Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes MalalasBuch 18, Kapitel 128die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HAdW-Forschungsstelle MalalasExport vom 20240329-000002daffi/HAdW20240329Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Forschungsstelle Malalas-KommentarCC BY-NC-SA 4.0
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20240329-000002die Mitarbeiter der HAdW-Forschungsstelle
Kapitel XVIII 128 dreht sich um die Neugestaltung der
Hagia Sophia infolge eines Teileinsturzes der Kuppel. Dieser war womöglich durch
die vorangegangenen Erdbeben (XVIII 118, 124) ausgelöst worden, ging jedoch nach
Ausweis des architekturhistorischen Befundes letztlich auf Fehler bei der
Konstruktion der Kuppel zurück.
Griechisch: Theoph. 232, 27–233, 3 de Boor; Cramer Anecd. 2, 114,
14–22; Meg. Chron. 43 Nr. 12 Schreiner = Nr. 11 Whitby; Cedr.
676, 20–677, 19 Bekker = 417,1 Tartaglia; Zon. 3, 170, 14-171, 1
Syrisch: Ps.-Dion. S. 117–118 Witakowski; Mich. Syr. ii 262
Vgl. auch Agath. Hist. V 9, 3 (174, 18-20 Keydell)
Zu dieser Zeitformel in der Malalas-Chronik 18,
40, 18, 42.
(Laura Carrara)
1|1
Die letzte in O genannte Zeitangabe ist der Februar der 6. Indiktion
(i.e. Febr. 558, 18,
127), die folgende der März der 7. Indiktion (= März 559, 18, 129). Theophanes (232,27-233,3 de Boor),
dessen Struktur und Wortlaut der O-Version in wesentlichen Teilen
ähnelt, bietet eine Tagesdatierung auf den 7. Mai und ordnet das
Geschehen in das Jahr 558/59 – namentlich in das 32. Regierungsjahr
Justinians – ein. Mango,
Scott (1997), 342 Anm. 1 sehen zwischen beiden
offensichtlich einen Widerspruch; bei einer Zählung des justinianischen
Regierungsjahres ab dem 1. April (Antritt der gemeinsamen Herrschafft
mit Justin, vgl. Mango,
Scott (1997), 268 Anm. 1) fällt der 7. Mai des 32.
Regierungsjahres Justinians jedoch genau in das Jahr 558. Die
Parallelüberlieferung (Cramer Anecd. 2,
114, 14 und Meg. Chron. 43, 12 Schreiner)
bestätigt sowohl die Tagesdatierung als auch die aus Malalas und
Theophanes zu erschließende Indiktionsangabe (6. Indiktion).
(Jonas Borsch)
1|6
Das nicht sonderlich geläufige Verb φιλοκαλέω bedeutet primär und
seiner Etymologie entsprechend (φιλεῖν + καλός) 'das Schöne lieben' und
wird i.d.R. absolut (d.h. ohne Akkusativobjekt) verwendet, vgl.
einschlägig den berühmten Perikles-Satz in dem Epitaphios auf die
Kriegsgefallenen bei Thukydides: φιλοκαλοῦμέν τε γὰρ μετ' εὐτελείας καὶ
φιλοσοφοῦμεν ἄνευ μαλακίας, "wir lieben das Schöne mit Maß und die
Weisheit ohne Weichlichkeit" (Thuc. 2, 40, 1; laut Kakridis (1961), 48
ist φιλοκαλεῖν "ein neugeprägtes Wort ... offenbar dem φιλοσοφεῖν
nachgebildet"; in der klassischen Zeit war jedenfalls das Adjektiv
φιλόκαλος bereits im Umlauf [e.g. Isocr. Or. 1, 10 u. 27; Xen. Mem. 3, 11, 9], welches möglicherweise der
thukydideischen Neuprägung – falls es sich dabei um eine solche handelt
– auch Pate stand).
An dieser Stelle weist das Verb die erst spätantike Bedeutung
'reparieren', '(wieder) in Ordnung bringen' und die transitive
Konstruktion auf (d.h.: es steht in Relation zu einem Objekt, welches
die von ihm zum Ausdruck gebrachte Aktion erfährt; hier ist es die
Kuppel der Hagia Sophia, die das φιλοκαλεῖν erlebt); vgl. LSJ s.v.
φιλοκαλέω 5 mit relevanten Belegen erst aus Werken aus dem 6. Jh.;
LGRBP s.v. φιλοκαλέω, mit zusätzlichem Hinweis auf einen
mittelbyzantinischen Beleg aus Theodoros Studites, PG 99, 1744A μὴ δὶς
καὶ τρὶς τῆς ἐβδομάδος φιλοκαλῇ τὸν νάον τοῦ Θεοῦ, "er scil. der κανδηλάριος] möge den Tempel Gottes
nicht mehr als zweimal oder dreimal die Woche pflegen").
Da es sich an der hiesigen Stelle eindeutig um (weitreichende)
Reparaturarbeiten an einem bereits existierenden Gebäude handelt, darf
man φιλοκαλεῖν mit 'restaurieren' gleichsetzen; vgl. den affinen Usus
des stammverwandten Substantivs φιλοκαλία in Malal. XVII 15 οἰκήματα
<τῶν θεμελίων> [transp. Jeffreys, Jeffreys, Scott
(1986), 237, 17, 15]
φιλοκαλίας τυγχάνοντα ("Die Gebäude erhielten ihre Reinigung bei/an den
Fundamenten"), womit die nach einer Überflutung nötig gewordene
Sanierung der am Flussufer gelegenen Privathäuser in Edessa beschrieben
wird. Ιn Malal. X 8 hat φιλοκαλεῖν die ähnliche, jedoch nicht
identische Bedeutung 'schmücken', 'verzieren', da dort die Rede von
einer Neugründung (nicht von einer Reperatur) ist: Malal. X 8
φιλοκαλήσας αὐτά μουσώσει καὶ μαρμάροις, "indem er scil. Kaiser Tiberius] sie scil. die von ihm neu gebauten Tetrapylen in der
Umgebung von Antiochia] mit Mosaik und Marmor schmückte".
Zur Wortfamilie φιλοκαλ- in der Malalas-Chronik siehe Festugière (1978),
234, weitere Belege aus der spätantiken christlichen und
hagiographischen Literatur bei Festugière (1959),
143 (aus der Vita S. Hypathii und der Vita Sabae) und Festugière (1962),
96 Anm. 209 (Vita Sabae).
Sowohl an der hiesigen Stelle (f. 317v) als auch für Malal. X 18
überliefert die Handschrift O statt φιλοκαλ- die Form φιλοκα*λλ*- (als
ob das Verb aus φιλεῖν und dem Substantiv κάλλος zusammengesetzt wäre).
Diese Schreibweise ist sonst nicht belegt; gegen sie sprechen auch die
verwandten Formen φιλοκαλία, φιλόκαλος u.ä., mit einfachem Lambda. Die
Korrektur von φιλοκαλλ- in φιλοκαλ- in Malal. X 18 (vorgenommen durch
Dindorf
(1831), 232) und an dieser Stelle (vorgenommen
bereits durch Chilmead
(1691), II, 235 Anm. 1, gefolgt von Dindorf (1831), 490)
dürfen somit als gesichert gelten (trotz der Zweifel von Thurn (2000), 420 in
seinem App. cr. zur Stelle [zu Chilmeads Eingriff kommentiert er "an
perperam?"]). Die Form φιλοκαλ- haben schließlich auch alle Zeugnisse
der Parallelüberlieferung zu dieser Stelle (Meg.
Chron. 43 Nr. 12 Z. 2 Schreiner; Theoph. 232, 27 de Boor; Cedr.
676, 20 Bekker), was unabhängig von der Frage, ob sie die Version des
Ur-Malalas bewahren oder nicht, die Schreibweise mit einfachem Lambda
endgültig bestätigt.
(Laura Carrara)
1|6
Gegenüber der Grundbedeutung "restaurieren" (18,
128, vgl. in diesem Sinne die Übers. Jeffreys, Jeffreys, Scott
(1986), 297) ergänzt die deutsche Übersetzung den
Fürsorge-Aspekt, der sich aus der wörtlichen Bedeutung des Begriffes
("das Schöne lieben") durchaus herauslesen lässt: "nahm man sich
großzügig der Wiederherstellung [...] an" (Thurn, Meier
(2009), 520).
Der Schwerpunktsetzung in diesem Abschnitt der Chronographia entspricht es gut, dass den
Ausgangspunkt des Berichtes der Hinweis auf den Wiederaufbau bildet und
nicht der auf den Zusammensturz der Kuppel, der nur rückblickend
betrachtet wird. Die eigentliche Meldung ist in diesem Sinne die
Großzügigkeit des Herrschers und nicht etwa das – für Justinian äußerst
unvorteilhafte – geschehene Unglück.
(Jonas Borsch)
1f.|7
Die Bezeichnung 'die Große Kirche' (ἡ μεγάλη ἐκκλησία) meint in
Zusammenhang mit Konstantinopel die Hagia Sophia: 18, 86. Die Kuppel war Teil des 537 geweihten,
nach dem Nika-Aufstand begonnenen Baus (18,
86) und somit erst ca. 20 Jahre alt. Auf Basis der Beschreibung
in Prokops Bauten (aed. I 1,41–46) sowie von Malalas' Angabe über
die Erhöhung des Neubaus um 20 Fuß (s.u. Z. 6f.) ist diese erste Kuppel
deutlich flacher rekonstruiert worden als die zweite: Vgl. Mainstone (1988),
126f.; 209–212; außerdem Taylor
(1996), der noch ein Zwischengeschoss mit
Lichtgaden ergänzt, woraus sich für die Kuppel sogar eine noch flachere
Form ergibt.
(Jonas Borsch)
1|8
'Kuppel', erst spätantik-frühbyzantinischer Latinismus aus dem Wort
trulla (eigentlich 'die Schöpfkelle', in
übertragener Bedeutung dann für andere kellenförmige bzw. im Inneren
hohle Gegenstände, Gefäße, Behälter), siehe Festugière (1978),
241; James
(1990), 223.
Das Wort τροῦλλος verwendet die O-Version der Malalas-Chronik zwei
weitere Male und ausschließlich für das Gewölbe der Hagia Sophia, vgl.
ὁ αὐτὸς τροῦλλος in der letzten Zeile dieses Kapitels 18, 128 und Malal. XVIII 143 τῷ τρoύλλῳ.
(Laura Carrara)
1f.|9
Zur Standardbenennung ἡ μεγάλη ἐκκλησία, 'die Große Kirche', für die
Hagia Sophia 18, 86.
(Laura Carrara)
2f.|3
"Hatte sie doch an einer Reihe von Stellen Risse durch die Schrecken,
die sich durch die Barmherzigkeit Gottes ereignet hatten" (Thurn, Meier
(2009), 520). Der Ausdruck φόβος wird bei Malalas
häufig synonym für Erdbeben benutzt (18,
124) und kann auch an dieser Stelle entsprechend verstanden
werden. Auch Agath. V 9,3 bringt die Meldung über den Zusammensturz der
Kuppel in Zusammenhang mit dem Erdbeben. In der modernen Forschung geht
man meist davon aus, dass das Beben für den Einsturz der Kuppel
hauptverantwortlich war: Downey
(1955), 598; Schreiner (1977),
77 ("durch zwei Erdbeben baufällig geworden"; gemeint ist neben dem
Beben von 557 offensichtlich dasjenige von 554: Malal. XVIII 118);
Macrides, Magdalino
(1988), 62; Guidoboni, Comastri,
Traina (1994), 344 ("one of the delayed effects of
this earthquake"); Meier
(2004a), 668 mit Anm. 112. Für Müller-Wiener
(1977), 86 ist das Beben zumindest der Auslöser
des Zusammensturzes; unbestimmt Ambraseys (2009),
208. Die archäologisch-bauhistorische Rekonstruktion der ursprünglichen
Kuppel lässt jedoch die Annahme zu, dass bereits deren
Grundkonstruktion für massive statische Probleme sorgte: Die zu flache
Wölbung leitete demnach den Schub des Gewichtes nach außen anstatt auf
die Stützpfeiler (zu den inhärenten statischen Problemen bereits
Emerson, VanNice
(1951), 99–103; in jüngerer Zeit insbes.
Mainstone
(1988), 213f.; vgl. auch Taylor (1996), 73f.).
Dass die ursprüngliche Konstruktion fehlerhaft gewesen war, wird von
Agathias (V 9,4) auch explizit thematisiert. In der O-Version werden
diese Probleme nicht erkennbar, wohl aber in einem Zusatz bei
Theophanes (dessen Herkunft aus Malalas nicht sicher ist, vgl.
Rochow
(1983), 471; sehr zuversichtlich allerdings
Mango
(1966), 358). Hier heißt es: "Und man kam zu einem
vernichtenden Urteil über die Architekten" (Übers. Thurn, Meier
(2009), 520 Anm. 697). Die konkreten Fehler, die
darauf folgend benannt werden, entsprechen nicht der modernen Diagnose,
doch bezeugt die Passage gemeinsam mit Agathias, dass das eigentliche
Problem von den Zeitgenossen weniger in der Einwirkung des Erdbebens
als in der mangelhaften Anlage des Baus selbst gesehen wurde. In
Malalas' Listen der Erdbebenschäden spielt die Hagia Sophia
bezeichnenderweise gar keine Rolle (vgl. XVIII 124,2–6 und XVIII 118,
mit kursorischen Hinweisen auf Kirchen, die sich jedoch bei dem
früheren Beben nicht ausschließlich auf Konstantinopel beziehen [18, 118] und bei dem späteren v.a. auf den
Vorort Hebdomon bezogen werden [18, 124]).
(Jonas Borsch)
2|3
Partizip Aorist Aktiv Mask. Sing. von ῥήγνυμι in intransitiver
Verwendung: 'war zerbrochen', vgl. LSJ s.v. ῥήγνυμι C und siehe
Wolf
(1911), 52 (unter Vergleich mit Malal. VII 6
καταμῖξαι, Infinitiv Aorist von καταμείγνυμι in der Form Aktiv, dem
Sinn nach Medium: 'sich mischen'); Wolf (1912), 51.
Die Korrektur von Chilmead
(1691), II, 235 Anm. 2 διερρηγμενός (nicht
διερρηγμένων, wie von Thurn
(2000), 420 irrtümlich in seinem App. cr.
angegeben), Partizip Passiv von διαρρήγνυμι, entspricht dem Wortlaut
der Parallelüberlieferung (Theoph. 232, 28 de Boor; Cedr. 676, 23
Bekker; Meg. Chron. 43 Nr. 12 Z. 2
Schreiner) und stellt ein auch der Form nach 'echtes' passives Partizip
her, ist aber nicht nötig.
(Laura Carrara)
2|7
Für das Adjektiv φανερός in der Bedeutung 'gewiss', meistens
quantitativ zu verstehen als 'viel' bzw. im Plural 'viele', in der
Malalas-Chronik 18, 112.
(Laura Carrara)
2f.|9
Zum Substantiv φόβος als Bezeichnung von (Natur-)katastrophen, insb.
Erdbeben, in der Malalas-Chronik (und nicht als Bezeichnung der durch
die Katastrophe unter der Bevölkerung ausgelösten Furcht), 18, 124, 18, 103.
Die Pluralverwendung φόβοι macht deutlich, dass hier die Rede von
konkreten, vergangenen (γεγονότων) Erdstößen ist. Sehr ähnliche Phrasen
finden sich in Malal. IX 21 ἐκ τῶν πρῴην φόβων und Malal. XVIII 27 ὑπὸ
τῶν πρῴην γενομένων φόβων, beide ebenfalls im Kontext der Beschreibung
von Baumaßnahmen ausgeführt 'als Resultat von' (ἐκ, Rüger (1895), 42) bzw.
'aufgrund von' (ὑπό) den Erdbeben, die vorausgegangen waren; einmalig
hingegen der Dativ Plural ἐν τοῖς φόβοις für 'bei den Erdstößen' in
Malal. XVIII 103, 18, 103.
(Laura Carrara)
3|2
Das bereits ab der klassischen Zeit mit der Bedeutung 'Wohlwollen',
'Freundlichkeit' o.ä. (e.g. Pl. Euthphr. 3d
7; Xen. Mem. 3, 4, 7, 6) belegte Wort
φιλανθρωπία spezialisiert sich als 'Liebe Gottes für die Menschen' in
der christlichen Literatur nach der einschlägigen Verwendung im
Titusbrief des Apostels Paulus, Tit 3, 4 ὅτε δὲ ἡ χρηστότης καὶ ἡ
φιλανθρωπία ἐπεφάνη τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ, "als aber erschien die
Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands".
In der Malalas-Chronik kommt φιλανθρωπία dreimal vor, einmal mit dem
allgemeineren Sinn 'Wohlwollen' (Malal. X 12 δικαιοσύνη καὶ φιλανθρωπία
καὶ αἱ λοιπαὶ τῶν ἀρετῶν πασῶν: Tugenden des Herodes), zweimal in der
christlich geprägten Bedeutung: vgl. neben vorliegender Stelle noch
Malal. XVII 16 (S. 368, 63 Thurn). An beiden letztgenannten Stellen
steht Gottes φιλανθρωπία im Zusammenhang mit einem Erdbeben: In Malal.
XVII 16 (Großbeben in Antiochia, 526 n. Chr.) ist es Gottes
φιλανθρωπία, die die Plünderer, die inmitten der Trümmer Beute machen,
vernichtet; an vorliegender Stelle ist φιλανθρωπία die Ursache der
'vorausgegangenen Erdbeben'. Während die Verwendung von φιλανθρωπία in
Malal. XVII 16 noch nachvollziehbar ist (Gott zeigt seine Liebe für die
schon genug geplagten Menschen, indem er zumindest die Sünder
bestraft), mutet es an vorliegender Stelle zunächst sehr merkwürdig an,
dass die Liebe Gottes für seine Geschöpfe Ausdruck in der Entsendung
von Erdbeben finden soll; vgl. jedoch die parallele Verwendung von
εὐσπλαγνία τοῦ θεοῦ 'Mitleid Gottes' als Bezeichnung der
'Justinianischen' Pest in Malal. XVIII 92, 18,
92 (dazu auch Festugière (1978),
226). Zum mentalitätsgeschichtlichen Hintergrund dieser besonderen
Begriffsverwendungen 18, 92 (εὐσπλαγνία);
18, 128 (φιλανθρωπία).
(Laura Carrara)
3|2
Die Verwendung von φιλανθρωπία entspricht der verbreiteten Idee eines
"bekehrenden" Eingriffes Gottes in das irdische Geschehen durch
Entsenden von Naturkatastrophen; dazu 18,
92. Bemerkenswert ist an dieser Stelle die beiläufige Erwähnung
im Rahmen eines zeitlichen Rückgriffes, die die Selbstverständlichkeit
der Interpretation bezeugt.
φιλανθρωπία ist auch ein Schlüsselbegriff in der kaiserlichen
Selbstdarstellung Justinians, der sich in entsprechenden
Zuschreibungen propagandistisch zum "gleichberechtigten Partner und
Kollaborateur Gottes" stilisiert: Zitat Hunger (1975), 340f.
zu Iust. Ed. 7; vgl. hierzu außerdem
Meier
(2004a), 119; zur Gottesnähe in Justinians
Herrschaftspropaganda allgemein ebd., 118–136.
(Jonas Borsch)
3|5
Die Region Isaurien im südlichen Kleinasien war für ihre bergige
Topographie bekannt, ihre Bewohner galten in Konstantinopel als
Barbaren, bildeten im 5. Jh. aber dennoch den Kern der römischen Armee
und stellten 474–481 mit Zenon auch zum ersten Mal einen römischen
Kaiser: ODB 2 (1991), 1014, s.v. Isauria (C. Foss). Die Isaurier
kannte man zudem als Bau- und insbesondere Steinhandwerker: Mango (1966) mit einer
Reihe von Belegen. Für die hier beschriebenen Isaurier, die eindeutig
mit der Ausbesserung der Kuppel beschäftigt waren, vermutet Mango
(ebd., 364f.), dass es sich um Experten für die Ausführung von
Gewölben handelte.
(Jonas Borsch)
4f.|1
Entsprechend dem aus Theophanes übernommenen Zusatz τοῦ ἁγίου
θυσιαστηρίου (zur Zulässigkeit dieser Ergänzung 18, 128) bezieht sich diese Beschreibung auf
den Altarraum der Hagia Sophia, der im Osten der Kirche unmittelbar vor
der das Gebäude abschließenden östlichen Apsis mit dem Synthronon (den
halbkreisförmigen Priesterbänken) einen durch Schranken abgesonderten
Bereich bildete: Mainstone
(1988), 219–222. Die Hinweise darauf, dass durch
den Einsturz das Ciborium (18, 128) und die heilige Mensa (18, 128) zerstört wurden, bestätigen diese
Lokalisierung. Theoph. 232,31 ergänzt den Ambon, d.h. die Kanzel, die
in der Hagia Sophia wahrscheinlich vor dem Altar, zwischen den beiden
östlichen Hauptpfeilern der zentralen Kuppel, platziert war: Mainstone (1988),
222f. Für die Bezeichnung προϋποστολή ergibt sich aus dem von
Mango
(1966), 364f. herangezogenen hagiographischen
Beleg eine Lokalisierung zwischen den beiden östlichen Seitenapsiden.
Eingestürzt war also offensichtlich die in diesem Bereich liegende
Halbkuppel; dadurch musste auch der östliche Teil der großen Kuppel
seine Stützen verlieren und einstürzen: Mainstone (1988),
214. Agathias' Beschreibung der entstandenen Schäden gibt keine ähnlich
genaue Lokalisierung, sondern bezieht sich eher vage auf den mittleren
Bereich der Dachkonstruktion, bestätigt aber, dass die Schäden
großflächig waren (Agath. V 9,3: τὸ μεσαίτατον μέρος τῆς ὀροφῆς καὶ
ἅπαντα ὑπερβάλλον, "den mittleren Teil des Daches und alles darüber
stehende").
Paul. Silent. Ekphr. 255–278 berichtet, der
Kaiser habe auf das Ereignis mit großer Bestürzung reagiert: Demnach
sei er zur Einsturzstelle gehastet, ohne auf sein Geleit zu warten, was
in der Stadt für großes Aufsehen gesorgt habe. Er sei jedoch
erleichtert gewesen, als er erkannte, dass die Grundmauern von den
Zerstörungen unbeeinträchtigt waren. Zu dieser Nachricht Whitby (1987), die
ihren Wahrheitsgehalt pessimistisch einschätzt (462), auch wenn sie auf
die komplementäre Notiz bei Agath. V 9,2 hinweist, derzufolge sich der
Kaiser um die Hagia Sophia besonders gesorgt habe.
(Jonas Borsch)
4f.|2
"Der östliche Teil der προϋποστολή des heiligen Altarraums", so mit der
Ergänzung des zweiten Genitivs τοῦ ἁγίου θυσιαστηρίου aus Theoph. 238,
30 de Boor durch Thurn
(2000), 420; wie Theophanes lauten an dieser
Stelle auch die Texte von Cedr. 676, 22–23 Bekker sowie Cramer Anecd. 2, 114, 18–19; nur τὸ ἀνατολικὸν μέρος τοῦ
ἀγίου θυσιαστηρίου hat hingegen Meg. Chron.
43 Nr. 12 Z. 3 Schreiner. Da (a) kein weiteres Zeugnis der
Malalas-Tradition – neben der Handschrift O – lediglich die Sequenz τὸ
ἀνατολικὸν μέρος τῆς προϋποστολῆς überliefert; da ferner (b) das
Substantiv θυσιαστήριον in der Bedeutung 'Altarraum' in der O-Version
der Malalas-Chronik auch anderswo vorkommt (16,
6) und da schließlich (c) das gleich danach erwähnte Ziborium und
die heilige Mensa sich tatsächlich im Altarraum einer Kirche befinden
(18, 128, 18,
128), scheint die Ergänzung von τοῦ ἁγίου θυσιαστηρίου für die
ursprüngliche(re) Version der Malalas-Chronik gerechtfertigt zu sein:
Das Fehlen dieses Genitivs in O wäre somit auf eine mechanische
Auslassung zurückzuführen.
Problematischer bleibt hingegen das Substantiv προϋποστολή, welches
nahezu ein hapax legomenon der
Malalas-Tradition für diese Stelle ist (als hapax
legomenon stuft es Millet
(1923), 604 ein; Mango (1966) konnte
jedoch einen 'Doppelbeleg' aus der Vita Marthae
matris Symeonis Stylitae iunioris, aus dem 7. Jh. n. Chr.,
ausfindig machen, s.u.). Sowohl Festugière (1978),
232 als auch GLRBP s.v. προϋποστολή verzichten sogar auf eine
Übersetzung des Substantives und versehen es mit einem Fragezeichen
("quid?").
Gemäß der einzig denkbaren griechischen Etymologie (πρὸ + ὑπὸ +
στέλλω) scheint προϋποστολή eine Struktur zu bezeichnen, die
'davor' und 'unten bzw. unter' platziert ist; vgl. das seltene
Verb προϋποστέλλομαι mit dem einzigen, dafür aber eindeutigen
Beleg bei LSJ s.v., aus einer Schrift des Arztes Rufus von
Ephesos: Ruf. Anat. 28 προϋπέσταλται
τοῖς ὑποχονδρίοις ὁ σπλήν καὶ τὸ ἥπαρ, "die Leber und die Milz
sind vorne unter dem Abdomen gelegen". Laut Mango (1966), 365
(in der Folge von Millet
(1923), 604) bedeutet προϋποστολή in der
Malalas-Chronik "no more than the part before the apse" (πρὸ +
ὑποστολή; ὑποστολή sei gleich 'Apsis'); in den von ihm
angeführten Belegen aus der Vita Marthae
matris Symeonis Stylitae iunioris ist der als προϋποστολή
bezeichnete Bauteil sicher mit einer Wölbung versehen bzw. –
genauer – soll laut dem Plan der heiligen Bauherrin (Martha, der
Mutter des Hl. Symeons, Schutzheiligen der fraglichen Kirche)
eine solche erhalten: Das geht aber mehr aus dem begleitenden
Verb (ἐλίσσω, 'wirbeln, winden, wickeln') hervor als aus dem
Substantiv selbst: vgl. Vita Marthae
49, 12 van den Ven ἐπιτάττουσα προϋποστολὴν εἰληθῆναι κατὰ τῶν
δύο μικρῶν κογχίων und 50, 24 van den Ven ἐπιτρέψαι αὐτῷ
προϋποστολὴν εἰλῆσαι κατὰ τῶν δύο μικρῶν κογχίων ("sie befahl
bzw. ihm wurde befohlen, eine προϋποστολή bogenförmig
anzulegen"). Es ist möglich, dass in der Malalas-Verwendung des
Substantives beide Nuancen – sowohl die Stützposition bzw.
-funktion der als προϋποστολή bezeichneten Struktur als auch die
gewölbte Form – mitschwingen: Dann würde προϋποστολή eine Art
'Stützbogen' bezeichnen (so Jeffreys, Jeffreys,
Scott (1986), 297 'the supporting dome';
andere Übersetzungen konzentrieren sich eher auf den Aspekt der
runden Form: Chilmead
(1691), II, 235 und Thurn (2000), 491
setzen προϋποστολή mit fornix gleich;
vgl. auch Mango,
Scott (1997), 341 für προϋποστολή bei
Theophanes 'vault').
Mango
(1966), 365 stellt ferner die Hypothese auf, dass
das Wort προϋποστολή charakteristisch für (und beschränkt auf) das im
syrischen Raum im sechsten Jahrhundert n. Chr. gesprochene Griechisch
ist. Er macht darauf aufmerksam, dass beide Belege aus demselben
geographischen Raum kommen: Die προϋποστολή in der Vita Marthae bezieht sich auf die Kirche im
Kloster des Hl. Simeon (dem berühmten Kloster 'vom Wunderbaren Berg')
in der Nähe von Antiochia (dazu Mango (1966), 359 Anm.
7); syrischer Herkunft ist auch Johannes Malalas (jedoch unter dem in
Anm. 29 zum Ausdruck gebrachten Vorbehalt: "Assuming that the latter
part of Book XVIII of the Chronicle was written by Malalas and not by a
Constantinopolitan author").
(Laura Carrara)
5|5
Der Begriff ciborium, gräzisiert meist
κιβώριον, bezeichnet einen überwölbten oder pyramidalen Aufbau auf vier
oder sechs Säulen, der im kirchlichen Kontext den Altar überdachte.
Bereits in römischer Zeit wurden Gräber mit ciboria überdacht, was diese nicht nur vor dem
Wetter schützte, sondern auch ihre Sichtbarkeit erhöhte; hieraus ergibt
sich auch die Verwendung über dem das Grab Gottes symbolisierenden
Altar in christlichen Kirchen: ODB 1 (1991), 462, s.v. Ciborium (L.
Bouras). Das neue ciborium der Hagia
Sophia, das zu deren Wiedereinweihung errichtet wurde, war laut Paulos
Silentiarios mit Silber verziert (720–754).
5|8
Die ἁγία τράπεζα bezeichnet den Altar, der in byzantinischen Kirchen
zunächst vor, später innerhalb der östlich abschließenden Apsis
platziert wurde. In byzantinischen liturgischen Kommentaren wurde dem
Altar ein breites Spektrum an Bedeutungen zugeschrieben, z.B. Grablege
Jesu, Tisch des letzten Abendmahles, Thron Gottes. Ab dem 4. Jh., etwa
gleichzeitig mit seiner räumlichen Fixierung innerhalb des Kirchenbaus,
wurde der Altar meist aus Stein (statt wie zuvor meist aus Holz)
gefertigt. Im Sockel oder der Plinthe des Altars wurden seit dem 4. Jh.
häufig Reliquien niedergelegt, was sich ab dem 8. Jh. als unabdingbarer
Usus etablierte: ODB 1 (1991), 71, s.v. Altar (R.F. Taft/L. Bouras).
(Jonas Borsch)
5f.|10
Wie dieser Zusatz zeigt, gingen die Schäden an dem Bau über jenen Teil
des Daches hinaus, der den Altarraum überwölbte. Die Mehrdeutigkeit des
Verbes καταφέρω (wörtlich: "herunterbringen") wird dabei in den
Übersetzungen unterschiedlich interpretiert: Während Thurn, Meier
(2009), 520 mit "herabstürzen" übersetzen, heißt
es bei Jeffreys, Jeffreys, Scott
(1986): "The remaining part that had stayed in
place was also brought down". Der dem ersten Teil des Berichtes mit
einem καὶ nachgeschobene Satz ist demnach entweder als Verweis auf
einen weiteren selbständigen, womöglich mit zeitlichem Abstand
folgenden und durch die statische Destabilisierung verursachten
Einsturz zu verstehen oder aber als Hinweis darauf, dass man gezielt
weitere Teile der Dachkonstruktion abtrug, um einem solchen Einsturz
zuvorzukommen und einen besseren Wiederaufbau zu ermöglichen – was auch
de facto geschehen ist: Vgl. Mainstone (1988),
215: "[The construction] was preceded by the complete demolition of all
of the dome that remained aloft".
Einen Hinweis darauf, wie der Ausdruck hier zu verstehen ist, gibt
vielleicht der abermalige Nachsatz καὶ αὐτὰ τὰ εἰλήματα. Er bezieht
sich eindeutig auf Bögen (18, 128);
konkret sind aller Wahrscheinlichkeit nach die großen Stützbögen
gemeint, auf die die Kuppelkonstruktion aufsetzte. Paul Silent. 199
spricht nun explizit davon, dass einer dieser Bögen – der östliche –
eingestürzt war. Den Zustand nach diesem Einsturz beschreibt er
folgendermaßen (203–204): "And one part (ein Teil der Bögen und Kuppel,
Anm.) was on the ground, while the rest still (a wonder to behold),
just as if without support, was hanging there, companion to the breezes
." Das meint ganz offensichtlich den Zustand vor dem Rückbau. Malalas
verwendet hier stattdessen den Plural und betont durch ein καὶ αὐτά die
besonders große Reichweite des Einsturzes bzw. der Maßnahme, was
vielleicht eher dafür spricht, dass hier darauf angespielt wird, wie
tiefgreifend nun nochmals in den Bau eingegriffen wurde. Vgl. mit
ähnlicher Einschätzung Millet
(1923), 605-606: "Après mûr examen, l'empereur fit
abattre l'autre partie qui restait de la coupole et les arcs
eux-mêmes", mit Hinweis auf Zon. 3, 170,14-171,1.
(Jonas Borsch)
6|12
Das seltene Nomen εἴλημα bezeichnet – seiner Etymologie ganz
entsprechend (ἕλιξ + Nominalsuffix -μα) – die Spirale, davon ausgehend
auch spiralenförmige Gegenstände wie eine zusammengefaltete Schnur
(Sext. Emp. Adv. math. 7, 187 εἴλημα
σχοινίου). In der Malalas-Chronik bedeutet εἴλημα präzise 'gewölbter
Bogen' als Bestandteil eines größeren Baus (vgl. GLRBP s.v. εἴλημα 2);
neben dieser Stelle (die einzige, die Thurn (2000), 485 in
das 'Index verborum ad res Byzantinas spectantium' aufgenommen hat, mit
der Übersetzung fornix) begegnet das
Substantiv noch in Malal. X 8 τετράπυλα διὰ εἰλημάτων ('vaulted tetrapyla' in der Übersetzung von Jeffreys, Jeffreys, Scott
(1986), 124), Malal. XIII 30 ἐπάνω τῶν εἰλήματων
τοῦ χειμάρρου (gewölbtes Tragwerk der Brücke über den Bach Parmenios)
und Malal. XVIII 143 (wieder bezüglich der Kuppel der Hagia Sophia),
siehe hierzu einschlägig Millet
(1923), 604 'arcs et coupole'. Wenige weitere,
ausschließlich spätantike Belege für diese Bedeutung von εἴλημα in LSJ
s.v. εἴλημα III und IV.
(Laura Carrara)
6f.|13
Der Neubau der Kuppelkonstruktion, der von Grund auf erfolgte (18, 128), nahm nahezu so viel Zeit in Anspruch
wie die Errichtung des gesamten Baus in der ersten justinianischen
Bauphase (532 bis 537): Die Neueinweihung (Malal. XVIII 143) wird bei
Theoph. 238,18 de Boor auf den 24.12.562 datiert. Dass die Kuppel
anlässlich der Neukonstruktion erhöht wurde, bestätigt Agath. V 9,3,
der aber keine Zahlen nennt. Nach Theoph. 233,1–3 de Boor waren es mehr
als 20 Fuß; er ergänzt zudem weitere Veränderungen, namentlich an der
Pfeilerkonstruktion. Wichtig mit Blick auf die Umbauten ist außerdem
die Beschreibung der ursprünglichen Dachkonstruktion bei Procop. Aed. I 1,41–46, dazu Taylor (1996), 69–71.
Zum Ablauf der Umgestaltung im Einzelnen Müller-Wiener
(1977), 86f.; Mainstone (1988),
89–101, 215–217.
Theophanes' weitaus längere Version der Begebenheit (232,31–233,3 de
Boor) hebt neben der Kritik an den Architekten des ersten Baus v.a. die
Rolle des Kaisers hervor: Schon der Hinweis auf das angebliche
übermäßige Sparen der früheren Architekten hat hier einen inhärent
panegyrischen Charakter, da es implizit darauf hinweist, dass nunmehr
umso reichere Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Der Kaiser
persönlich ist hier nun derjenige, der "[die Lage] durchschaute"
(λοιπὸν συνιδών, Übers. Thurn, Meier
(2009), 520 Anm. 697) und die entsprechenden
Veränderungen veranlasst; er erscheint hier also als der begabtere
Architekt. Vgl. auch Agath. V 9,3.
Es bleibt unklar, ob die sehr unterschiedliche Gewichtung der
kaiserlichen Rolle in der O-Version von Malalas (alle auf den Neubau
bezogenen Verben bleiben hier im Passiv: κατηνέχθη, ἐκτίσθη, ὑψωθεὶς)
auf mehr zurückgeht als nur die übliche Verknappung der längeren
Vorlage, ob also etwa die Rolle des Kaisers bei der Errichtung der
wichtigsten Kirche der Stadt durch einen der Kopisten gezielt
relativiert worden ist oder ob andersherum Theophanes diese Rolle
seinerseits erst herausgestellt hat. Hinweise auf die besondere Rolle
Justinians beim Wiederaufbau sind in den zeitgenössischen Quellen sehr
präsent; siehe nicht nur die panegyrische Betonung der kaiserlichen
Fürsorge in der Ekphrasis des Paulus
Silentiarius, sondern auch Agath. V 9,2 (dazu bereits 18, 128). Die in Kedr. 417,1 (653,16–22
Tartaglia) überlieferte Bauinschrift nennt neben Justinian auch
Theodora als Stifterin und ignoriert damit den Einsturz einfach: Vgl.
Macrides, Magdalino
(1988), 71 Anm. 90: "It was as if Justinian's
first Hagia Sophia had never suffered destruction and Theodora had
never died".
(Jonas Borsch)
7|3
'Die besagte Kuppel', der Rückverweis gilt der in der ersten Zeile des
Kapitels erwähnten Kuppel der Hagia Sophia, 18,
128.
Zur wiederholten, emphatischen, dem Sinn nach oft beinahe überflüssigen
(an dieser Stelle besteht keine Verwechslungsgefahr hinsichtlich der
gemeinten Kuppel) Verwendung des Demonstrativums αὐτός bzw. ὁ αὐτός in
der Malalas-Chronik 18, 40.
(Laura Carrara)
7|6
"hochgezogen über zwanzig Füße"; zur Präposition ἐπί mit Akkusativ als
Ausdruck sowohl der zeitlichen als auch der räumlichen Ausdehnung in
der Malalas-Chronik Rüger
(1895), 41.
Mit diesem Hinweis auf die Erhöhung der Kuppel fällt die O-Version der
Malalas-Chronik wieder mit Theophanes' Chronographia (fast) wortwörtlich zusammen
(Theoph. 233, 2–3 de Boor; vgl. auch Cedr. 677, 3–4 Bekker). Der bei
Theophanes zwischen der Beschreibung des Einsturzes (bis Theoph. 232,
32 de Boor) und dieser Erwähnung des Resultats der Bauarbeiten (die
Kuppel wurde höher) dazwischengeschobene, hochinteressante Exkurs zu
den Ursachen der Statikprobleme der Hagia Sophia 18, 128 fehlt in der O-Version des
Malalas-Textes. Ob dieser Exkurs auf eine längere Fassung desselben
zurückgeht, welche Theophanes noch vorlag, ist eine nicht mehr mit
Sicherheit zu beantwortende Frage; zum Vergleich zwischen Theophanes
und O-Malalas im Einzelnen siehe Rochow (1983), 471;
optimistisch Mango
(1966), 358 ("a text ultimately deriving from the
complete Malalas").
Zur Parallelüberlieferung siehe auch Schreiner (1977),
77, hilfreich Millet
(1923), 603 mit vergleichender Zusammenstellung
der Texte.
(Laura Carrara)
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