Malalas 14.46 1–12 = 4–15 (Thurn)

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Ὁ δὲ αὐτὸς Λέων βασιλεὺς ἔλαβε γαμβροὺς δύο ταῖς θυγατράσιν
 
αὐτοῦ, Λεοντίᾳ τῇ μείζονι Μαρκιανὸν τὸν πατρίκιον, τὸν υἱὸν γενάμενον
 
Ἀνθιμίου βασιλέως Ῥώμης, καὶ Ἀριάδνῃ Ζήνωνα τὸν Ἴσαυρον τὸν Κο-
 
δισσαῖον· καὶ ἐποίησεν ἀμφοτέρους στρατηλάτας πραισέντου καὶ πατρι-
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κίους. ἔτεκεν δὲ ἡ περιφανεστάτη Ἀριάδνη πρωτότοκον ἄρρενα, ὃν ἐπε-
 
κάλεσε Λέοντα· ἡ γὰρ Λεοντία ἡ ἐμφανεστάτη θηλείας ἔσχεν μόνον.
 
Ὁ δὲ βασιλεὺς Λέων ἔστεψεν ἐν Κωνσταντινουπόλει Λέοντα τὸν μικρὸν
 
τὸν ἔγγονον αὐτοῦ, υἱὸν δὲ Ζήνωνος, ποιήσας αὐτὸν βασιλέα ἅμα
 
αὐτῷ. καὶ προῆλθεν ὕπατος ὁ αὐτὸς καίσαρ Λέων ὁ μικρὸς τῷ ἰανουαρίῳ
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μηνὶ τῆς δωδεκάτης ἐπινεμήσεως τοῦ φκβ’ ἕτους κατὰ Ἀντιόχειαν. τῷ δὲ
 
μετ᾿ αὐτὸν φεβρουαρίῳ μηνὶ γʹ νόσῳ βληθεὶς ὁ βασιλεὺς Λέων ὁ μέγας
 
δυσεντερίας τελευτᾷ, ὢν ἐνιαυτῶν ογʹ.
Philologisch-Historischer Kommentar
3/9 τὸν Κοδισσαῖον: Der Akk. Κοδισσαῖον stellt hier eine Konjektur von Thurn 2000, 299 dar; der Baroccianus bietet für diese Stelle Κοδισσέον unter Abbreviation des letzten Buchstabens (fol. 239r, Z. 7). Ähnliches lässt sich in XIV 47 noch einmal für den Nom. Κοδισσαῖος bzw. Κοδισσέος beobachten.

Laut verschiedenen Zeugnissen trug Zenon ursprünglich einen isaurischen Namen, wobei die Schreibweisen, teils auch aufgrund verschiedener Konjekturen, erheblich variieren. Neben den bereits genannten Optionen, die aufgrund ihrer phonetischen Nähe zueinander als beinahe gleichwertig gelten können und im Chronicon Paschale (599,12 Dindorf) eine Stütze finden, sind folgende stärker abweichende Formen in den aktuellen Editionen anderer Zeugnisse des isaurischen Namens belegt:

  • Akk. Τρασκαλισσαῖον bei Theoph. AM 5974 (129,14 De Boor);
  • Akk. Ἀρικμήσιον bei Evagr. HE II 15;
  • Gen.(?) Ταρασικοδίσσα(?); Dat. Ταρασικοδίσσᾳ; Akk. Ταρασικοδίσσαν bei Phot. Bibl. 79 = Candidus fr. 1 (466 Blockley);
  • Nom. Ταρασισκωδίσεος bei Agath. IV 29,2.
  • Akk. Στρακωδίσσεον in den EI 165,33 De Boor = Thurn 2000, 314.


Harrison 1981 vertritt die These, dass Zenon ursprünglich Tarasis hieß und der Name von Zenons Vater Kodisas lautete, im Genitiv Kodisa. Beide Namen sind durch einige kleinasiatische Inschriften bezeugt (Tarasis: Bean/Mitford 1970, 131f. (Nr. 124), 144 (Nr. 143), 211f. (Nr. 240); Zgusta 1964, 485f. §§ 1508-1 bis 1508-3; Gough 1955, 116–119 mit Tafel 9 Abb. c; Kodisas: Bean/Mitford 1970, 215f. (Nr. 245)). Diese Überlegung finde außerdem eine Stütze in Teilen der handschriftlichen Überlieferung, die Tarasis von Kodisas bzw. den Verschreibungen dieses Namens unterscheidet. Einen nicht unbedeutenden Einwand hat jedoch Feissel 1984, 564f. Anm. 105 vorgebracht. Er verweist auf eine Inschrift, die zweifelsfrei den Namen Ταρασικοδισα bezeuge (Buschhausen 1971 Taf. B 18 und B 19; dazu ebd., S. 190–207, insbesondere 199–203; "Nowakowski, Cult of Saints, E01085 (Eintrag bei Oxforder Projekt The Cult of the Saints in Late Antiquity)":http://csla.history.ox.ac.uk/record.php?recid=E01085; zu den Fundumständen: Gough 1958, 244f.). Feissels auf Autopsie beruhende Aussage wurde zuvor bereits von Buschhausen in Nachfolge Herbert Hungers vertreten (vgl. Buschhausen 1971, S. 199–203, insbesondere S. 202). Harrison 1985, 24 liest in der betreffenden Inschrift in Nachfolge von Gough 1958, 248 Ταρασης δίς. Dies setzt jedoch ein η und ς voraus, wo klar ein ι und ein κ zu erkennen sind. Auch grammatisch bereitet die von Harrison und Gough vertretene Lesung Schwierigkeiten, wie Pilhofer 2018, 259 betont: Bei der "Endung -α [handelt es sich] um eine übliche einheimische Genitivendung [...] - nach der Goughschen Lesung stünde ein Nominativ, der sich mit dem Artikel nicht verträgt."

Aus genau diesem Grund - der inschriftlichen Bezeugung des Namens Ταρασικοδισα (erneut hervorgehoben in Feissel 2006, 162) - belegen die Schreibweisen in den Handschriften für Feissel 1984, 564f. Anm. 105 auch nicht den Vatersnamen. Vielmehr bezeugen sie nach Ansicht des besagten Forschers die bereits früh verbreitete irrige Interpretation, die aus dem zusammengesetzten Namen Tarasikodisa den bekannten Namen Tarasis extrahierte und so ein Pseudopatronym Kodisseos (oder ähnlich) schuf. Diese Missdeutung erkläre auch, warum im Baroccianus der zweite Teil von Tarasikodissa ohne den ersten erhalten bleiben konnte. Diese Gesamtinterpretation Feissels überzeugte auch Kosiński 2010b, 60, während Feld 2005, 238f. Anm. 9 nach Diskussion der Evidenz (und Erwähnung weiterer Literatur) vorschlägt, in Tarasikodisa eine aus den Namen von Vater und Sohn zusammengesetzte Namensform zu sehen, die möglicherweise luwischem Brauch entspreche.

Ungeachtet dieser Diskussion um die ursprüngliche Namensform führte das Unwissen um die tatsächliche Form im Falle des Baroccianus möglicherweise trotzdem nicht dazu, dass der zweite Namensteil als Vatersname interpretiert wurde. In den entsprechenden Passagen in den Handschriften - Ζήνωνα τὸν Ἴσαυρον τὸν Κοδισσαῖον (hier) und Ζήνων ὁ Κοδισσαῖος ὁ Ἴσαυρος (XIV 47) - stellt das grammtische Ergebnis der Fehlinterpretation ein Adjektiv dar und es ist nicht sicher, dass dieses als auf den Vatersnamen zurückgehend angesehen wurde. Immerhin wird Zenon bei Candidus fr. 1 (466 Blockley) als Ῥουσουμβλαδεώτου bezeichnet, ein Zusatz, der zumindest in der älteren Forschungsliteratur gelegentlich fälschlich als Vatersnamen interpetiert wurde, obwohl er auf den Herkunftsort Zenons anspielt (dazu: Kosiński 2010b, 59f.; Harrison 1981; XIV 46, 3). (Florian Battistella)
12/3 ὢν ἐνιαυτῶν ογ’: Die Angabe des Alters eines Kaisers zum Zeitpunkt seines Todes ist in dieser Form ein in der Chronographia regelmäßig wiederkehrendes Element am Ende der Darstellung der jeweiligen Herrschaftszeit: X 6, 2. (Florian Battistella)
Parallelüberlieferung
Literatur
Bean/Mitford (1970): Bean, George E./Mitford, Terence B.: Journeys in Rough Cilicia, 1964-1968, Wien, 1970.
Buschhausen (1971): Buschhausen, Helmut: Die spätrömischen Metallscrinia und frühchristlichen Reliquiare, Wien, 1971.
Crawford (2019): Peter Crawford: Roman Emperor Zeno, Barnsley-Havertown, 2019.
Feissel (1984): Feissel, Denis: Notes d'épigraphie chrétienne VII, BCH, 1984, 545-579.
Feissel (2006): Feissel, Denis: Chroniques d'Épigraphe byzantine 1987-2004, Paris, 2006.
Feld (2005): Feld, Karl: Barbarische Bürger. Die Isaurier und das Römische Reich, Berlin u.a., 2005.
Gough (1955): Gough, Michael: Some Recent Finds at Alahan (Koja Kalessi), AS, 1955, 115-123.
Gough (1958): Gough, Michael: A Fifth Century Silver Reliquiary from Isauria, Byzantinoslavica, 1958, 244-250.
Guilland (1959b): Guilland, Rodolphe: Études byzantines, Paris, 1959.
Harrison (1981): Harrison, R.M.: The Emperor Zeno's Real Name, ByzZ, 1981, 27f..
Harrison (1985): Harrison, Martin: The Inscriptions and Chronology of Alahan, 1985, 21-34.
Kosiński (2010b): R. Kosiński: The Emperor Zeno, Krakau, 2010.
McClanan (2002): McClanan, Anne: Representations of Early Byzantine Empresses: Image and Empire, New York, 2002.
Mommsen (1872): Mommsen, Theodor: Bruchstücke des Johannes von Antiochia und des Johannes Malalas, Hermes, 1872, 323–382.
Pilhofer (2018): Pilhofer, Philipp: Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland, Berlin-Boston, 2018.
Thurn (2000): Thurn, Johannes: Ioannis Malalae Chronographia, Berolini et Novi Eboraci, 2000.
Zgusta (1964): Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Personennamen, Prag, 1964.