Malalas 18.137 1–4 = 31–34 (Thurn)

Inhalt

Kapitel XVIII 137 gibt über die Einweihung einer der Märtyrerin Theodora gewidmeten Kirche Auskunft, die in der Nähe einer nicht weiter spezifizierten Brücke lokalisiert wird. Der zweite Teil des Abschnittes ist in seiner Interpretation unklar, da vermutlich korrupt: Diese Passage dreht sich um einen Befehl Justinians, der eine Gruppe von ἀργυρoπράται betrifft. Ein inhaltlicher Zusammenhang mit der Kirchenweihung mutet wahrscheinlich an, ist aber nicht zwingend gegeben.

Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur

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Μηνὶ αὐγούστῳ ἰνδικτιῶνος δεκάτης ἐγένοντο τὰ ἐγκαίνια τῆς
 
ἁγίας μάρτυρος Θεοδώρας τῆς οὔσης πλησίον τῆς γεφύρης. κατὰ κέλευ-
 
σιν δὲ τοῦ αὐτοῦ βασιλέως καὶ πρόβλησις ἐκ τῶν ἀργυροπρατῶν καὶ
 
φῶτα πάμπολλα ἐγένετο.
Philologisch-Historischer Kommentar
1/1 Μηνὶ αὐγούστῳ ἰνδικτιῶνος δεκάτης: Die Datierung dieses Abschnittes ist unzweideutig: Die zehnte Indiktion meint hier den September 561 bis August 562, womit das Ereignis in den August 562 fällt. In der relativen Chronologie deckt sich diese Angabe gut mit den Datierungen der in den vorangegangenen Kapiteln berichteten Begebenheiten: XVIII 136, 1. (Jonas Borsch)
1/6 τὰ ἐγκαίνια: Ἐγκαίνια sind Einweihungsfeierlichkeiten eines religiösen Gebäudes: XIII 17, 14. Kirchweihen gehören speziell in der 2. Hälfte des 18. Buches zum wiederkehrenden inhaltlichen Repertoire der Chronographia: XVIII 86, 1. Die Zunahme solcher Meldungen in der letzten Hälfte von Buch XVIII ist als Hinweis darauf interpretiert worden, dass hier eine Stadtchronik (acta urbis) als Quellengrundlage diente; es lassen sich im Einzelfall aber auch spezifische Gründe für die jeweilige Relevanz des Ereignisses ausmachen: XVIII 109, 1f.; für mögliche Gründe in diesem Fall XVIII 137, 3f.). (Jonas Borsch mit Olivier Gengler)
1f./1 Μηνὶ αὐγούστῳ ἰνδικτιῶνος δεκάτης ἐγένοντο τὰ ἐγκαίνια τῆς ἁγίας μάρτυρος Θεοδώρας τῆς οὔσης πλησίον τῆς γεφύρης: Der Satz gleicht in seinem Aufbau genau XVIII 113,1–2: Μηνὶ σεπτεμβρίῳ ἰνδικτιῶνος ιεʹ γέγονε τὰ ἐγκαίνια τῆς ἁγίας Εἰρήνης τῆς οὔσης πέραν ἐν Ἰουστινιαναῖς. Vgl. auch XVIII 109,1–3. (Olivier Gengler)
1f./8 τῆς ἁγίας μάρτυρος Θεοδώρας τῆς οὔσης πλησίον τῆς γεφύρης: Weder die Kirche der Märtyrerin Theodora noch die Märtyrerin selbst (die nicht mit der gleichnamigen Kaiserin zu verwechseln ist) sind ohne Weiteres zu identifizieren. Märtyrerinnen des Namens Theodora sind für unterschiedliche Orte und Zeiten überliefert (wenn auch unter Verwendung sich wiederholender Erzählelemente, vgl. Halkin 1957, 271). Eine von Thurn/Meier 2009, 526, Anm. 753 vermutete Verwechslung mit der in Procop. aed. I 4,28 erwähnten Theodota-Kirche am Hebdomon ist unwahrscheinlich, da Justinian diesen Bau laut derselben Prokop-Stelle bereits während der Regierungszeit seines Vorgängers Justin errichtet hatte.

Ein konkreter Hinweis ergibt sich jedoch aus Malalas' Lokalisierung der Kirche "nahe der Brücke" (mit bestimmtem Artikel: πλησίον τῆς γεφύρης). Das Synaxarion der Hagia Sophia erwähnt für den 18. September (4, c. 57 Delehaye) den Gedenktag (μνήμη) einer heiligen Theodora, deren σύναξις (Versammlung zum Gedenktag) πλησίον τῆς Ἰουστινιανοῦ γεφύρας abgehalten werde, also nahe der "justinianischen Brücke". Auf Basis einer Stelle des Synaxarion__ zum 29. Juli (1, c. 854 Delehaye), die ebenfalls πλησίον τῆς Ἰουστινιανοῦ γεφύρας eine σύναξις für den Heiligen Kallinikos verortet, geht Janin 1953, 154 davon aus, dass diese Brücke mit der später belegten Kallinikos-Brücke zu identifizieren ist, die nördlich der Stadt den Barbyzes, einen Zufluss des Goldenen Hornes, überquerte (s. Janin 1964, 240–242). Diese Lokalisierung ist jedoch wahrscheinlich unzutreffend. Die Feier für den Heiligen Kallinikon fand laut Synaxarion__ eigentlich πλησίον τῆς Ἰουστινιανοῦ γεφύρας καὶ πλησίον τοῦ Πετρίου statt, wobei deutlich wird, dass es um einen Ort nahe der Brücke auf der Seite des Petrions (Stadtviertel von Konstantinopel) geht – und nicht um zwei Orte, wie Janin 1953, 284 hier offensichtlich annimmt; vgl. eine ähnliche Verortung des Martyrions von Euphemia im Synaxarion__ zum 16. September (1, c. 49 Delehaye) ἐν τοῖς Ἀντιόχου καὶ πλησίον τῶν Λαύσου mit dem Kommentar von Janin 1953, 129 (es handelt sich um eine einzige Ortschaft, die an der Grenze zwischen zwei Stadtvierteln lag, namentlich in der Nähe des Hippodroms). An der vorliegenden Stelle ist die doppelte Ortsangabe notwendig, um zu spezifizieren, welche Seite der Brücke gemeint war.

Falls die justinianische Brücke im Bereich des Petrion lag, kann es sich nur um eine Brücke handeln, die das Goldene Horn überquerte. Deren Existenz erkannte Janin 1964, 240f. zwar an, wollte sie aber nicht mit der "Brücke von Justinian" identifizieren. Die Kirche der Hl. Theodora stand wahrscheinlich am anderen Ende der Brücke, am nördlichen Ufer des Goldenen Horns. Der Palast "der Heiligen Theodora", den 922 die Bulgaren bei einem Raubzug erreichten (Theoph. cont. 402 Bonn; Janin 1964, 467 mit weiteren Quellen) dürfte in der Nähe jenes Ortes zu suchen sein, an dem ein Jahr zuvor die Bulgaren von Zar Symeon bereits den Palast von Pegai niedergebrannt hatten (Theoph. cont. 401–402 Bonn; dazu Janin 1964, 142f., der den Theodora-Palast jedoch, seiner wohl falschen Lokalisierung der justinianischen Brücke entsprechend, am Lauf des Barbyzes verortet [ebd., 145]). (Jonas Borsch, Olivier Gengler)
2/9 κατὰ κέλευσιν δὲ τοῦ αὐτοῦ βασιλέως: Zum Ausdruck κατὰ κέλευσιν: I 1, 8. Die Anweisung wurde von Lounghis/Blysidu/Lampakes 2005 ohne weiteren Kommentar erfasst (RKOR Nr. 1444). (Olivier Gengler mit Brendan Osswald)
3/7 πρόβλησις: πρόβλησις ist das vom Verb προβάλλω abgeleitete nomen actionis__ und in der Chronographia__ nur hier belegt. Die von Lampe s.v. πρόβλησις 3 vorgeschlagene Bedeutung "exhibition", die in den modernsten Übersetzungen der Chronographia__ und im Index verborum ad res Byzantinas spectantium__ von Thurn übernommen wurde, wäre lediglich durch die Chronographia__ bekannt. Brandes 2017 364 (vgl. 362), der diese Übersetzung für sinnlos hält, hat vorgeschlagen, πρόβλησις hier die Bedeutung "Beförderung, Ernennung" zuzuschreiben, die insbesondere ab dem 9. Jh. gut belegt ist (vgl. LBG s.v. πρόβλησις). Dieses Argument hätte durch die allgemeine Begriffsverwendung in der Chronographia Kraft gewinnen können: Das Verb προβάλλω hat in seinem 23 Okkurenzen ausschließlich die Bedeutung "(zu einer Funktion) befördern, ernennen" (XVIII 85, 5). Der Text wäre dann durch die sonst gut dokumentierten Kürzungen der Chronik erheblich verändert worden, wobei der Epitomator einen Begriff seiner eigenen Zeit (πρόβλησις) verwendet hätte, um die Beförderung von ἀργυροπράται zu umschreiben (so Brandes 2017, 363 und 364). In dieser Hypothese muss man also davon ausgehen, dass der Chronist ursprünglich das Verb προβάλλω verwendet hätte, wahrscheinlich mit einem doppelten Akkusativ, um die beförderte(n) Person(en) und das Amt, in das sie eingesetzt wurde(n), zu bezeichnen (vgl. z.B. IV 20,15: καὶ προεβάλετο κατὰ κέλευσιν θεοῦ βασιλέα τὸν Δαβὶδ).

Der Zusammenhang zwischen der Beförderung von Silberverkäufern und der Einweihung der Theodora-Kirche (bei Interpretation des ganzen Abschnitts als Sinneinheit), bzw. zwischen der Beförderung von Silberverkäufern und dem Anzünden von Lichtern (die Annahme zugrundegelegt, dass der Abschnitt zwei voneinander unabhängige Ereignisse berichtet), scheint aber nicht klar zu sein (vgl. Brandes 2017, 363–364; XVIII 137, 3).

Eigentlich ist die Ausstellung von Wertgegenständen, besonders von Gold- und Silbergegenständen im Rahmen von Prozessionnen, durchaus gut belegt. Im Buch de Ceremoniis__ (12,19–13,1) wird sogar explizit die Rolle der Silberverkäufer im Zusammenhang mit der Ausschmückung des Palastes anlässlich einer Prozession zur Hagia Sophia erwähnt: αὐτὸ γὰρ τὸ Τριβουνάλιον κατακοσμοῦσιν οἵ τε βεστιοπράται καὶ ἀργυροπράται διά τε βλαττίων καὶ λοιπῶν ἐντίμων ἁπλωμάτων τε καὶ πέπλων, καὶ μὴν διά τε χρυσῶν καὶ ἀργυρῶν παντοίων σκευῶν τοῦτο καταγλαΐζουσιν· "The clothing merchants and silver-dealers decorate the said Tribunal with silks and other valuable cloths and robes, and adorn it with all kind of gold and silver vessels" (Übers. Moffatt/Tall 2012; zur Topographie dieses Teils des Palastes s. Janin 1964, 110–112). Das Buch de Ceremoniis__ (572, 14–19) beschreibt auch wie folgt die Ausschmückung der Magnaura im Mai 946: ἰστέον, ὅτι τὸ τριβουνάλιον ἐξώπλισεν ὁ ὕπαρχος κατὰ τὸ εἰωθὸς τῆς προελεύσεως ἀπό τε βλαττίων ἁπλωμάτων καὶ σενδὲς καὶ ἀπὸ ἔργων χρυσῶν καὶ χειμευτῶν καὶ ἀναγλύφων ἀργυρῶν, δηλονότι τῶν ἀργυροπρατῶν ταῦτα παρεχόντων. "Note that, as customary for a procession, the eparch fitted out the Tribunal with silks cloths and sendals and with objects of gold and enamel and chased silver – that is to say, the silver-dealers supplied these" (Übers. Moffatt/Tall 2012). Es ist also davon auszugehen, dass Justinian prachtvolle Feierlichkeiten für die Einweihung der Kirche der Hlg. Theodora dekretiert hatte, die die Ausstellung von Gold- und Silbergegenständen durch die Silberverkäufer sowie Illuminationen beinhalteten.

Die Bedeutung "ausstellen" für προβάλλω ist z.B. bei Kosmas Indikopleustes, Top. Christ.__ II 51 belegt (die von Lampe s.v. προβάλλω A 2 "exhibit ostentatiously, make a show of" zitierte Stellen sind hier irrelevant und bezeichnet lediglig ein Verhalten). Es ist daher wahrscheinlich, dass der Chronist hier ebenfalls προβάλλω in einer passiven Form mit der Bezeichnung der ausgestellten Objekte als Subjekt verwendet hatte, und dass der Epitomator tatsächlich das Syntagma durch das ihm bekannte nomen actionis__ πρόβλησις zusammengefasst hat (die Hypothese von Brandes 2017, 363 scheint in dieser Hinsicht zutreffend zu sein). (Olivier Gengler)
3/7 πρόβλησις ἐκ τῶν ἀργυροπρατῶν: Auch wenn der in O erhaltenen Umschreibung wohl eine das Verständnis erschwerende Kürzung zugrunde liegt, lässt sich der Sinn des Abschnittes aufgrund einschlägiger Parallelstellen im Zeremonienbuch wohl im Sinne der modernen Übersetzungen (vgl. Thurn/Meier 2009, 526; Jeffreys/Jeffreys/Scott 1986, 301) mit einer öffentlichen "Ausstellung" – wahrscheinlich von kostbaren religiösen Gegenständen – erklären: XVIII 137, 3. Die Hypothese von Brandes 2017, 362–364, wonach es sich bei der πρόβλησις um eine kaiserlich verfügte "Beförderung" handele, passt im Grundsatz zwar ins Gesamtbild der Chronographie__, die über die Vergabe von Ehrentiteln an bestimmte Gruppen oder über die Titelvergabe an einzelne Personen durchaus regelmäßig berichtet (vgl. etwa Malal. X 19; XI 16, ΧΙΙ 21, ΧΙΙ 30, XIV 6, XVIII 29); entsprechende Stellen beziehen sich aber meistens unter Verwendung des Begriffes ἀξία ("Würdestellung") auf lokale Eliten in den Provinzen des Reiches, wozu diese Stelle kaum passt. Auch die Art der Promotion wie auch ein eventueller konkreter Anlass würden an der hiesigen Stelle ganz unklar bleiben (wenngleich nicht auszuschließen ist, dass dafür ein Textausfall verantwortlich ist). Da das im selben Satz erwähnte Aufstellen von Lichtern (XVIII 137, 3f.) sich mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die Kirchenweihung beziehen muss, liegt es nahe, dass die πρόβλησις ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört, was sich mit den Schilderungen im Zeremonienbuch ausreichend kontextualisieren ließe.

Auffällig ist der Umstand, dass die ἀργυροπράται in der Chronographie nur wenig später abermals Erwähnung finden, nämlich im Zusammenhang mit einer drei Monate später zu datierenden Verschwörung gegen Justinian, an der explizit auch ἀργυροπράται beteiligt waren (XVIII 141). Dort muss es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um besonders reiche bzw. einflussreiche Angehörige dieser Gruppe gehandelt haben. Auch wenn die Gruppe sicherlich eine deutlich größere Bandbreite von Personen umfasste (XVIII 137, 3), kann man mit einiger Berechtigung darüber nachdenken, ob zwischen beiden Ereignissen ein Zusammenhang bestanden haben könnte: Aus dem Vorschlag von Brandes ließe sich in diesem Sinne ableiten, dass der Kaiser den ἀργυροπράται bereits im Vorfeld der Verschwörung mit Zugeständnissen entgegenzukommen gesucht hatte: Dass viele von ihnen tatsächlich nach Hofämtern strebten, betont Brandes 2017, 364; vgl. Jones 1964, II, 571; Brandes 2002, 622–627. Auf Basis der Übersetzung mit "display" haben Macrides/Magdalino 1988, 72 die Passage hingegen genau andersherum bewertet: Ihrer Meinung nach ist sie ein Ausweis der "heavy demands", die der Kaiser den ἀργυροπράται auferlegt habe, was die Verschwörung begünstigt haben könnte. (Jonas Borsch)
3/8 ἐκ τῶν ἀργυροπρατῶν: James 1990, 222 zitiert ἀργυροπράτης zurecht als eines der Wörter, die vor Malalas' Zeit nicht belegt sind. Die ἀργυροπράται waren als Gilde organisiert und belegten den ersten Rang unter den Händlern (πραγματεῦται), wie die Beschreibung von Justinians Triumph im Aug. 559 zeigt: de Ceremoniis__ 498,4. Auch wenn der Geschäftsbereich der ἀργυροπράται dazu führte, dass diese große Mengen von Edelmetalle und Geld handhabten und dadurch in der Lage waren, Geld zu leihen, wäre es inkorrekt, sie als "Bankiers" zu bezeichnen ([_contra_] Brandes 2017 362). Sie waren "Silberverkäufer". Nichtsdestotrotz haben sie als Bankiers gedient, wie die verschiedenen Gesetze Justinians, die sie betreffen, zeigen, und manche von ihnen sind dadurch reich genug geworden, um sich Ämter kaufen zu können: Brandes 2017, 364 und 372–378 mit den Referenzen. (Olivier Gengler)
3f./11 καὶ φῶτα πάμπολλα ἐγένετο: "Und es wurde eine Unmenge von Lichtern angesteckt" (Thurn/Meier 2009, 526). Dieser Zusatz bezieht sich noch auf den Befehl des Kaisers (κατὰ κέλευσιν, Z. 2f.) und gehört nach Ausweis des überlieferten Textes zudem mit der vorangehend berichteten πρόβλησις zusammen. Es liegt nahe, dass das Aufstellen zahlreicher Lichter in den Rahmen einer irgendwie gearteten Zeremonie fällt. Dabei kommt am ehesten die Weihezeremonie für die Kirche infrage: Sowohl bei Weihezeremonien als auch bei Reliquienprozessionen konnte das Mitführen/Entzünden von Kerzen eine bedeutende liturgische Rolle spielen, vgl. RAC, s.v. Fackel (Kerze), 202f. (J. Gagé); vgl. auch die wiederkehrende Rolle der Kerzen und Lichter in der Beschreibung der kaiserlichen Prozession zur Hagia Sophia im Buch de Ceremoniis__ 1–22.

Erklärungsbedürftig ist in diesem Kontext jedoch, warum hier eine Anordnung des Kaisers vonnöten gewesen sein soll. Für eine solche Weisung findet sich Vergleichbares in Theoph. 234,20–235,1 de Boor für das Jahr 560/61 (möglicherweise auf Malalas zurückgehend), wonach der Stadtpräfekt, zwar nicht auf Geheiß des Kaisers, wohl aber des Senates, in der ganzen Stadt Lichter ansteckte, um das Gerücht zu zerstreuen, der Kaiser sei gestorben (vgl. Brandes 2017, 363f.). Das deutet für die hiesige Stelle darauf hin, dass das Entzünden von Kerzen im Rahmen der Liturgie von offizieller Seite noch durch eine Illumination der Stadt (oder des Prozessionsweges?) gesteigert wurde, z.B. durch Aufstellen von Fackeln. Denkbar wäre, dass die besondere Aktivität des Kaisers bei der Einweihung gerade dieser Kirche mit der Namensvetterschaft der geehrten Heiligen zur 548 verstorbenen Kaiserin Theodora zusammenhängt. Hier könnte auch ein Grund dafür liegen, dass neben den Einweihungen so prominenter Gotteshäuser wie der Hagia Sophia, der Apostelkirche (wo Kaiserin Theodora gegraben war) oder der Hauptkirche von Antiochia am Orontes gerade diese Weihezeremonie in Malalas Erwähnung findet (XVIII 137, 1). (Jonas Borsch mit Olivier Gengler)
Parallelüberlieferung
Keine
Literatur
Brandes (2002): Brandes, Wolfram: Finanzverwaltung in Krisenzeiten. Untersuchungen zur byzantinischen Administration im 6.–9. Jahrhundert, Frankfurt am Main, 2002.
Brandes (2017): Brandes, Wolfram: Eine Verschwörung gegen Justinian im Jahre 562 und Johannes Malalas, Carrara, Laura/Meier, Mischa/ Radtki-Jansen, Christine, Die Weltchronik des Johannes Malalas. Quellenfragen, 2, Stuttgart 2017, 357–392.
Halkin (1957): Halkin, François: Bibliotheca Hagiographica Graeca II, Brüssel, 1957.
James (1990): James, Alan: The language of Malalas, 1: General survey, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 217–224.
Janin (1953): Janin, R.: Les églises et les monastères, Paris, 1953.
Janin (1964): Janin, Raymond: Constantinople byzantine: développement urbain et répertoire topographique, Paris, 1964.
Jones (1964): Jones, A.H.M.: The Later Roman Empire 284-602, Oxford, 1964.
Lounghis/Blysidu/Lampakes (2005): Lounghis, T.C./Blysidu, V./Lampakes, S.: Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 476 bis 565, Nicosia, 2005.
Macrides/Magdalino (1988): Macrides, Ruth/Magdalino, Paul: The architecture of ekphrasis: construction and context of Paul the Silentiary's poem on Hagia Sophia, Byzantine and Modern Greek Studies, 1988, 47–82.
Mango/Scott (1997): Mango, Cyril and Scott, Roger: The Chronicle of Theophanes Confessor. Byzantine and Near Eastern History AD 284–813, Oxford, 1997.
Moffatt/Tall (2012): Moffatt, Ann/Tall, Maxeme: Constantine Porphyrogennetos The Book of Ceremonies in 2 volumes. Volume I Book I including the Appendix to Book 1 (Imperial Expeditions), Canberra, 2012.
Thurn (2000): Thurn, Johannes: Ioannis Malalae Chronographia, Berolini et Novi Eboraci, 2000.