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Kapitel 52 thematisiert das Erscheinen eines Kometen, der 20 Tage lang sichtbar ist und von unheilvollen Ereignissen begleitet wird.
Griechisch: Rom. Mel. 54,13 p. 467 Maas/Trypanis (?); Theoph. 181,14–18 de Boor; Georg. Mon. 643,10–14 de Boor; Cedr. 647,8–10 Bekker; Zon. III, 152,18–153,2 Pinder/Büttner- Wobst Syrisch: Ioann. Eph. 227,17-24 van Douwen/Land; Chronik von Zuqnīn = Ps. Dion. 73 Witakowski
Die chronologische Einordnung des Ereignisses durch Malalas in das Jahr
530 n. Chr. wird durch Theophanes (Theoph. 181,14) präzisiert, der als
Monat den September angibt. Diese Angabe korrespondiert gut mit
Malalas' Datierung der unmittelbar folgenden Ereignisse (XVIII 53) auf
Ende September. Der Komet selbst ist offensichtlich nicht nur in der
griechisch-römischen Welt beobachtet worden: Chinesische Quellen
verzeichnen die Sichtung eines Kometen für den 29. August bis 27.
September desselben Jahres, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit
nach um denselben Himmelskörper handelt. Auf Basis der vergleichsweis
präzisen chinesischen Flugbahn-Beschreibungen kann das Objekt mit dem
Halley'schen Kometen identifiziert werden:
In der Parallelüberlieferung, namentlich in der durch die
Die Formulierung ἐπὶ δὲ τῆς αὐτῆς (oder αὐτοῦ: Vgl. den philolog.
Kommentar
Die zwei üblichen Formeln für Zeitangaben im Buch 18 der
Malalas-Chronik sind ἐν δὲ τῷ αὐτῷ χρόνῳ ‚im selben Jahr‘ und – noch
häufiger – ἐν αὐτῷ (δὲ) τῷ χρόνῳ ‚in jenem Jahr‘. Die hier gewählte
Variante ἐπὶ τῆς αὐτῆς βασιλείας findet sich in genau dieser Form
(„unter derselben Regierung“, wie richtig übersetzt von
Einige interessante, wenn auch inhaltlich nicht sehr substantielle
Zusätze zu dieser Kometen-Episode bietet die
Der von
Zur komplizierten Überlieferungslage der historischen Schrift des
Johannes von Ephesos, ihrem Verhältnis zur
Aufsehenerregende Himmelserscheinungen begegnen bei Malalas häufiger,
insbes. aber in den Büchern XVII und XVIII (17, 4).
In ihrer Gestaltung weist diese Passage eine auffällige Ähnlichkeit zur
Kometenbeschreibung in Kapitel XVII 4 auf, die in den angegebenen
Eigenschaften der Himmelserscheinung divergiert, in Aufbau und
Formulierung aber so deutliche Parallelen aufweist, dass man an eine
direkte Abhängigkeit denken muss (mit Diskussion möglicher Konsequenzen
solcher Passagen für die Frage nach Entstehung und Tradierung des
Werkes 17, 4). Interessant ist diese
Beobachtung auch für die von
Für den Kometen in XVII 4 hat M. Meier plausibel gemacht, dass das
Ereignis chronologisch gezielt an den Beginn der Regierungszeit Justins
verschoben worden ist, was entsprechend des verbreiteten ominösen
Verständnisses von Kometen zur besonderen Markierung dieser Zeitspanne
gedient haben muss: 17, 4. Dass auch der
in XVIII 52 beschriebene Komet des Jahres 530 n. Chr. (der in der
Forschung in diesem Zusammenhang noch nicht diskutiert worden ist) bei
Malalas als ein schreckenerregendes Ereignis erscheint, bedarf
angesichts der expliziten Schilderung furchtbarer Folgen keiner näheren
Diskussion. Auffällig ist in diesem Fall, dass die chronologische
Platzierung durch die chinesische Parallelüberlieferung präzise
bestätigt wird (18, 52), der Komet also
durch den Autor nicht chronologisch verschoben wurde. Sein Auftreten
fällt dadurch mitten in das 18. Buch, wo es zunächst einmal nur eines
von zahlreichen unheilvollen Ereignissen darstellt. Die direkte
sprachliche Parallelisierung zu dem früheren, prominent hervorgehobenen
Kometen verleiht der Beschreibung jedoch ein besonderes Gewicht. Als
"Zwilling" des ersten Himmelskörpers, der in ganz ähnlicher Weise wie
dieser auf die Regierungszeit des Kaisers bezogen wird (in einer im
Kontext des 18. Buches eher seltenen Floskel: s.o.
Die zeichenhafte Ausdeutung des Ereignisses wiederholt sich auch in den
aus Malalas schöpfenden Chroniken, wie insbesondere die jeweils
variierenden Platzierungen der Passage über den Kometen nahelegen. Bei
Theophanes (Theoph. 181,14–18) begegnet das Ereignis als eine von zwei
im Jahr 530/31 n. Chr. angesiedelten Begebenheiten: Das Erscheinen des
Kometen wird dabei unmittelbar einem angeblichen Friedensschluss
vorangestellt (der damals allerdings nicht zustande kam, sondern erst
zwei Jahre später verwirklicht wurde, vgl. Malal. XVIII 53/54 und XVIII
76;
Die besondere Rolle der Furcht (φόβος) in der Malalas-Chronik
thematisiert bereits
„in dem westlichen Teil“ (des Himmels); für κατά + Akkusativ in der
Malalas-Chronik als Ausdruck einer Himmelsrichtung siehe
In seiner Meteorologie deutet Aristoteles (
Die Spezifizierung, dass der Wunderstern ein Komet war, fehlt in O;
sie ist vorhanden in Theophanes (181,15 de Boor) und Georgios Monachos
(643,11 de Boor), und von dort ist sie von
Die Handschrift O überliefert nach ἐπί den Akk. Sg. Fem. des bestimmten
Artikels τήν. Die von
Der Begriff des λαμπαδίας genoss in antiken meteorologischen Schriften
als Bezeichnung für einen an eine Fackel erinnernden Kometen weite
Verbreitung (vgl.
Dies ist die Lesart von O; Theophanes (181,17 de Boor) und davon abhängig auch Kedrenos (647,10 Bekker) bieten das Simplex λάμπων bei sonst unverändertem Wortlaut; Georgios Monachos (643,12–13 de Boor) bietet zwar auch das Simplex φαίνων, formuliert aber diesen Satz generell anders (καὶ διαμείνας ἐπὶ ἡμέρας καὶ νύκτας κʹ φαίνων οὕτως). Die Entscheidung zwischen ἐκλάμπων und λάμπων fällt nicht leicht, denn beides ist grundsätzlich möglich: In der Malalas-Chronik ist sonst nur λάμπω bezeugt (vgl. z.B. in ähnlichen Kontexten für ‚himmlische‘ Gegenstände Malal. II 2 Z. 38 τὸν γὰρ λεγόμενον Κρόνον ἀστέρα ἐκάλουν τὸν λάμποντα und X 45 Z. 7 λαμπούσης τῆς σελήνης); in vorliegender Stelle könnte aber das Kompositum mit ἐκ- bewusst gewählt worden sein, um die Idee einer andauernden Erscheinung (der Komet blieb nach Malalas’ Angabe zwanzig Tage sichtbar) zum Ausdruck zu bringen, vgl. LSJ s.v. ἐκλάμπω ‚shine or beam forth‘.
Der Bericht endet mit einem Verweis auf das allgemeine Unheil, das mit
dem Erscheinen des Kometen einhergegangen sei. Dabei wird der kausale
Zusammenhang durch die direkte chronologische Folge eher evoziert als
explizit gemacht. Die geschilderten Folgen sind aus der antiken
Kometenliteratur jedoch gut bekannt (vgl. den Kommentar
Die Parallelüberlieferung bietet gegenüber der im Baroccianus
erhaltenen Passage für diese Stelle noch weitere Ergänzungen.
Insbesondere Johannes von Ephesos in der
δημοτικός ist hier verwendet im Sinne von δημόσιος, 'dem Volk
zugehörig, das Volk betreffend', wie oft in der Malalas-Chronik und
gerade spezifisch für Kalamitäten: vgl. z.B. Malal. VII 2 Z. 26 ἡ
δημοτικὴ ταραχή; Malal. X 20 Z. 53 δημοτικὴ ἀταξία μεγάλη; Malal. XVI
19 Z. 12 δημοτικὴ ἐπανάστασις; Malal. XVIII 108 συμβολὴ δημοτικὴ; siehe
zu δημοτικός und anderen mit dem (sehr beliebten) Suffix -ικός
gebildeten Adjektiven in der Chronik auch
Die Parallelüberlieferung, bestehend aus Theophanes (181,17–18 de
Boor) und Georgios Monachos (643,13–14 de Boor), bietet an dieser
Stelle die abweichende Lesart κοσμικαὶ δημοκρατίαι καὶ φόνοι (nach
φόνοι kommt bei Georgios Monachos noch πολλοί vor): "allgemeine
Unruhen und (Massen-)Morde". Die Malalas-Chronik kennt zwar das Wort
δημοκρατία (und seine Wurzelverwandten) in der charakteristisch
byzantinischen Bedeutung 'Aufruhr' (wofür siehe GLRBP ss.vv.
δημοκρατέω, δημοκρατία und die Ausführungen von