Malalas 10.3 1–3 = 43–45 (Thurn)
1 (43)
Ἐπὶ δὲ τῆς βασιλείας τοῦ αὐτοῦ Αὐγούστου Καίσαρος σεβαστοῦ
ἔπαθεν ὑπὸ θεομηνίας πόλις τῆς Παλαιστίνης ὀνόματι Σαλαμίνη. ἥντινα
Kapitel-Kommentar
Mal. 10.3
In X 3 wird über ein Beben berichtet, das angeblich die Stadt Salamine in Palaestina getroffen habe, die daraufhin durch Augustus wiederaufgebaut und in Diospolis umbenannt worden sei.
Der Wiederaufbau einer Stadt nach einer Katastrophe durch den Kaiser ist in ähnlicher Weise häufig in der Chronographia zu finden: Er nimmt sich der vom Unglück Gebeutelten an und versieht sie in unterschiedlicher Form mit Wohltaten. Im vorliegenden Fall wird allgemein vom Wiederaufbau der Stadt berichtet; an anderen Stellen werden weitere Hilfeleistungen des Kaisers bzw. Schenkungen an Stadt oder Einwohner ergänzt. Dieses Verhalten weisen alle Kaiser, ob christlich oder nicht, auf, sodass von einem Handlungsschema der römischen Herrscher in Krisenzeiten ausgegangen werden kann, das der Chronist immer wieder beobachtet. Krisen und Unglücke werden so zu einem wichtigen Handlungsmoment des Kaisers, das es dem Chronisten erlaubt, die guten Eigenschaften und Tugenden des jeweiligen Herrschers herauszustellen (Meier 2007a, 256f.; zu den Herrschertugenden und ihre Verwendung in Herrschaftsbeschreibungen, Briefen etc. vgl. u.a. Hunger 1964, passim). In der Chronographia wird dieses in anderen Fällen so stark bearbeitete Feld der Herrschertugenden und Herrschaftsstilisierung jedoch nicht in der sonst üblichen Form, nämlich der Betonung der Güte eines bestimmten Herrschers und seine Auszeichnung vor allen anderen, genutzt, der Chronist beschreibt dieses Verhalten eher als aus der Situation geboren, als eine Art Mechanismus, der sich wie folgt beschrieben lässt: Gott straft durch Naturkatastrophen, sein Stellvertreter auf Erden zeigt angesichts dessen Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit. Die Gesamtsituation des Strafens und der darauffolgenden Milderung der Lage muss im Rahmen des heilsgeschichtlichen Geschichtsverständnisses des Malalas gesehen werden: Gott straft, was als Erklärung für die Häufung der Naturkatastrophen während der Regierungszeit Justinians angesehen werden kann. Der Herrscher seinerseits lindert die Folgen, und in der Konsequenz bzw. parallel dazu tritt ein kathartischer Effekt ein: Die Menschen erkennen ihre Vergehen und bessern sich (Meier 2007a, 258). An dieser Stelle sei auch auf die Ausführungen zu Kapitel 27 verwiesen, in dem die Heimsuchung Antiocheias durch ein schweres Erdbeben thematisiert wird. Zur Betrachtung von Naturkatastrophen in römischer Zeit und ihrer narrativen Verarbeitung siehe auch Toner 2013, 108ff. mit einem Kapitel zu „Narratives of Disaster“).
Der Wiederaufbau einer Stadt nach einer Katastrophe durch den Kaiser ist in ähnlicher Weise häufig in der Chronographia zu finden: Er nimmt sich der vom Unglück Gebeutelten an und versieht sie in unterschiedlicher Form mit Wohltaten. Im vorliegenden Fall wird allgemein vom Wiederaufbau der Stadt berichtet; an anderen Stellen werden weitere Hilfeleistungen des Kaisers bzw. Schenkungen an Stadt oder Einwohner ergänzt. Dieses Verhalten weisen alle Kaiser, ob christlich oder nicht, auf, sodass von einem Handlungsschema der römischen Herrscher in Krisenzeiten ausgegangen werden kann, das der Chronist immer wieder beobachtet. Krisen und Unglücke werden so zu einem wichtigen Handlungsmoment des Kaisers, das es dem Chronisten erlaubt, die guten Eigenschaften und Tugenden des jeweiligen Herrschers herauszustellen (Meier 2007a, 256f.; zu den Herrschertugenden und ihre Verwendung in Herrschaftsbeschreibungen, Briefen etc. vgl. u.a. Hunger 1964, passim). In der Chronographia wird dieses in anderen Fällen so stark bearbeitete Feld der Herrschertugenden und Herrschaftsstilisierung jedoch nicht in der sonst üblichen Form, nämlich der Betonung der Güte eines bestimmten Herrschers und seine Auszeichnung vor allen anderen, genutzt, der Chronist beschreibt dieses Verhalten eher als aus der Situation geboren, als eine Art Mechanismus, der sich wie folgt beschrieben lässt: Gott straft durch Naturkatastrophen, sein Stellvertreter auf Erden zeigt angesichts dessen Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit. Die Gesamtsituation des Strafens und der darauffolgenden Milderung der Lage muss im Rahmen des heilsgeschichtlichen Geschichtsverständnisses des Malalas gesehen werden: Gott straft, was als Erklärung für die Häufung der Naturkatastrophen während der Regierungszeit Justinians angesehen werden kann. Der Herrscher seinerseits lindert die Folgen, und in der Konsequenz bzw. parallel dazu tritt ein kathartischer Effekt ein: Die Menschen erkennen ihre Vergehen und bessern sich (Meier 2007a, 258). An dieser Stelle sei auch auf die Ausführungen zu Kapitel 27 verwiesen, in dem die Heimsuchung Antiocheias durch ein schweres Erdbeben thematisiert wird. Zur Betrachtung von Naturkatastrophen in römischer Zeit und ihrer narrativen Verarbeitung siehe auch Toner 2013, 108ff. mit einem Kapitel zu „Narratives of Disaster“).
Philologisch-Historischer Kommentar
1/8 Καίσαρος: Nach diesem Wort bietet die slaw. Überlieferung laut Thurn 2000, 174 noch das Wort Ὀκταουϊανοῡ, wobei diese Form natürlich realiter eine Rückübersetzung des slaw. Wortbestandes (Ѡктоѹнѧ bei Istrin 1994, 260; Октауня bei Tvorogov 1999, 199) durch Thurn darstellt. (Florian Battistella mit Brendan Osswald)
Parallelüberlieferung
Literatur