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Der Abschnitt 15 behandelt die Geschichte der
Kriegführung zweier von Malalas als Inder bezeichneter Verbände, der Homeriten
(alternative Bezeichnung Ameriten) mit ihrem dem jüdischen Glauben anhängenden
König Dimnos sowie der A(u)xumiten mit ihrem von Malalas mit Andas bezeichneten
König. Die Ursache für die kriegerische Auseinandersetzung wird gleich zu Beginn
genannt: Die Tatsache, dass der Homeritenkönig Dimnos römische Händler, die
durch sein Gebiet nach Auxumene reisen wollten, unter dem Vorwand, dass die
Römer als Christen den Juden häufig Schaden zufügten, töten lässt und somit den
römischen Handel mit den Axumiten unterbricht, nimmt der Axumitenkönig
seinerseits zum Anlass, gegen die Homeriten vorzugehen. Noch vor Kriegsbeginn
leistet er den Schwur, zum Christentum überzutreten, sollte er Dimnos besiegen
können. Mit diesem Bekenntnis zum Christentum und der daraus resultierenden
Hilfe des christlichen Gottes gelingt dem Axumitenkönig der Sieg. Im Anschluss
lässt er durch eigene Gefolgsleute bei Justinian um die Veranlassung wichtiger
Maßnahmen bitten, die ihn dem christlichen Glauben näher bringen können: Er
erbittet sich einen Bischof und mehrere Kleriker, die in sein Land kommen
sollen, sowie Religionsunterricht und eine Unterweisung in den christlichen
Sakramenten. Gekrönt wird der Prozess durch seine eigene Taufe und ein für alle
Verbandesgenossen ausgesprochenes Bekenntnis zum Christentum. Die kurze
Geschichte wird präsentiert als ein Siegeszug des rechtgläubigen Axumitenkönigs,
der sich durch sein Bekenntnis zum christlichen Glauben nun auch der Hilfe
Justinians sicher sein kann.
Die vorliegende Passage ist in der Forschung (v.a.
Theoph. 222, 33–223, 27; Cedr. 656, 6–15;
συνέβη wird zunächst regelmäßig mit einem AcI konstruiert, doch wird
der Satz dann mit den Nominativen οἱ ὀνομαζόμενοι Αὐξουμῖται und οἱ
Ὁμηρῖται anakoluth weitergeführt. Vgl. allerdings die
Parallelüberlieferung bei Theoph. 222, 33 – 223, 1: Τούτῳ τῷ ἔτει
συνέβη πολεμῆσαι ἀλλήλους τὸν βασιλέα τῶν Αὐξουμιτῶν Ἰνδῶν .....
Ἰουδαίων ἐξ αἰτίας τοιαύτης. Die Lacuna im Theophanes-Text ist nach de
Boor etwa folgendermaßen zu ergänzen: καὶ τὸν βασιλέα τῶν Ὁμηριτῶν. Auf
jeden Fall scheint – anders als im
Der Ausdruck πραγματευτής ('Händler', 'Handelsreisender' auch
'Unterhändler', 'Rechtsvertreter') ist nachklassisch, zuerst bei
Plutarch belegt, vgl. Plu. 525 A; 831 Α; PColumb, in: JEA 18,16 (2. Jh.
n. Chr.), PMasp. 158, 17 (5. Jh. n. Chr.); Philogelos 46; 132; Pall.,
H. Laus. 13; Io.Mosch.
„Es gibt nämlich sieben Königreiche von Indern und Äthiopern: drei von
den Indern, vier aber von den Äthiopern, welche nahe am Ozean über die
östlicheren Landesstriche hinweg liegen“ (
Der Artikel ist hier ungewöhnlich. Vom klassischen Sprachgebrauch weicht außerdem die lokative Verwendung der Präposition ἐπί + Akk. statt ἐν + Dat. ab. (Johann Martin Thesz)
Der finale Infinitiv wird bei Malalas sonst meist mit εἰς (am
häufigsten) oder πρός bzw. διά eingeleitet, die Verwendung von ἐπί an
dieser Stelle möglicherweise zur Vermeidung der erneuten Wiederholung
der Präposition nach der Partizipialkonstruktion εἰσελθόντων εἰς τὴν
χώραν τῶν Ἀμεριτῶν, vgl.
Bei diesem die römischen Händler mordenden Herrscher Dimnos handelt es sich um einen nicht näher bekannten König, der auch unter anderen Namensvarianten in von Malalas abhängigen Parallelschriften Erwähnung findet: Damianos, Damnos, Dimnum. Da keine unabhängigen Quellen vorliegen, die diesen Namen überliefern und sich in den homeritischen Herrscherlisten für die hier relevanten Jahre 528/529 keine Könige mit diesem Namen nachweisen lassen, muss davon ausgegangen werden, dass Malalas für diesen Zusammenhang Quellen konsultiert hat, die uns heute nicht mehr vorliegen bzw. in der Reihenfolge der historischen Ereignisse und der darin involvierten axumitischen und homeritischen Herrscher durcheinandergeraten ist (s.u.), was als die wahrscheinlichere Variante angesehen werden muss. Bereits die Einordnung dieses Konfliktes in die Zeit der Herrschaft Justinians scheint schwierig, (s.u.). Interessant ist, dass Theophanes die beschriebenen Ereignisse für den Zeitraum 542/543 ansetzt, also noch später als Malalas, was als eine noch weitere Entfernung vom eigentlichen Kontext angesehen werden muss.
Verwendung des Perfekt statt des zu erwartenden Aorist. Die Aufhebung
des Unterschieds von Aorist und Perfekt ist charakteristisch für das
byzantinische Griechisch, vgl.
Klassisch wird εὖ, κακῶς ποιεῖν mit dem Akkusativ konstruiert. Theoph. 223, 7f. hat hier οἱ Ῥωμαῖοι κακοποιοῦσι τοὺς ἐν τῇ χώρᾳ αὐτῶν Ἰουδαίους καὶ φονεύουσιν αὐτούς. (Johann Martin Thesz)
zur Unterbrechung des Handels präzisiert Theoph. I 233,9: „die Handelstätigkeit der inneren Inder unter dem Auxumiten“. (Johann Martin Thesz)
Auch der hier beschriebene Herrscher der Axumiten, dessen Name "Andas"
an zwei Stellen innerhalb des Buches XVIII des Malalas wörtlich fällt
(XVIII 9 und XVIII 15), wird lediglich bei Malalas und den auf ihn
aufbauenden Quellen genannt, in der Parallelstelle bei Theophanes
(233,10) findet sich der Name „Adaa“. Wie weiter unten gezeigt wird,
muss auch für die auxumitische Seite bei dieser Beschreibung von einem
Anachronismus ausgegangen werden, da König Andas vor Kriegsbeginn den
Schwur leistete, sich bei einem Sieg zum Christentum zu bekehren.
Faktisch waren die Axumiten jedoch spätestens seit der Herrschaft
Justins christlich geworden (wenn sie es nicht ohnehin schon waren; als
erster zum Christentum bekehrter Herrscher muss Ezana um 350 n. Chr.
angesehen werden, vgl. hier
Welche kriegerische Auseinandersetzung an dieser Stelle gemeint ist,
wurde vielfach diskutiert. Zusammenfassend sei hier auf die
Ausführungen Brakmanns in seinem Artikel zur Stadt Aksum verwiesen, der
zwei historische Abläufe mit den ihnen zugehörigen Personen als
mögliche Grundlage für die Beschreibung bei Malalas aufführt
(
συντάττομαι, med., im Sinne von 'versprechen' ist spätgriechisch (vgl.
Lampe s.v. συντάσσω C.1.), in diesem Sinne auch Marc. Diac.,
auch hier unterstreicht Theophanes die Religiösität des axumitischen Herrschers ein: vgl. Theoph. 223,19: „und der Danksagung an Gott“. Interessant ist die Bezeichnung „Senatoren“ für Offizielle/Beamte des indischen Königs: Offensichtlich hat hier eine Übertragung des römischen Staatssystems/Denkens auf fremdländische Verhältnisse stattgefunden. Es zeigt sich erneut die Verschmelzung von Malalas‘ eigener Wirklichkeit und den von ihm beschriebenen historischen Ereignissen.
δέομαι wird klassisch mit einfachem Infinitiv konstruiert. Die
Hinzufügung von ὥστε zum Inifinitv bei Verben des Betens, Bittens und
Befehlens begegnet häufiger bei Malalas, vgl.
Likinios war
Im klassischen und Koine-Griechisch wird πρεσβευτής meist mit Genitiv (z.B. Th. VI 81: ὁ τῶν Ἀθηναίων πρεσβευτὴς; Aeschin. 2, 121: Ἀθηναίων πρεσβευτὴς; Plb. I 6, 5: τοὺς πρεσβευτὰς Ῥωμαίων; IV 47, 5: τοὺς τῶν Ῥοδίων πρεσβευτάς) oder mit παρά τινος (z.B. D. 18, 77: παραγενόμενοι πρὸς ἐμὲ οἱ παρ’ ὑμῶν πρεσβευταί; 23, 13: πρὸς ὑμᾶς ἧκεν Ἀριστόμαχος πρεσβευτὴς παρ’ αὐτῶν; Aeschin. 2, 86: τὸν πρεσβευτὴν τὸν παρὰ Κερσοβλέπτου; Plb. II 63, 1: τὸν παρὰ Πτολεμαίου πρεσβευτὴν; IV 30, 7: τοῖς δὲ παρὰ τῶν Αἰτωλῶν πρεσβευταῖς) verbunden. (Johann Martin Thesz)
Es erfolgt erst an dieser Stelle die eigentliche Benennung des axumitischen Königs mit dem Namen Andas, vgl. XVIII 9 und die Ausführungen weiter oben. Theophanes beschreibt in 223,27 das Ende der Geschichte erneut mit stärkerem Fokus auf die Hinwendung zum christlichen Glauben: „Und so kamen alle von ihnen zum Christenglauben und ließen sich taufen.“