Malalas 18.29 1–10 = 1–10 (Thurn)

Inhalt

Kapitel 29 beschreibt die Umbenennung der Stadt Antiocheia in Theoupolis, die durch einen Orakelfund bestätigt wird. Die Umbenennung wurde dabei von den Bewohnern der Stadt gutgeheißen, was Justinian dazu bewog, den Antiochenern, Laodikeern und Seleukern seine Gunst zu erweisen: Ihre Abgaben wurden ihnen für drei Jahre erlassen; er schenkte diesen Städten dazu zweihundert Litren und wies die Grundbesitzer in den Rang von illustres ein.

Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur

1 (1)
Ἐν αὐτῷ δὲ τῷ χρόνῳ μετεκλήθη Ἀντιόχεια Θεούπολις κατὰ κέ-
 
λευσιν τοῦ αὐτοῦ βασιλέως. εὑρέθη δὲ καὶ ἐν τῇ αὐτῇ Ἀντιοχείᾳ χρησμὸς
 
ἀναγεγραμμένος, περιέχων οὕτως· ‘καὶ σύ, τάλαινα πόλις, Ἀντιόχου οὐ
 
κληθήσῃ.’ ὁμοίως δὲ καὶ ἐν τοῖς χαρτίοις εὑρέθη τῶν τὰ ἄκτα γραφόντων
5 (5)
τῆς αὐτῆς πόλεως, ὅτι ἔκραζον κληδόνα διδοῦντες εἰς τὸ μετακληθῆναι
 
τὴν αὐτὴν πόλιν. καὶ ἀνηνέχθη ταῦτα τῷ αὐτῷ βασιλεῖ Ἰουστινιανῷ.
 
καὶ ἐδωρήσατο θείαν φιλοτιμίαν τοῖς Ἀντιοχεῦσιν καὶ Λαοδικεῦσιν καὶ
 
Σελευκέσιν, ὥστε κουφισθῆναι τὴν αὐτῶν συντέλειαν ἐπὶ ἔτη τρία, χαρι-
 
σάμενος ταῖς αὐταῖς πόλεσιν λίτρας διακοσίας καὶ τοῖς κτήτορσιν ἀξίας
10 (10)
ἰλλουστρίων.
Philologisch-Historischer Kommentar
1f./1 Ἐν αὐτῷ δὲ τῷ χρόνῳ μετεκλήθη Ἀντιόχεια Θεούπολις κατὰ κέλευσιν τοῦ αὐτοῦ βασιλέως: Die Gnade, die der Stadt Antiocheia in Form des Endes der Naturkatastrophen zu Teil wurde, wird nun auch für alle sichtbar im neuen Namen der Stadt: Theoupolis („Gottesstadt“), vgl. auch Malal. XVIII 8 sowie Procop. Aed. II 10,2).
1f./9 κατὰ κέλευσιν τοῦ αὐτοῦ βασιλέως: Im Baroccianus steht κατὰ κέλευσιν τοῦ ἁγίου Συμεὼν τ(οῦ) θαυμα(τουργοῦ) ‚auf Befehl des heiligen Symeon, des Wunderwirkers‘. Diese Angabe ist aus historischen und textkritischen Gründen problematisch, wie Chrysos 1966 dargelegt hat. Die Urheberschaft des Symeon Stylites des Jüngeren (521–597) ist aus chronologischen Gründen unmöglich. Gemäß Chrysos' Inspektion der Handschrift lautete der Text des Baroccianus an dieser Stelle ursprünglich κατὰ κέλευσιν τοῦ αὐτοῦ βασιλέως, was sich inhaltlich mit der Parallelüberlieferung deckt, die den Kaiser als Urheber anführt (z.B. Theoph. I 178,5–-7 De Boor). Schließlich hat Chrysos wahrscheinlich gemacht, dass die nachträgliche Einfügung des Symeon auf die Lektüre seiner Vita zurückzuführen ist, die Symeon als die mächtigste Persönlichkeit im Antiocheia des 6. Jh. erscheinen ließ.

Die erneuete Untersuchung der Handschrift bestätigt zweifellos Chrysos’ paleographische Beobachtungen (Chrysos 1966, 151; die Beschreibung von Bury 1897, 229 ist ungenau und hat Downey 1961, 529–530 und Anm. 116 irregeführt). Der ursprüngliche Text αὐτοῦ βασιλέως wurde teilweise ausradiert und teilweise zu einem neuen Text umgestaltet (fol. 285v Z. 1). Die neu hinzugefügten Buchstaben sind mit einer schwarzen Tinte geschrieben worden, während der Haupttext im Baroccianus mit einer leicht transparenten braunen Tinte geschriebn ist. Von αὐτοῦ wurden υ und τ ausradiert und durch die Buchstaben γίου ersetzt; der Spiritus über dem αυ wurde mit einem Spirutus asper überschrieben. Aus der Endung -οῦ (vom ursprünglichen αὐτοῦ) wurde der Anfang des Namens Symeon gemacht: Zum ο wurde ein Strich hinzugefügt, um daraus einen σ zu machen, und die Perispomene über dem ου wurde ausradiert, aber nicht vollständig. Von βασιλέως wurden alle Buchstaben ausradiert bis auf die ersten drei. Das β wurde durch das Hinzufügen eines Striches in ein μ umgewandelt, das α in ein ε und das σ in ein ω. Der Rest des neuen Textes wurde in rasura geschrieben mit einer Ligatur (οῦ von τοῦ) und einer Abkürzung (τγ für das Ende vom Wort θαυματουργου) über der Linie, da zu wenig Platz übrig blieb. Der gesamte Raum, in den der neue Text gedrängt geschrieben wurde, entspricht genau der Länge, um den ursprünglichen Text αὐτοῦ βασιλέως zu schreiben (vgl. z.B. fol. 286r Z. 7). Unter dem neuen Text ist das έ von βασιλέως noch deutlich sichtbar. Wann genau nach dem Abschreiben vom Baroccianus und warum der neue Text interpoliert wurde, ist, so wie es steht, nicht zu entscheiden.

Der Name Theoupolis ist insofern bemerkenswert, als Justinian ansonsten selten eine Gelegenheit ausließ, eine Stadt nach sich selbst oder seiner Frau Theodora zu benennen (vgl. z.B. Malal. XVIII 5 oder XVIII 12). Noch im Jahr 525 benannte er die Stadt Edessa, nachdem er die dortigen (durch eine Flutkatastrophe verursachten) Zerstörungen hatte beseitigen lassen, "zum Gedenken an seine liberalitas" in Justinoupolis um (Malal. XVII 15, vgl. ausführlicher Meier 2004a, 230f.). Es scheint, dass Justinian von den Geschehnissen selbst so ergriffen war, dass er seine sonst stets angewandte Praxis änderte und mit dem Titel der Stadt Gott - und nicht sich selbst - ehren ließ. Der neue Name der Stadt konnte sich in der literarischen Texten nicht ganz durchsetzen, erscheint jedoch in den Nov. und auf zeitgenössischen Münzen (Wroth 1966 53ff.; ausführliche Informationen dazu bei Downey 1961, 529 Anm. 115 sowie Honigmann 1936) und blieb zumindest bis in arabische Zeit präsent Meier 2004a, 231; Hahn 1973, 62.

Zur Ausdruck κατὰ κέλευσιν insgesamt: I 1, 8. (Olivier Gengler, Fabian Schulz)
2/5 εὑρέθη: Hier und in Zeile 4 steht der Indikativ des Aorist Passivs ohne Augment. Die „klassische“ augmentierte Form ist bei Malalas seltener; vgl. Merz 1911, 11. (Fabian Schulz)
2ff./5 εὑρέθη δὲ καὶ ἐν τῇ αὐτῇ Ἀντιοχείᾳ χρησμὸς ἀναγεγραμμένος, περιέχων οὕτως· ῾καὶ σύ, τάλαινα πόλις, Ἀντιόχου οὐ κληθήσῃ.᾽: Die Umbenennung der Stadt scheint nach dieser Angabe bereits vorherbestimmt gewesen zu sein. Das Orakel gibt an, dass die Stadt einmal nicht mehr nach Antiochos, dem Vater ihres Gründers Seleukos I. Nikator, benannt sein wird (vgl. hierzu die Ausführungen zur Stadtgeschichte Antiocheias in XVIII 27). Eine weitere Vorhersage des Schicksals Antiocheias findet sich in Malal. X 51, wo Malalas die Geschichte des weisen Apollonios von Tyana beschreibt, der Talismane gegen vielfältige Übel anfertigte und beim Anblick einer Porphyrsäule, die einst zur Abwehr von Unheil in Antiocheia errichtet worden war, auf ein Diptychon schrieb: „Auch du, armes Antiocheia, wirst wohl zweimal leiden. Aber auch wird eine Zeit kommen, da du voll des Leides durch Erdbeben darniederliegen wirst. Zweimal aber wirst du durch Feuer brennen an den Ufern, du Orontes, falls du nicht noch öfter in Mitleidenschaft gezogen wirst.“ (übersetzt nach Thurn/Meier 2009, 274). Es scheint also, dass das Schicksal der Stadt Antiocheia bereits seit langer Zeit festzustehen schien, wobei man sich fragen muss, ob durch den Mund des Apollonios von Tyna bereits der christliche Gott sprach und auch das Orakel in irgendeiner Form mit Gott in Verbindung zu bringen ist oder ob beides als ein Beleg für die immer noch andauernde Existenz paganer Bräuche und Vorstellungen anzusehen ist.
3/1 ἀναγεγραμμένος: ‚(In einem Register) verzeichnet‘ oder ‚(inschriftlich) aufgezeichnet‘, vgl. LSJ I. 2 und 3b sowie LSJ Supp. II 2. Zum Verbum ἀναγράφω: I 1, 18. (Christine Radtki mit Brendan Osswald)
3/2 περιέχων οὕτως: περιέχω bedeutet bei Werken und Schriftstücken ‚enthalten‘ (LSJ περιέχω I. 4a). Flavius Josephus lässt dem Objekt ein Zitat folgen: διάταγμα…περιέχον τοῦτον τὸν τρόπον• „βασιλεὺς μέγας Ἀρταξέρξης…“ I. AI XII 4,11. Ähnlich ist dieser Malalas-Passus konstruiert, wenngleich περιέχω intransitiv gebraucht ist und die Bedeutung ‚lauten‘ hat. Im Neuen Testament steht das Verb ebenfalls von einem Zitat gefolgt, aber unpersönlich und zwar in der Bedeutung ‚heißen‘: διότι περιέχει ἐν γραφῇ… (1 Petr. 2.6). (Fabian Schulz)
3/4 ‘καὶ σύ, τάλαινα πόλις: Die Apollonios von Tyana zugeschriebene Prophezeiung, die Malalas vorher erwähnt, beginnt mit derselben Apostrophe: καὶ σύ, τάλαινα Ἀντιόχεια (Malal. X 51,47). καὶ σύ, τάλαινα klingt nach einem Hexameterauftakt mit zwei Daktylen, das Folgende passt jeweils aber nicht ins Metrum, das man gemeinhin mit Orakelsprüchen verband. Unter den sogenannten Sibyllinischen Orakeln findet sich ein vollständiger Vers, in dem ebenfalls eine Stadt nämlich Korinth angesprochen wird: καὶ σύ, τάλαινα Κόρινθε, τεήν ποτ’ ἐπόψει ἅλωσιν Orac. Sib. 4,105.

Τάλας ‚bemitleidenswert‘ gehört seit Homer zum epischen und tragischen Vokabular, das Orakelsprüche häufig rezipierten. Dass Antiocheia ‚bemitleidenswert‘ genannt wird, macht an dieser Stelle, wo der neue Name ‚Gottesstadt‘ als Auszeichnung zu werten ist, weniger Sinn als in Malal. X 51,47, wo die prophezeiten Katastrophen tatsächlich eintreten. (Fabian Schulz)
3f./8 Ἀντιόχου οὐ κληθήσῃ: καλέομαι (Passiv) ‚nach jemandem benannt sein‘ steht hier mit einem Genitiv des Ursprungs. Diese Konstruktion ist nicht ungewöhnlich. Im klassischen Griechisch findet sie sich zumeist in der Dichtung, selten in Prosa (Νικόδρομος Κνοίθου καλεόμενος Hdt. VI 88), wo ἐπονομάζεσθαί τινος häufiger ist (vgl. Kühner/Gerth §418, 2). Alternativ könnte der Genitiv in diesen Fällen von einem zu denkenden Substantiv abhängen (wie Stadt oder Sohn), so dass die Kasusfunktion possessiv wäre.
Vielleicht war der Genitiv auch von einem ausgefallenen bzw. gekürzten εἰς (τὸ) ὄνομα abhängig, das bei Malalas häufig nach καλέω bzw. καλέομαι in der Bedeutung ‚bennen nach‘ bzw. ‚nach jemandem benannt sein‘ steht (vgl. ad XVIII 31,2). In der Seputaginta und im neuen Testament wird καλέω bzw. καλέομαι in dieser Bedeutung hingegen mit ἐπί konstruiert (LXX, Gen. 48,6 und Luc. 1,59). (Fabian Schulz)
4/5 ἐν τοῖς χαρτίοις: τὸ χαρτίον ist das Diminutiv von χάρτης ‚Papyrus(rolle)‘. Es kann metonymisch auch das (auf einen Papyrus geschriebene) ‚Dokument‘ bezeichnen (vgl. Lampe). (Fabian Schulz)
4f./10 τὰ ἄκτα... πόλεως: Latinismus (= acta urbis). Die acta urbis bzw. acta diurna waren im Prinzipat offizielle Aufzeichnungen, die vom procurator ab actis geführt wurden (DNP Acta). Ihr Beleg bei Malalas steht in der Spätantike allein, in der solche Aufzeichnungen aber höchstwahrscheinlich weiterhin verbreitet waren und als Quelle für Chronisten dienten, vgl. Croke 1990b, 193 und Jeffreys 1990a, 203–208. Burgess/Kulikowski 2012, 223 mit Anm. 83 hat diese Ansicht jüngst in Zweifel gezogen. Hier geht es um eine Akklamation, die auf einen kaiserlichen Erlass reagierte. Malalas dürfte diesen Aufzeichnungen auch weiteres Material für Antiocheia entnommen haben.
Die Angabe, dass Malalas hier sein Wissen aus schriftlichen Aufzeichnungen zieht, könnte ein Indiz dafür sein, dass er die Ereignisse nicht persönlich miterlebte, Downey 1961, 530 Anm. 117.
(Fabian Schulz)
5/5 ἔκραζον κληδόνα διδοῦντες: ‚Durch ihre Zurufe gaben sie (die Einwohner) ein (gutes) Zeichen‘. Das Subjekt ist unbestimmt. Das Imperfekt hat hier einen durativen Aspekt. Malalas verwendet κράζω häufig, um die (Un-)Willensäußerung einer Volksmenge (XI 4,5; XII 10,18) gegenüber dem Herrscher (II 17,40; X 14,10; XVI 19 passim; XIII 71 passim) zu bezeichnen. Die Akklamation war die in der Spätantike vorherrschende Form der kollektiven Willensäußerung, vgl. Flaig 2013, 399–403 und Wiemer 2013 sowie die Ausführungen zu XVIII 22. διδοῦντες ist Partizip zu διδόω. Auch bei Malalas erscheinen die ehemaligen Verben auf -μι zumeist als verba contracta, vgl. Merz 1911, 39. (Fabian Schulz)
6/4 καὶ ἀνηνέχθη ταῦτα τῷ αὐτῷ βασιλεῖ: Die Provinzialbehörden, insbesondere die Prätorianerpräfekten waren angewiesen, die Akklamationen dem Kaiser zu melden (Cod.Theod. I 16,6 und VIII 5,32).
7/1 καὶ ἐδωρήσατο θείαν φιλοτιμίαν τοῖς Ἀντιοχεῦσιν καὶ Λαοδικεῦσιν καὶ Σελευκέσιν: Als Belohnung für ihre Zustimmung ließ Justinian den Bewohnern der Stadt und zugleich auch den Bewohnern von Laodikeia (vgl. dazu die Ausführungen in XVIII 28) und Seleukeia Belohnungen übermitteln. Es bleibt dabei zu fragen, warum nicht nur die Bewohner Antiocheias bedacht wurden, da doch wahrscheinlich nur sie an der genannten Akklamation teilnahmen. Vielleicht war die Umbenennung Antiocheias jedoch eine Handlung von so großer Tragweite, dass auch die Bewohner der umliegenden Städte dies als bedeutsam wahrnahmen und sich dazu äußerten.
Seleukeia in Pieria: Es handelt sich um eine der wichtigsten Hafenstädte Syriens im Hellenismus und in der Kaiserzeit. In hellenistischer Zeit diente Seleukeia als Seehafen von Antiocheia und war während der Kriege zwischen den Seleukiden und der Ptolemäerdynastie um Syrien (Syrische Kriege) von großer strategischer Bedeutung. Im 2. Jh. n. Chr. war die Stadt neben Alexandria die bedeutendste Hafenstadt des östlichen Mittelmeeres und Militärstützpunkt der kaiserlichen Flotte, die den Seehandel in der Levante kontrollierte Nabhani 2009, 63. Der Ort lag etwa 8 km nördlich der Orontesmündung am Hang des Koryphaios, einem südlichen Ausläufer des Amanos. Das Stadtgebiet befand sich, umgeben von einer 12,5 km langen Mauer, zwischen zwei Bachtälern. Zwar gründete um 300 v. Chr. Seleukos I. Nikator diese Stadt als Reichshauptstadt; aufgrund der Tatsache, dass die Stadt vom Meer her leicht angreifbar war, verlegte jedoch Antiochos I. Soter die Funktion von Residenz und Verwaltung des Reiches nach Antiocheia, vgl. Nabhani 2009, 76f. sowie Downey 1961, 61ff. Trotz dieses Prestigeverlustes blieb Seleukeia immer der wichtigste Hafen für Antiocheia und damit von großer wirtschaftlicher Bedeutung, vgl. Polybios V 59–60 und Held 2002. Im Zuge des 3. Syrischen Krieges (246–241 v. Chr.) fiel Seleukeia 246 v. Chr. an die Ptolemäer, erst 219 v. Chr. konnte Antiochos III. die Stadt zurückgewinnen (Plb. V 58). 109 v. Chr. erlangte Seleukeia die Autonomie, die 66 v. Chr. von Pompeius bestätigt wurde, weil sich die Stadt der Eroberung durch Tigranes I. widersetzt hatte (vgl. Strabon XVI 2,8). Unter den Kaisern Hadrian, Antoninus Pius, Lucius Verus sowie Diocletian wurden zahlreiche Baumaßnahmen in der Stadt durchgeführt, u.a. die Anlage eines schmalen Zufahrtskanales zum Meer, um der zunehmenden Versandung gegenzusteuern, vgl. dazu Nabhani 2009, 80f. In der Spätantike nimmt die Bedeutung der Stadt ab, was sich in den selteneren Erwähnungen in den Quellen spiegelt. 325 ist Seleukeia als Bischofsitz bezeugt, im 5. Jh. begann mit fortschreitender Verlandung des Hafens der Niedergang, was durch Plünderungen und Naturkatastrophen verschärft wurde: 526 und 528 erlitt die Bevölkerung bei Erdbebenkatastrophen starke Verluste und fiel schließlich den im Jahr 540 heranrückenden Persern zum Opfer (Malal. XVIII 87), vgl. Wagner 2001.
8/1 Σελευκέσιν: Nur durch die Chronographia bezeugte Dativ-Form: XVII 7, 1f.. (Fabian Schulz)
8ff./2 ὥστε κουφισθῆναι τὴν αὐτῶν συντὲλειαν ἐπὶ ἔτη τρία, χαρισάμενος ταῖς αὐταῖς πόλεσιν λίτρας διακοσίας καὶ τοῖς κτήτορσιν ἀξίας ἰλλουστρίων: Auf eine Phase der Krise, der Armut und Not reagiert Justinian mit den bekannten Wohltaten: Schenkungen, Steuererleichterungen bzw. –erlasse sowie im vorliegenden Fall die Verleihung des Ranges eines illustris. Zum hier hervorscheinenden Handlungsschema vgl. die Ausführungen ad Malal.XVIII 22–25.
Parallelüberlieferung
Theoph. 178, 5–7 Vgl. Cramer, Anecd. Paris. 2, 110, 8–9; Cedr. 646, 21; Euagr. 4, 6 (156, 22–23); Procop., Aed. II 10, 2 und 5, 5, 1.
Literatur
Burgess/Kulikowski (2012): Burgess, Richard W./Kulikowski, Michael: Mosaics of time. Latin chronicle traditions from the first century BC to the sixth century AD,, Turnhout, 2012.
Bury (1897): Bury, John B.: Johannes Malalas: The Text of the Codex Baroccianus, ByzZ, 1897, 219–230.
Chastagnol (1992): Chastagnol, André: Le sénat romain à l'époque impériale, 1992, 293–324.
Chrysos (1966): Chrysos, Evangelos K.: Eine Konjektur zu Johannes Malalas, JÖByz, 1966, 147—152.
Croke (1990a): Croke, Brian: Byzantine Chronicle Writing, 1: The early development of Byzantine chronicles, Jeffreys, Elizabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, Sydney 1990, 27–38.
Croke (1990b): Croke, Brian: City chronicles of late antiquity, B. Croke/A. Nobbs/R. Mortely, Canberra 1990, 165 203.
Downey (1961): Downey, Glanville: A history of Antioch in Syria from Seleucus to the Arab Conquest, Princeton, 1961.
Downey (1963): Downey, Glanville: Ancient Antioch, Princeton, 1963.
Flaig (2013): Flaig, Egon: Die Mehrheitsentscheidung. Entstehung und kulturelle Dynamik, Paderborn, 2013.
Gizewski (1998): Gizewski, Christian: illustris vir, DNP, 1998, 939–940.
Hahn (1973): Hahn, Wolfgang: Moneta Imperii Byzantini, 1. Teil; Von Anastasuis I. bis Justinianus I. (491–565) einschließlich der gotischen und vandalischen Prägungen, Wien, 1973.
Held (2002): Held, Winfried: Die Residenzstädte der Seleukiden. Babylon, Seleukeia am Tigris, Ai Khanum, Seleukeia in Pieria, Antiocheia am Orontes, 2002.
Honigmann (1936): Honigmann, Ernst: s.v. Theoupolis, RE VI A I, 1936, 257.
Jeffreys (1990a): Jeffreys, Elizabeth: Malalas' sources, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 167–216.
Kühner/Gerth (1898): Kühner, Raphael/Gerth, Bernhard: Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache. Satzlehre, Hannover, 1898.
Löhken (1982): Löhken, Henrik: Ordo Dignitatum. Untersuchungen zur formalen Konstituierung der spätantiken Führungsschicht, Köln, 1982.
Maas (1912): Maas, Paul: Metrische Akklamationen der Byzantiner, 1912, 28-51.
Meier (2004a): Meier, Mischa: Das andere Zeitalter Justinians. Kontingenzerfahrung und Kontingenzbewältigung im 6. Jahrhundert n. Chr., Göttingen, 2004.
Meier (2007a): Meier, Mischa: Natural Disasters in the Chronographia of John Malalas: Reflection on their functions – An initial sketch, The Medieval History Journal, 2007, 237–266.
Meier/Thurn (2009): Thurn, Johannes/Meier, Mischa: Johannes Malalas Weltchronik, Stuttgart, 2009.
Merz (1911): Merz, Ludwig: Zur Flexion des Verbums bei Malalas, Pirmasens, 1911.
Nabhani (2009): Nabhani, Omar: Städte Syriens im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, Freiburg, 2009.
Psaltes (1913): Psaltes, Stamatios B.: Grammatik der byzantinischen Chroniken, Göttingen, 1913.
Wagner (2001): Wagner, J.: s.v. S. Pieria, Hafenstadt von Antiocheia, DNP, 2001, 356–357.
Wiemer (2013): Wiemer, Hans-Ullrich: Voces Populi. Akklamationen als Surrogat politischer Partizipation, Flaig, Egon, Genesis und Dynamiken der Mehrheitsentscheidung. Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien, München 2013, 173–202.
Wroth (1966): Wroth, Warwick: Imperial Byzantine Coins in the British Museum, Chicago, 1966.