Malalas 18.38 1–5 = 94–3 (Thurn)
Kapitel XVIII 38 hält fest, dass unter Justinian eine Kodifizierung der alten Gesetze vorgenommen wurde, und bezieht sich an dieser Stelle wohl auf die Publikation der ersten Edition des Codex Iustinianus. Justinian beließ es jedoch nicht dabei, lediglich bestehendes Recht zusammenzutragen, sondern verfasste auch eigene Gesetze und übersandte sie allen Städten. Ziel seiner Aktionen war es dabei u.a., die Situation derjenigen, die in einen Prozess verwickelt waren, zu vereinfachen, indem er das Recht vereinheitlichte und von Widersprüchen befreite. Die Ergebnisse seiner Kodifizierungs- und Kompilationsarbeit ließ er in die Städte mit Rechtsschulen wie z.B. Athen und Berytos schicken.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
Ähnliches findet sich auch für die nächste Erwähnung der Rechtstätigkeit Justinians in Malalas‘ Chronik, vgl. XVIII 67 Ὁ δὲ αὐτὸς βασιλεὺς κατέπεμψεν ἐν πάσαις ταῖς πόλεσι νόμους ἕνεκεν τῶν δικαζομένων περὶ τῶν παρεχομένων δαπανημάτων ἐν ταῖς διαγνώσεσιν, ὁμοίως δὲ καὶ περὶ τῶν παρεχομένων σπορτούλων, θεσπίσας μηδένα τολμᾶν λαμβάνειν περαιτέΙρω τῆς παρ᾽ αὐτοῦ τυπωθείσης ποσότητος.
Abseits von allen Überlegungen, was genau im Detail versendet wurde, muss betont werden, dass Justinian den Schulen faktisch die Auslegungskompetenz nahm, indem er ihnen mit der Übersendung „seines Rechts“ die Richtung der Rechtsauslegung vorgab.
Die Rechtsschule von Berytos war eine römische höhere Bildungseinrichtung, die wahrscheinlich um 197 n. Chr. unter Septimius Severus gegründet wurde (für Details zur Schule an sich, ihren Studenten und Dozenten vgl. Jones-Hall 2004, 195ff. sowie Mouterde 1966, 33ff.). Bekannt ist sie durch zahlreiche ihrer Studenten und späteren Rechtsgelehrten, unter ihnen z.B. Papinian (140–212) und Ulpian (155–228) sowie später Patricius (PLRE II (Patricius 10), 839), Domninus (PLRE II (Domninus 5), 373), Demosthenes (PLRE II (Demosthenes 2), 353) und Eudoxius (PLRE II (Eudoxius 4), 412), die dort lehrten und deren Meinungen und Darlegungen im Codex Iustinianus häufig zitiert wurden. Die Rechtsschule von Berytos genoss über Jahrhunderte hohes Ansehen; da Latein die Sprache der römischen Juristen war, stellte die colonia Berytos lange Zeit eine lateinische Sprachinsel inmitten einer griechisch und syrisch dominierten Umgebung dar. Justinian bestimmte im Jahr 533, dass Berytos neben Konstantinopel und Rom die einzige offiziell anerkannte Rechtsschule im Römischen Reich sein sollte, vgl. Constitutio Omnis 7: Haec autem tria volumina a nobis composita tradi eis tam in regiis urbibus quam in Berytiensium pulcherrima civitate, quam et legum nutricem bene quis appellet, tantummodo volumus, quod iam et a retro principibus constitutum est, et non in aliis locis quae a maioribus tale non meruerint privilegium: quia audivimus etiam in Alexandrina splendidissima civitate et in Caesariensium et in aliis quosdam imperitos homines devagare et doctrinam discipulis adulterinam tradere: quos sub hac interminatione ab hoc conamine repellimus, ut, si ausi fuerint in posterum hoc perpetrare et extra urbes regias et Berytiensium metropolim hoc facere, denarum librarum auri poena plectantur et reiciantur ab ea civitate, in qua non leges docent, sed in leges committunt. Durch ein Erdbeben in der Region wurde Berytos (und somit die Gebäude der Rechtsschule) 551 schwer beschädigt, vgl. dazu Theoph. I 227,26. Die Glanzzeit der Schule war damit vorbei, auch wenn noch unter Justinian Aufbaumaßnahmen unternommen wurden. Der Verlust der Provinzen des Vorderen Orients beendete schließlich im 7. Jahrhundert für immer die Existenz der Institution, vgl. dazu ausführlicher Jones-Hall 2004 sowie Benzinger 1897, 322.
Zu Berytos allgemein: Um 200 v. Chr. annektierte Antiochos III. Berytos nach einem Sieg über Ptolemaios V. Durch Handelsbeziehungen mit Delos, italischen Städten und schließlich Rom erlangte es eine überragende Stellung als Bindeglied zwischen den Mittelmeerreichen und dem Nahen Osten. Von Agrippa wurde die Stadt für Augustus eingenommen, es wurden Veteranen angesiedelt und die Stadt 14 v.Chr. zur Colonia Iulia Augusta Felix Berytus erhoben. Berytos wurde Administrationszentrum (Residenz Herodes des Großen und seiner Nachfolger). Gegen Ende des 4. Jh. war Berytos die wichtigste Stadt in Phoenicia und Bischofssitz, vgl. zu Berytos im Überblick Leisten 1997b, Benzinger 1897 sowie Badre 1983.