Malalas 13.39 1–23 = 87–14 (Thurn)

1 (87)
Ὁ δὲ αὐτὸς Θεοδόσιος ἐπὶ τῆς ἑαυτοῦ βασιλείας ἐποίησε τὴν σύν-
 
ὁδον τῶν ρν’ ἐπισκόπων τῶν ἐν Κωνσταντινουπόλει ἕνεκεν τοῦ ὁμοου-
 
σίου τοῦ ἁγίου πνεύματος. ὡσαύτως δὲ ὁ αὐτὸς Θεοδόσιος βασιλεὺς
 
προήγαγε τὸν ἔπαρχον πραιτωρίων Ἀντίοχον τὸν ἐπίκλην Χούζωνα
5 (91)
τὸν μέγαν, καταγόμενον ἀπὸ Ἀντιοχείας τῆς μεγάλης. ἢ μόνον δὲ προ-
 
χθη ἔπαρχος, ἀνήγαγε τῷ αὐτῷ Θεοδοσίῳ βασιλεῖ, ὅτι ἐπλατύνθη καὶ
 
ηὐξήθη ἡ αὐτὴ μεγάλη πόλις Ἀντιόχεια τῆς Συρίας καὶ ἔχει πολλὰ οἰκή-
 
ματα ἔξω τειχέων ἐπὶ μίλιον ἕνα. καὶ ἐκέλευσεν ὁ αὐτὸς βασιλεὺς Θεοδό-
 
σιος περιτειχισθῆναι καὶ τὰ ἔξω τῆς πόλεως ὄντα οἰκήματα· καὶ ἐγένετο
10 (1)
τεῖχος ἀπὸ τῆς πόρτας τοῦ λεγομένου Φιλοναύτου ἕως τοῦ λεγομένου
 
Ῥοδίωνος· καὶ περιέλαβε τὸ ὄρος τὸ νέον τεῖχος ἕως τοῦ παλαιοῦ τείχους
 
τοῦ κτισθέντος ὑπὸ Τιβερίου Καίσαρος, καὶ προσεκόλλησε τὸ νέον τεῖχος
 
ἕως τοῦ ῥύακος τοῦ λεγομένου Φυρμίνου τοῦ κατερχομένου ἐκ τῆς δια-
 
σφαγῆς τοῦ ὄρους, ἐνεγκὼν τοὺς λίθους ἐκ τοῦ μονομαχείου τοῦ παλαιοῦ
15 (6)
τοῦ ὄντος εἰς τὴν ἀκρόπολιν ἄνω, λύσας καὶ τὸν ἀγωγὸν τὸν ἐρχόμενον
 
εἰς τὴν αὐτὴν ἀκρόπολιν ἀπὸ τῶν λεγομένων ὑδάτων ἐκ τῆς Λαοδικηνῆς
 
ὁδοῦ· ὅντινα ἀγωγὸν ἐποίησεν Ἰούλιος ὁ Καίσαρ, κτίσας τὸ δημόσιον
 
ἄνω εἰς τὸ ὄρος τοῖς λεγομένοις ἀκροπολίταις τοῖς ἀπομείνασιν καὶ οἰκή-
 
σασιν ἄνω μεθ᾿ οὓς κατήγαγεν Σέλευκος ὁ Μακεδὼν ὁ Νικάτωρ ἐν τῇ
20 (11)
πόλει τῇ κτισθείσῃ ὑπ᾽ αὐτοῦ ἐν τῷ λεγομένῳ αὐλῶνι· οὕστινας καὶ
 
παρεκάλεσεν οἰκεῖν ἅμα αὐτῷ τὴν κάτω πόλιν Ἀντιόχειαν τὴν μεγάλην.
 
ἐν ἐκείνῷ δὲ τῷ καιρῷ ἔλαβε τεῖχος καὶ Γίνδαρος καὶ τὸ Λύταργον καὶ
 
ἄλλαι πολλαὶ κωμοπόλεις τῆς Συρίας.
Philologisch-Historischer Kommentar
4/7 ἐπίκλην: Bei Personennamen wird ἐπίκλην in der Chronographia immer – wie auch hier –zusammen mit und zusätzlich zu einem Eigennamen benutzt, entweder zur Angabe eines Beinamens (vgl. XIII 39 (hier) Ἀντίοχον τὸν ἐπίκλην Χούζωνα und XVIII 101,1 πραίτωρος τοῦ ἐπίκλην Διπουνδιαρίστου u. Z. 3 Ἰωάννης ὁ ἐπίκλην Δάνδαξ; oft ist der Beiname geographisch: XVIII 71 Ἰωάννου τοῦ ἐπίκλην Καππάδοκος; XVIII 134 Θεόδωρος ὁ ἐπίκλην Νικομηδεύς) oder eines Spitznamens (XVI 3 Ἰωάννην τὸν ἐπίκλην κυρτόν, ‚der Bucklige‘; XVII 12 Θεόδωρος ὁ ἀπὸ ὑπάτων, ὁ ἐπίκλην τηγανιστής, ‚der Pfannenbrater‘); siehe auch Jeffreys 1990e, 229, der in ἐπίκλην einen weiteren Mosaikstein des „formulaic language“ in der Chronographia sieht. Bei Nachnamen/Beinamen ist ἐπίκλην als ‚namens‘ zu übersetzen, bei Spitznamen eher als ‚genannt‘.

(Laura Carrara mit Olivier Gengler)
19/6 Σέλευκος ὁ Μακεδὼν ὁ Νικάτωρ: Zu ihm: VIII 10, 2. (Florian Battistella)
22/9 Γίνδαρος ... καὶ ἄλλαι πολλαὶ κωμοπόλεις: Der Ort Gindaros kann aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem heutigen Djinderes (nordwestlich von Aleppo) identifiziert werden, der durch deutsch-syrische Grabungskampagnen der 1990er Jahre gut erforscht ist: Vgl. die Grabungsberichte von Khadour/Suleiman/Sürenhagen 1997 und Sürenhagen 1999 sowie die Publikation bzw. historische Einordnung der hellenistischen bis spätantiken Befunde durch Kramer 2004. Mit Blick auf die Siedlungsgeschichte ergaben die Grabungen, dass der Ort in frühhellenistischer Zeit nach einer mehrere Jahrhunderte währenden Phase schwacher Besiedlung neu „belebt“ wurde (dazu zusammenfassend Kramer 2004, 265f.). Die früheste schriftliche Erwähnung des Ortes findet sich bei Strabon (XVI 2, 8), wo der Ort als Polis bezeichnet wird. Gegenüber der aus diesem Befund zu erschließenden Annahme, dass Gindaros wie viele Nachbarorte in seleukidischer Zeit offiziell als Polis gegründet wurde, hat Kramer jedoch Zweifel angemeldet. Er spricht sich sogar tendenziell dagegen aus, dass der Ort jemals einen entsprechenden Status innehatte: Kramer 2004, 320–324. Dabei argumentiert er nicht nur mit dem Fehlen von Gindaros in den Listen der Stadtgründungen Seleukos’ I. (App. Syr. 57), sondern auch damit, dass sich seiner Meinung nach für den Ortsnamen entgegen dem Muster seleukidischer Polis-Gründungen kein griechischer oder makedonischer Ursprung belegen lässt (Kramer 2004, 269). Letzterer Punkt ist allerdings mindestens strittig (vgl. unter Bezugnahme auf eine makedonische Inschrift Cohen 2006, 170f.). Stichhaltiger ist der Hinweis, dass Gindaros in der Spätantike beim syrischen Bischof Theodoret keineswegs als Polis, sondern nur als sehr großes Dorf (κώμη μεγίστη) erscheint (Thdt. hist.rel. II 9, 2). Die Strabon-Passage, in der der Polis-Begriff verwendet wird, ist zudem auch für sich genommen problematisch, da die topographischen Angaben zu Gindaros/Djinderes sehr viel schlechter passen als zur nahegelegenen, von Strabon überraschenderweise nicht namentlich erwähnten Stadt Kyrrhos; es könnte somit eine Verwechslung vorliegen (Grainger 1990, 174f.; Kramer 2004, 313f.). Die insgesamt zwei Erwähnungen des Ortes in der Chronoraphia sind mit Blick auf die Frage nach dem Polis-Status von einigem Interesse. Im Rahmen eines Abschnitts über die Errichtung von Mauerbefestigungen durch Theodosius I. (XIII 39) nennt der Chronist Gindaros eine κωμοπόλις. Dieser Begriff kommt in der Chronographia nur einmal vor, ist aber bspw. mehrfach bei Strabon belegt (Strab. XII 2, 5; XII 3, 31; XII 6, 1; XIII 1, 27). Nach A.H.M. Jones umschreibt er „a town too big to be called a village but lacking autonomy” (Jones 1971, 179). In XVIII 49 spricht der Chronist von „der Gindaros genannten Stadt“ (und nicht, wie die englische und deutsche Übersetzung es verstehen, von „Gindarupolis“: XVIII 49, 2f.); ob man daraus auf das Bestehen eines rechtlichen polis-Status schließen muss, bleibt nichtsdestotrotz zweifelhaft.
Im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. erlebte Gindaros nach Ausweis des archäologischen Befunds eine Blüte. Für einige Zeit (1. Hälfte des 4. Jh. n. Chr.) fungierte der Ort wohl sogar als Bischofssitz (vgl. allerdings zur Diskussion über die Echtheit der diese Information enthaltenden, erstmals von Eduard Schwartz diskutierten Synodalakten Kramer 2004, 325f., Anm. 480). Im 6. Jahrhundert befand sich Gindaros nach Einschätzung der Archäologen jedoch im Niedergang. Die Baumaßnahmen dieser letzten Phase werden als „ausgesprochen ärmlich“ eingestuft (Kramer 2004, 305); an Einzelfunden aus dieser Zeit ist allein ein Hortfund aus Bronzegegenständen bemerkenswert, der aber weniger als Ausweis des Reichtums der Ortschaft denn vielmehr als Indiz für eine notwendig gewordene plötzliche Flucht ihrer Bewohner gedeutet werden kann (Kramer 2004, 306. Der in XVIII 49, 2f. gegebene Hinweis über die dortige Auffindung des Marinos ist die letzte bekannte literarische Notiz zu Gindaros vor dessen Aufgabe um die Wende vom 6. zum 7. Jh. n. Chr. Die Passage zeigt nicht zuletzt, dass den Bewohnern des Ortes zu diesem Zeitpunkt schlagkräftige Argumente fehlten, um eventuelle eigene Ansprüche auf die Gebeine des Märtyrers gegenüber einer Stadt wie Antiochia geltend zu machen: Kramer 2004, 306f.
Parallelüberlieferung
Literatur