Malalas 9.3 1–5 = 33–37 (Thurn)

1 (33)
Ὁ δὲ Καίσαρ Ἰούλιος δικτάτωρ, ὅ ἐστι μονάρχης, μετὰ ταῦτα τῶν
 
πάντων ἐκράτησεν ἐν ὑπερηφανείᾳ καὶ τυραννίδι ἐπὶ ἔτη ιηʹ. ὅστις καὶ
 
τὸ βίσεξτον ἐφηῦρε καὶ νόμους Ῥωμαίοις ἔδωκεν, καὶ μῆνας ἐπωνόμασε
 
Ῥωμαίοις καὶ ὑπάτους δὲ αὐτὸς προεβάλλετο καθ᾿ ἕκαστον ἔτος οὓς
5 (37)
ἠβούλετο.
Philologisch-Historischer Kommentar
1/3 Καίσαρ Ἰούλιος: Zur Person und zu den Namensvarianten in der Chronographia: IX 1, 2. (Florian Battistella)
1/5 ὁ δικτάτωρ, ὅ ἐστι μονάρχης: Dies ist die vierte Okkurrenz des Begriffs δικτάτωρ, doch gibt der Autor hier erstmals eine Definition, die insofern weitgehend richtig ist, als der Diktator allein regierte. Ausführlicher dazu: IX 1, 2. (Brendan Osswald)
1/10 μετὰ ταῦτα: D.h. nach den im vorherigen Kapitel (IX 2) erwähnten Ereignissen und insbesondere dem Bürgerkrieg. (Brendan Osswald)
2/7 ἐπὶ ἔτη ιηʹ: D.h. 18 Jahre. Diese Zahl ist offensichlich falsch und schwer zu erklären, da das Datum von 62 v.Chr. keinem spezifischen Ereignis zu entsprechen scheint (vielleicht Caesars Ernennung zum Pontifex Maximus im Jahre 63?). Sie findet sich jedoch auch bei Georg. Mon. 293,13. CP 354,19 gibt hier die folgende Version: δʹ καὶ μῆνας ζʹ πρὸ δʹ ἰδῶν μαΐων τῆς πρώτης ἐπινεμήσεως. Die Zahl des CP stammt aus dem Werk des Eusebius und ist in der späteren Geschichtsschreibung die gängigste, obwohl sie durch einen Fehler des Eusebius aus der korrekten Zahl von drei Jahren und sieben Monaten zwischen der Schlacht von Pharsalos und den Iden des März hervorgegangen ist: Burgess 2014, 38f. (Brendan Osswald)
3/1 τὸ βίσεξτον ἐφηῦρε: Dies ist hier das einzige Vorkommen dieses Begriffs in der Chronographia, der den Schalttag bezeichnet, der durch Caesars Kalenderreform einmal alle vier Jahre dem Februar hinzugefügt wurde. Der sogenannte julianische Kalender trat am 1. Januar 45 v.Chr. in Kraft: Christ 2000, 402. Im Lateinischen ist die übliche Form die maskuline Form bisextus (_scil._ dies), aber auch die neutrale Form bisextum ist belegt, z.B. bei Ammian. Marc. XXVI 1,7 (s. TLL, s.v. bisextus). Im Griechischen sind nicht nur die Formen βίσεξτος, -ον als Adjektiv und das Nomen τὸ βίσεξτον belegt (DGE, s.v.), sondern auch δίσεκτος (sc. ἡμέρα) und δίσεξτος (sc. χρόνος) (LBG, s.v.). Dieses Wort fehlt in den Listen der Wörter lateinischen Ursprungs bei Körting 1879, 12–18 und James 1990, 222f., nicht aber bei Festugière 1978, 236. (Brendan Osswald)
3/5 νόμους Ῥωμαίοις ἔδωκεν: Caesar führte zahlreiche Gesetzesreformen durch; s. Rawson 1994, 450–452, 455–458. (Brendan Osswald)
3f./9 μῆνας ἐπωνόμασε Ῥωμαίοις: Es scheint sich hierbei um einen Hinweis auf die Umbenennung des Monats von Quintilis in Iulius (Juli) und Sextilis in Augustus (August) zu handeln. In Wirklichkeit wurde der Monatsname Quintilis nach Caesars Tod auf Initiative des Antonius, der im Jahr 44 v.Chr. Konsul war, geändert: Broughton 1952, 315; Rawson 1994b, 475. Was den August betrifft, so erhielt er seinen neuen Namen zu Ehren des Oktavian (IX 8, 2) im Jahr 8 v. Chr.: Crook 1996, 99. Die Benennung eines Monats nach einem Herrscher entspricht einer Praxis, die in den hellenistischen Königreichen üblich war: Beard 1994, 750. (Brendan Osswald)
4f./3 ὑπάτους δὲ αὐτὸς προεβάλλετο καθ᾿ ἕκαστον ἔτος οὓς ἠβούλετο: Die Ernennung der Konsuln war zwar nicht offiziell Caesars Vorrecht, aber das Verschwinden der pompejanischen Partei ermöglichte ihm de facto die Kontrolle über die Wahlen. Während des größten Teils seiner Regierungszeit amtierte Caesar selbst als Konsuls: Er war Konsul in Jahren 48, 46, 45 und 44 v.Chr. Im Jahre 47 war er nicht Konsul, sondern Diktator, was eine mächtigere Stellung bedeutete. In den Jahren 45 und 44 kumulierte er die Ämter eines Konsuls und eines Diktators. Die anderen Konsuln waren Anhänger Caesars: Publius Servilius Vatia Isauricus im Jahre 48, Quintus Fufius Calenus und Publius Vatinius im Jahre 47, Lepidus (IX 8, 4) im Jahre 46, Marcus Antonius (IX 8, 3) im Jahre 44. Im Jahre 45 war Caesar der einzige Konsul. Er dankte aber am 1. Oktober ab und ernannte Suffektkonsuln aus den Reihen seiner Anhänger: Broughton 1952, 272, 286, 293, 304f., 315; Rawson 1994, 459–462.

Die Formulierung dieses Satzes wird später in Kapitel IX 8 in Bezug auf das zweite Triumvirat teilweise wieder aufgegriffen (dazu: IX 8, 5). (Brendan Osswald)
Parallelüberlieferung
Literatur
Beard (1994): M. Beard: Religion, 1994, 729-768.
Broughton (1952): T. Robert S. Broughton: The Magistrates of the Roman Republic, New York, 1952.
Burgess (2014): Burgess, Richard W.: Roman Imperial Chronology and Early-Fourth-Century Historiography. The Regnal Durations of the So-called Chronica urbis Romae of the Chronograph of 354, Stuttgart, 2014.
Christ (2000): K. Christ: Krise und Untergang der römischen Republik, Darmstadt, 2000.
Crook (1996): J. Crook: Political history, 1996, 70-112.
Festugière (1978): Festugière, André-Jean: Notabilia dans Malalas. I, Revue de Philologie, 1978, 221–241.
James (1990): James, Alan: The language of Malalas, 1: General survey, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 217–224.
Körting (1879): Körting, Gustav: De vocibus latinis quae apud J. Malalam chronographum Byzantinum inveniuntur, Münster, 1879.
Rawson (1994): E. Rawson: Caesar: Civil War and Dictatorship, 1994, 424-467.
Rawson (1994b): E. Rawson: The Aftermath of the Ides, 1994, 468-490.