Malalas 18.10 1–16 = 7–22 (Thurn)
Inhalt
Kapitel 10 liefert den Kontext für die Entstehung des Amtes des magister utriusque militiae per Armeniam anhand der Nennung des ersten Amtsträgers Sittas und erklärt die Zusammensetzung seiner Kompetenzen.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
βοῦσι χρόνοις οὐκ εἶχεν ἡ αὐτὴ Ἁρμενία στρατηλάτην, ἀλλὰ σατράπας
καὶ δοῦκας καὶ ἄρχοντας καὶ κόμητας. δέδωκε δὲ ὁ αὐτὸς βασιλεὺς τῷ
5 (11)
αὐτῷ στρατηλάτῃ ἀριθμοὺς στρατιωτῶν ἐκ τῶν δύο πραισέντων καὶ
ἀνατολῆς. καὶ στρατεύσας ἐντοπίους σκρινιαρίους ἐποίησεν ἑαυτῷ σκρι-
νιαρίους στρατηλατιανοὺς ἀπὸ θείας σάκρας, αἰτησάμενος τὸν βασιλέα
αὐτόχθονας στρατεῦσαι, ὡς εἰδότας τὰ μέρη τῆς Ἀρμενίας. καὶ παρέσχεν
αὐτῷ τοῦτο καὶ τὰ δίκαια τῶν Ἀρμενίων τῶν δουκῶν καὶ τῶν κομήτων
10 (16)
καὶ τοὺς ὑπάτους αὐτῶν, πρῴην μὲν ὄντας καστρισιανοὺς στρατιώτας
ἦσαν γὰρ καταλυθεῖσαι αἱ πρῴην οὖσαι ἀρχαί. ἔλαβεν δὲ καὶ ἀπὸ τοῦ
παραφυλακὴ καὶ βοήθεια Ῥωμαίοις. ἦν δὲ καὶ ὁ ἀνὴρ καλὸς καὶ πολεμι-
κός· ὅστις καὶ τὴν ἀδελφὴν Θεοδώρας τῆς Αὐγούστας ἠγάγετο πρὸς
ἱππικοῦ Κωνσταντινουπόλεως.
Philologisch-Historischer Kommentar
2/5 Ζτίττας: Malalas verwendet unterschiedliche Schreibweisen des Namens. Neben dem hier gewählten Ζτίττας finden sich auch die Varianten Τζίττας (Malal. XVIII 60) und Ζίττας (Malal. XVIII 66). Er war 520–527 n. Chr. als δορυφόρος in der Leibwache Justinians tätig, als dieser noch magister utriusque militiae war. 527 stand er gemeinsam mit Belisar an der Spitze zweier Feldzüge gegen Armenien. 528 wurde er magister utriusque militiae per Armeniam und war somit der erste Inhaber des Amtes, das erst in diesem Jahr eingerichtet wurde. 530–538/39 war er magister utriusque militiae praesentalis und nahm in dieser Funktion an Justinians erstem Perserkrieg teil. Nach dem Abschluss des sogenannten Ewigen Friedens 532 hielt er sich in Konstantinopel auf. 535–536 n. Chr. war er patricius, 536 Ex-Konsul (i.e. Honorarkonsul). Im Jahr 538 oder 539 wurde er von Justinian nochmals nach Armenien geschickt, nachdem dort der äußerst unbeliebte und erpresserische proconsul Armeniae primae Acacius einer Verschwörung zum Opfer gefallen war, und fiel im Kampf (Procop. Pers. II 3,10–28; PLRE IIIB (Sittas 1), 1160–1163). Die große Bedeutung, die der ehemalige Leibwächter für Justinian hatte, wird u.a. daran ersichtlich, dass er Theodoras Schwester Komito ehelichte. Dass die Person des Sittas weniger bekannt ist als die des Belisar ist wohl auf die Quellenlage zurückzuführen, also auf die Kriegsdarstellungen Prokops, die Belisar ins Zentrum des Geschehens rücken (vgl. Leppin 2011a, 127).
2ff./6 ἐν γὰρ τοῖς προλαβοῦσι χρόνοις οὐκ εἶχεν ἡ αὐτὴ Ἁρμενία στρατηλάτην, ἀλλὰ σατράπας καὶ δοῦκας καὶ ἄρχοντας καὶ κόμητας: Justinian richtete das Amt des Magister militum Armeniae mittels eines an Sittas adressierten Gesetzes ein: Imp. Iustinianus A. Zetae viro illustri magistro militum per Armeniam et Pontum Polemoniacum et gentes. Die Datierung des Gesetzes auf 528 n. Chr. erfolgt auf der Grundlage eben dieser Malalas-Passage. Der Gesetzestext lautet wie folgt: Cum propitia divinitate Romanum nobis sit delatum imperium, sollicita cura cauta diligentia pertractantes perspeximus oportere etiam partibus Armeniae et Ponto Polemoniaco et gentibus proprium magistrum militum per hanc legem constituere, tuamque magnitudinem, quae nobis ex ante gestis optime commendata est, idoneam ad talem fore dignitatem confidentes elegimus certasque provincias, id est magnam Armeniam, quae interior dicebatur, et gentes (Anzetenam videlicet, Ingilenam, Asthianenam, Sophenam, Sophanenam, in qua est Martyropolis, Balabitenam) et primam et secundam Armeniam et Pontum Polemoniacum tuae curae cum suis ducibus commisimus, comite Armeniae penitus sublato, certosque subdidimus numeros, non modo quos in praesenti novos constituimus, sed etiam de praesentalibus et Orientalibus et aliis agminibus segregatos, non tamen quantitatem eorum agminum minuentes: sed quia plures eis addidimus sine rei publicae gravamine et sine augmento sumptuum, aliquantos subtraximus, ita tamen, ut et post hanc subtractionem ampliores remanserint, quam usque ad nostra felicia fuerant tempora. (_Cod. Iust._ I 29,5) Demnach trat der neue Amtsinhaber an die Stelle des comes Armeniae, der abgeschafft wurde (comite Armeniae penitus sublato), und war zuständig für Armenien, Pontus Polemoniacus und die im Text angeführten gentes. Zur Aufhebung der armenischen Satrapien siehe Procop. Aed. III 1,24–29. Justinians Reform in Bezug auf die Grenzverteidigung, die bisher von armenischen Fürsten im Auftrag Konstantinopels ausgeführt worden war, hatte die Entstehung einer regulären Feldarmee zur Folge, sodass eine Kontrolle der Kaukasusregion möglich wurde. Justinian ließ mehrere Lager errichten und befestigen, die die älteren Kastelle ersetzten (vgl. Leppin 2011a, 127f.).
15/3 Κομιτώ: Älteste der drei Töchter des Acacius, eines Bärenhalters der grünen Zirkuspartei zur Zeit des Anastasius. Prokop berichtet, sie sei schon in jungen Jahren gemeinsam mit ihren zwei Schwestern, Theodora (Gattin Justinians, Augusta seit 527 n. Chr., gest. 548 n. Chr., vgl. Malal. XVII 18) und Anastasia, nach dem frühzeitigen Tod des Vaters von der Mutter zu einer Karriere auf der Bühne gedrängt worden (Procop. Arc. 9.3.8f.). (PLRE IIIA (Comito), 329)
15/5 ἐν τοῖς Ἀντιόχου: Der Palast wurde von einem Eunuchen persischer Herkunft namens Antiochos errichtet, der als cubicularius (404–414 n. Chr.), später praepositus sacri cubiculi und patricius (421) einen erheblichen Einfluss auf Arcadius hatte, der ihn mit der Erziehung seines Sohnes Theodosius II. betraute. (PLRE II (Antiochus 5), 101f.) Zu seinem späteren Machtverlust vgl. Malal. XIV 15. Der Palast wurde 1939 entdeckt, als man nordwestlich des Hippodroms auf Fresken mit Darstellungen aus dem Leben der Heiligen Euphemia stieß. Weitere Ausgrabungen folgten, 1951/52 entdeckte R. Duyuran einen Säulenfuß mit der Inschrift „ANTIOXOY ΠΡΕΠΟΣΙΤΟΥ“ und konnte so den Palast identifizieren. Im frühen 7. Jh. wurde ein Teil des Palastes zu einer Kirche der Heiligen Euphemia umgebaut. Auf der Grundlage von Stempeln, die auf Ziegeln gefunden wurden, hat Jonathan Bardill angenommen, dass der Bau nicht vor 530 erfolgt sei (vgl. Bardill 2004, 57ff. und 107ff.)
Parallelüberlieferung
Theoph. 175, 6–11; Cedr. 643, 16–22; Procop., Pers. I 15, 3–4; cf. Rubin c. 102. 104; zu Komito vgl. Procop., Arc. 9; Slav. 28,12–22.
Literatur
Bardill (2004): Bardill, Jonathan: Brickstamps of Constantinople, Oxford, 2004.
Leppin (2011a): Leppin, Hartmut: Justinian. Das christliche Experiment, Stuttgart, 2011.