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Kapitel 98 notiert die (vorübergehende) Absetzung des konstantinopolitanischen Patriarchen Menas durch den kurz zuvor in Konstantinopel angelangten (XVIII 97) Papst Vigilius.
Theoph. 225, 13–28 de Boor
Diese relative Einordnung bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach
auf das Datum der Ankunft des Vigilius in Konstantinopel (in O: Februar
547). Den
Das Verb καθαιρέω funktioniert in der Malalas-Chronik als
Die Absetzung des Patriarchen steht in Zusammenhang mit dem so
genannten Dreikapitelstreit, einer durch einen theologischen Traktat
Justinians ausgelösten Kontroverse, die mit der Ankunft des Papstes
Vigilius in Konstantinopel Anfang 547 einen vorläufigen Höhepunkt
erreichte: 18, 97. Malalas berichtet im
Zusammenhang mit diesem Streit v.a. über öffentlichkeitswirksame
Ereignisse in der Hauptstadt.
Die Exkommunikation des Patriarchen bereits 547 ist in dieser
expliziten Form nur bei Malalas überliefert. Theophanes (225,21–23 de
Boor) bietet für das Jahr 546/47 zwar eine ähnliche Information,
bezieht sich aber womöglich auf ein anderes Ereignis: Er berichtet über
die gegenseitige Absetzung des Vigilius und des Menas sowie die Flucht
des Vigilius vor dem Zorn Justinians in die Kirche des Sergios im
Hormisdas-Bezirk (wohl die Kirche des Sergios und Bakchos südlich des
Hippodroms: 18, 104).
Die Motivation der Absetzung von 547 bleibt in O vage: die αἰτίας
κανονικάς meinen allgemein Fragen der Kirchenlehre (18, 98), was dem einzig infrage kommenden Grund
– der Kontroverse über die Bewertung der drei Kapitel – in etwa
entspricht, aber nichts über den Anlass aussagt. Die eigentliche
Kontroverse selbst bleibt auch hier ohne konkrete Erwähnung (vgl.
α-Genitiv (statt ου-Genitiv) des Substantivs πά(π)πας, wie auch noch in
Malal. XVIII 107 τοῦ πάπα Ῥώμης, Malal. XVIII 135 τοῦ πάπα Ἀλεξανδρείας
und Malal. XVIII 136 τοῦ πάπα Ῥώμης; siehe
κανονικός ist ursprünglich ein Adjektiv aus dem Wortschatz der
Wissenschaft und der Kunst (Grammatik, Medizin, Musik) und bezeichnete
das, was der Regel folgt (für die metaphorische, aber gut etablierte
Bedeutung 'Regel' für das Substantiv κανών vgl. LSJ s.v. II); siehe
für diese Verwendung von κανονικός z.B. Hdn. 3,2, 148, 20 Lentz (aus
dem Werk Περὶ Ὀδυσσειακῆς προσῳδίας) ἄνεμος Κικόνεσσι πέλασσεν [Hom.
In christlichen Texten bezeichnet das Adjektiv κανονικός das, was mit
der Lehre der/einer Kirche eng übereinstimmt und somit 'regelkonform'
ist; darüber hinaus allgemein auch das, was einen Bezug, ein
Verhältnis o.ä. zu Fragen der Kirchenlehre hat bzw. was die
Kirchenlehre betrifft, siehe GLRBP s.v. κανονικός 3. An vorliegender
Stelle kommt diese zweite Bedeutung von κανονικός zum Tragen: Die
Gründe für die Absetzung des Menas sind 'kanonisch' in dem Sinne, dass
sie Kirchenanliegen betreffen; genau so fasst die Stelle und die
Bedeutung von κανονικός auch