗ ἑκωλύθη
 
τὰ Ὀλύμπια, ἀλύταρχοι οζʹ.
Philologisch-Historischer Kommentar
1/1 Ὁ δὲ αὐτὸς βασιλεὺς: Der Ausdruck spielt die Rolle eines Paragraphenzeichens und definiert den Anfang einer neuen Sinneinheit, wie an anderen Stellen die Datierungsformel. Die genaue chronologische Eingliederung der Ereignisse, über die der Abschnitt berichtet, kann nur indirekt erschlossen werden (XVII 13, 2f.). (Olivier Gengler)
1/5 ἐκώλυσεν τὸν ἀγῶνα τῶν Ὀλυμπίων: Über die Olympischen Spiele in Antiochia, s. Mal. XII 6–7 mit Kommentar sowie Remijsen 2015a, 93–105. Die Veranstaltung von 516 wird in den Homilien des von Severus von Antiochia erwähnt: Severus, Hom. 94 (PO 25) 71–74.

Es handelt sich hier laut Remijsen 2015a, 217 um den einzigen expliziten Beleg für die Beendigung eines antiken Agons durch einen Kaiser. Die Passage schließt sich an Ausführungen über die Beendigung von Schauspielen und die Verbannung von Tänzern in XVII 12 an, die dort unmittelbar auf einen Bericht über Parteienunruhen folgen. Dass zwischen dem Ende der antiochenischen Olympien und den Unruhen eine Verbindung besteht, ist dennoch häufig bezweifelt worden, da letztere kaum mit der Veranstaltung selbst zusammenhängen können: Downey 1938, 365; Liebeschuetz 1972, 139f.; Lim 1997, 167–175, die grundlegendere Entwicklungen (wirtschaftliche Lage, Nutzen für die kaiserliche Selbstdarstellung, zeitgenössische Mentalitäten) für das Ende der Spiele verantwortlich machen. Unter Heranziehung verschiedener spätantiker Vergleichsbeispiele hat Remijsen 2015a, 218f. jedoch plausibel gemacht, dass es sich hier um einen Sanktionsmechanismus handelt, der nicht zwangsläufig auf den Ort oder die Institution zielte, an dem Unruhen ausgebrochen waren, sondern ganz allgemein öffentliche Vergnügungs- oder Erholungsstätten (z.B. auch Bäder) traf. Zu den verschiedenen strukturellen Ursachen könnte sich der Aufstand also durchaus als konkreter Anlass für die Beendigung der Spiele hinzugesellt haben.

Über diese Frage hinaus vermutet Remijsen (ebd., 219) zudem (auf Basis derselben Parallelfälle), dass die Spiele ursprünglich nur temporär ausgesetzt werden sollten: Dass sie dann nicht wiederaufgenommen wurden, könne daran liegen, dass die Antiochener in der achtjährigen Zeitspanne vor dem potentiellen nächsten Termin 528 den Bezug zu den Abläufen des Festes verloren hätten; zudem weist Remijsen auf die Vielzahl kontingenter Ereignisse der kommenden Jahre hin (Brand- und Bebenserie 525 bis 528, Eroberung der Stadt durch die Perser 540), die eine Wiederaufnahme erschwert hätten.

Der hiesige Text betrachtet offensichtlich das Ereignis bereits aus der ex-post-Perspektive – d.h. im Wissen um die dauerhafte Nicht-Wiederaufnahme der Spiele (XVII 13, 2f.) und der Wortlaut behauptet ganz unzweideutig die Auflösung des Festes durch den Kaiser (ἐκώλυσεν) und zwar nicht für eine bestimmte Veranstaltung, sondern nach der in der 14. Indiktion organisierten Veranstaltung (ἀπὸ ἰνδικτιῶνος ιδ’...; ἀπὸ Ἀφρανίου...; ἀφ᾿ οὗ...). Remijsens Interpretation setzt daher voraus, dass die kaiserliche Rolle gezielt aufgewertet wurde. (Jonas Borsch mit Olivier Gengler)
2/9 ἀλυτάρχησαν δὲ ... ἀλύταρχοι οζ’: Über den Alytarchen, der für die Veranstaltung der Spiele zuständig war: XII 7, 1. (Olivier Gengler)
3/1 ἀπὸ Ἀφρανίου: Zu Afranios: XII 7, 1. (Olivier Gengler)
Parallelüberlieferung
Literatur
Downey (1938): Downey, Glanville: Ephraemius, Patriarch of Antioch, Church History, 1938, 364–370.
Horrocks (2010a): Horrocks, Geoffrey: Greek: A History of the Language and Its Speakers, Malden, MA/Oxford/Chichester, 2010.
Liebeschuetz (1972): Liebeschuetz, J.H.W.G.: Antioch. City and Imperial Administration in the Later Roman Empire, Oxford, 1972.
Lim (1997): Lim, R.: Consensus and dissensus on public spectacles in Early Byzantium, Conformity and Non-Conformity in Byzantium, 1997, 159–179.
Remijsen (2015a): Remijsen, Sofie: The End of Greek Athletics in Late Antiquity, Cambridge, 2015.
Weierholt (1963): Weierholt, Kristen: Studien im Sprachgebrauch des Malalas, Oslo, 1963.