Malalas 18.16 1–20 = 17–36 (Thurn)
στίνης Διομήδου σιλεντιαρίου μετὰ τοῦ φυλάρχου <τῶν ὑπὸ Ῥωμαίους
Σαρακηνῶν> Ἀρέθα. ὁ δὲ Ἀρέθας φοβηθεὶς εἰσῆλθεν εἰς τὸ ἐνδότερον λί-
μιτον ἐπὶ τὰ Ἰνδικά. καὶ μαθὼν τοῦτο Ἀλαμούνδαρος ὁ Σαρακηνὸς τῶν
σεν αὐτόν· ἦν γὰρ μετὰ χιλιάδων τριάκοντα. καὶ μαθὼν ταῦτα ὁ βασι-
λεὺς Ἰουστινιανὸς γράφει τοῖς δουξὶ Φοινίκης καὶ Ἀραβίας καὶ Μεσοπο-
ταμίας καὶ τοῖς τῶν ἐπαρχιῶν φυλάρχοις ἀπελθεῖν κατ' αὐτοῦ καὶ κατα-
τιωτικῆς βοηθείας· καὶ μαθὼν Ἀλαμούνδαρος ὁ Σαρακηνὸς ἔφυγεν εἰς τὰ
Ἰνδικὰ μέρη μεθ’ ἧς εἶχε βοηθείας Σαρακηνικῆς. καὶ εἰσελθόντες οἱ δοῦκες
Ῥωμαίων καὶ οἱ φύλαρχοι μετὰ βοηθείας συνεπομένης, καὶ μηδαμοῦ αὐ-
15 (31)
τὸν καταλαβόντες ὥρμησαν ἐπὶ τὰ Περσικὰ μέρη, καὶ παρέλαβον τὰς
σκηνὰς αὐτοῦ, καὶ αἰχμαλώτους δὲ ἔλαβον πλῆθος ἀνδρῶν καὶ γυναικῶν
καὶ παιδίων καὶ ὅσας εὗρον καμήλους δρομωναρίας καὶ ἄλλα διάφορα
κτήνη. ἔκαυσαν δὲ καὶ κάστρα Περσικὰ τέσσαρα παραλαβόντες καὶ τοὺς
ἐν αὐτοῖς ὄντας Σαρακηνούς τε καὶ Πέρσας, καὶ ὑπέστρεψαν εἰς τὰ
Kapitel-Kommentar
Mal. 18.16
In Kapitel 16 berichtet Malalas von Auseinandersetzungen zwischen Römern und Sarazenen (womit Araber gemeint sind), die dem Imperium in justinianischer Zeit durch zahlreiche Überfälle schwer zu schaffen machten. Konkret geht es hier um die Entsendung eines Heeresaufgebots durch Justinian gegen Alamundaros, der zuvor einen romtreuen Phylarchen mit dem Namen Arethas umgebracht hatte. Eine Parallelüberlieferung findet sich bei Theoph. 179,15–27, der die Ereignisse stark verkürzt wiedergibt und dabei sämtliche Namen, bis auf den des Alamundaros, weglässt. Dazu: Sartre 1982, 166–168; Greatrex 1998, 151–153. (Brendan Osswald)
Philologisch-Historischer Kommentar
6ff./11 ὁ βασιλεὺς Ἰουστινιανὸς γράφει τοῖς δουξὶ Φοινίκης καὶ Ἀραβίας καὶ Μεσοποταμίας καὶ τοῖς τῶν ἐπαρχιῶν φυλάρχοις ἀπελθεῖν κατ' αὐτοῦ καὶ καταδιῶξαι αὐτὸν καὶ τὸ πλῆθος αὐτοῦ: Die Konstruktion γράφειν τινί + Inf. ('jmd. schriftlich anweisen, etw. zu tun') ist nicht literarisch, vermutlich handelt es sich um eine Ausdrucksweise der Amtssprache, vgl. SIG 552, 13–15 (Abai in Phokis, 3. Jh. v. Chr.), wo es ebenfalls von einer herrscherlichen Anweisung gebraucht wird. (Johann Martin Thesz)
9/10 Ἀρέθας: Ein weiterer Arethas (al-Hārith) war 528–564 Herrscher über die Jafniden, die einem aus mehreren Stämmen bestehenden Verband der Ghassaniden vorstanden, vgl. Greatrex 2005, 498f., und Phylarch der mit Rom verbündeten Araber im römisch-persischen Grenzraum und patricius. Ab wann die Ghassaniden, die im 6. Jh. zu den wichtigsten arabischen Partnern des Reiches wurden, in einem Bündnis mit Rom standen, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Möglicherweise hat sich Kaiser Anastasios bereits im Jahr 502 mit ihnen verbündet (s.o.); spätestens seit 528 traten sie als römische Verbündete auf, vgl. dazu die Ausführungen ad Malal. XVIII 32. Justinian pflegte das Verhältnis zu dem arabischen Partner, der die militärischen und wirtschaftlichen Interessen des Reiches im arabischen Raum wahren sollte. Besonders als Gegengewicht zu den Lahmiden unter Alamundaros, die mit den Sassaniden verbündet waren, spielten sie eine zentrale Rolle (vgl. Meier 2009, 193). So verlieh Justinian Arethas in der Hoffnung, er könne die Macht des Alamundaros brechen, die Königwürde und stellte ihn an die Spitze eines Heeresverbandes. Allerdings konnte Arethas dieser Aufgabe nicht gerecht werden: Ἀλαμούνδαρος μέντοι οὐδέν τι ἧσσον, εἰ μὴ καὶ μᾶλλον, τὰ Ῥωμαίων πράγματα ἔφθειρεν, Ἀρέθα ἐν πάσῃ ἐφόδῳ τε καὶ ἀγωνίᾳ ἢ ἀτυχοῦντος ὡς μάλιστα ἢ καταπροδιδόντος ὡς τάχιστα. (Procop. Pers. I 17,48). Wann diese Ernennung durch Justinian genau erfolgte, ist unklar, sie fand aber vermutlich Ende 528 oder Anfang 529 statt. Im Jahr 528 ist er, jedenfalls nach Malalas, einer von vielen Heerführern, die von Justinian gegen Alamundaros ausgesandt wurden. Möglicherweise hat die Tatsache, dass sich Arethas auf dieser Expedition bewährt hat, den oströmischen Kaiser dazu veranlasst, ihn zu befördern. („The successful expedition is one of the background elements that explain Justinian’s fateful decision shortly after to elevate Arethas to an extraordinary Basileia and supreme phylarchate“; Shahîd 1995, 75f.) Dass die von Justinian getroffenen Maßnahmen keine Besserung brachten, ist auch an der Tatsache zu erkennen, dass Alamundaros im Frühjahr 529 Apameia und Edessa verwüstete und dabei bis in die Randbezirke Antiocheias vordrang (Malal. XVIII 32). In der Folgezeit kämpfte Arethas unter Belisar gegen die Perser und geriet einige Male in Konflikt mit Alamundaros, den er schließlich 554 in einer Schlacht besiegte und tötete. Vermutlich ist der φύλαρχος, den Theophanes (Theoph. 179,20) nicht weiter charakterisiert, mit Arethas zu identifizieren (PLRE IIIA, 111–113).
10/7 Διονύσιος: Dux Phoenices 528 (PLRE IIIA (Dionysius 1), 403). Er war einer von drei römischen Befehlshabern, die neben den bereits erwähnten Phylarchen an der Expedition gegen Alamundaros teilnahmen. Es ist sicher kein Zufall, dass Justinian kein rein aus persischen Auxiliartruppen bestehendes Heer entsandte, denn dies hätte den Eindruck erweckt, es handele sich um einen inner-arabischen Konflikt. Aber für den oströmischen Kaiser ging es um mehr, nämlich um eine Machtdemonstration Roms im arabischen Raum, denn mit Arethas war ein Föderierter Roms getötet wurden (Shahîd 1995, 72).
11/6 Σεβαστιανός: Militärischer Befehlshaber im Osten 528 (PLRE IIIB (Sebastianus 1), 1118f.). Kurze Zeit nach dem Angriff auf Alamundaros nahm er an einem Feldzug gegen die Perser teil, wobei er eine isaurische Truppe befehligte (Malal. XVIII 26: μετὰ τῆς Ἰσαυρικῆς χειρός), und geriet in Gefangenschaft.
20/2 μετὰ νίκης: 'siegreich'. Der Ausdruck ist unklassisch (statt des Partizips νικήσας), vgl. z.B. LXX, 3 Macc. 3, 20; Str. 15, 1, 5; A. Xanthipp. 25, 40; Thdt., H. Rel. 21, 35; Marc. Diac., V. Porph. 25 (μετὰ νίκης μεγάλης); Leont. Const., In ramos palmarum (homilia 3a) 16; bei Malalas außerdem noch ΧIII 2 (243, 18), XVIII 2, (355, 24) und XVIII 65 (391, 37f.). In der byzantinischen Literatur z.B. Theodoros Studites, Epistulae 51, 70; Theoph. 179, 27 (μετὰ νίκης μεγάλης); 354, 16; 425, 2; Cedr. 1, 286, 1f. (μετὰ νίκης πολλῆς); 2, 123, 19 (μετὰ νίκης λαμπρᾶς); 2, 475, 19; Anna Comnena, Alexias 15, 1, 5 (μετὰ νίκης λαμπρᾶς). (Johann Martin Thesz)
Parallelüberlieferung
Theoph. 179, 15–27; Joh. Nik. XC 79–80; Cedr. 644.1–12.
Literatur
Cappel (1991): Cappel, Andrew J.: s.v. Phylarch, The Oxford Dictionary of Byzantium, 1991, 16–72.
Dörper (1993): Dörper, Sven: Zum Problem der Herkunft des Völkernamens Saraceni, Neue Romania, 1993, 91–107..
Fisher (2011): Fisher, Greg: Between empires: Arabs, Romans, and Sasanians in late antiquity, Oxford, 2011.
Greatrex (1998): Greatrex, Geoffrey: Rome and Persia at war, 502–532, Leeds, 1998.
Greatrex (2005): Greatrex, Geoffrey: Byzantium and the East in the Sixth Century, 2005, 477–509.
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Haarer (2006): Haarer, Fiona K.: Anastasius I. Politics and Empire in the Late Roman World, Cambridge, 2006.
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Mango (1991a): Mango, Marlia M.: s.v. Euphratensis, The Oxford Dictionary of Byzantium, 1991, 748.
Mayerson (1991): Mayerson, Philip: The Use of The Term Phylarchos in the Roman-Byzantine East, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 1991, 291–295.
Meier (2009): Meier, Mischa: Anastasios I. Die Entstehung des Byzantinischen Reiches, Stuttgart, 2009.
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Shahîd (1984a): Shahîd, Irfan: Rome and the Arabs, Washington D.C, 1984.
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Shahîd (1989): Irfan Shahîd: Byzantium and the Arabs in the Fifth Century, Washington D.C., 1989.
Shahîd (1995): Shahîd, Irfan: Byzantium and the Arabs in the Sixth Century, Washington D.C, 1995.
Thorau (1995): Thorau, Peter: s.v. Sarazenen, LMA, 1995, 1376f.