Malalas 18.39 1–6 = 4–9 (Thurn)
1 (4)
Ὁ δὲ αὐτὸς βασιλεὺς ἀπεμέρισεν ἀπὸ Ἀντιοχείας τῆς πρώτης Συ-
5 (8)
ἐπίσκοπον Λαοδικείας οὐκ ἐλευθέρωσεν τοῦ ὑποκεῖσθαι τῷ πατριάρχῃ
τῆς Ἀντιοχέων πόλεως.
Kapitel-Kommentar
Mal. 18.39
XVIII 39 beschreibt die Neukonstituierung einer Provinz durch Justinian. Dieser trennte von der Provinz Syria I die Städte Laodikeia, Gabala und Paltos ab und gliederte aus Syria II die Stadt Balaneia aus, um diese Städte mitsamt ihren Territorien zur neuen Provinz Theodorias zu vereinen. Laodikeia wurde Hauptstadt der neuen Provinz und hatte den Status einer Metropole. Zur Neueinrichtung oder Neuordnung röm. Provinzen in der Chronographia: IX 13 .
Philologisch-Historischer Kommentar
2/6 Πάλτον: Paltos (https://pleiades.stoa.org/places/668332) war eine kleine Ortschaft in Syrien an der Küste südlich von Laodikeia, an der Straße von Laodikeia über Orthosias nach Berytos zwischen Gabala und Balaneia gelegen (vgl. Strabon XVI 753 sowie Plinius naturalis historia V 79). In byzantinischer Zeit war es Bischofssitz und gehörte den Ausführungen in diesem Kapitel zufolge seit 529 zur Provinz Theodorias. Bereits in den 30er Jahren des 7. Jahrhunderts wurde es jedoch durch Araber zerstört, vgl. Spuler 1949, 280f.
4/2 Θεοδωριάδα: Die neu eingerichtete Provinz benannte Justinian wohl nach seiner Ehefrau Theodora (PLRE IIIB (Theodora 1), 1240f.; zu ihr: XVIII 24, 1f. . Die einschlägige Fachliteratur verlegt die Einrichtung der Provinz Theodorias in das Jahr 528; der Darstellung des Chronisten folgend, wäre sie in das Jahr 529 zu datieren (vgl. Honigmann 1934, 1803f. sowie Mango 1991b, 2049). Die Provinz Theodorias hatte in der hier beschriebenen Form noch im 7. Jh. bestand, wie Georgios Kyprios bezeugt (descriptio orbis Romani 886–890). In XVIII 31, 2 hatte der Chronist bereits über die Umbenennung einer Stadt in Θεοδωριάs berichtet. Zur Etymologie von Θεοδωριάς: XVIII 31, 2 .
4/6 μητροπολιτικόν δίκαιον: μητροπολιτικόν δίκαιον bezeichnet im Singular und im Plural das Metropolrecht. Dieser Ausdruck erscheint zuerst bei Sozomenos, der über einen Streit der Bischöfe von Jerusalem und Kaisareia περὶ μητροπολιτικῶν δικαίων berichtet (IV 25,2,2). Euagrios bezeugt die Verleihung von μητροπολιτικὰ δίκαια an Chalkedon durch Kaiser Markian (HE 92,4). Die Akten des Konzils von Chalkedon erwähnen einen Brief von Valentinian I. und Valens, der Nikaia τὸ μητροπολιτικὸν δίκαιον verliehen habe (ACO, Concilium universale Chalcedonense 2,1,3.61.30). Auch Justinian spricht in zwei Novellen vom Metropolrecht. Novelle 31, die die Neuorganisation der Provinz Armenien darlegt (536), hält fest: „Aber in Sachen Priesterschaft, über die wir oft gesprochen haben, soll alles beim Alten bleiben: Weder beim Metropolrecht noch bei Ordinationen soll es irdendeine Änderung oder Neuerung geben“ – Τὰ μέντοι περὶ τὰς ἱερωσύνας, καθὰ πολλάκις εἰρήκαμεν, μένειν κατὰ τὸ πρότερον βουλόμεθα σχῆμα, οὐδὲν οὔτε περὶ τὸ μητροπολιτικὸν δίκαιον οὔτε περὶ τὰς χειροτονίας τοῦ πράγματος ἀμειβομένου ἢ καινιζομένου (Iust. Nov. 31,2). Novelle 131 aus dem Jahr 545 setzt erst die Rechte des Erzbischofs im neugegründeten Iustiniana Prima fest und bestätigt dem Erzbistum im zurückeroberten Karthago die alten Rechte. Dann heißt es: „Und die anderen Städte und ihre Bischöfe, denen in verschiedenen Orten Metropolrecht verliehen wurde, sollen für immer solche Vorrechte genießen“ – καὶ αἱ ἄλλαι δὲ πόλεις καὶ οἱ τούτων ἐπίσκοποι, οἷς ἐν διαφόροις τόποις μητροπολιτικὸν δίκαιον παρεσχέθη, τοῦ τοιούτου προνομίου εἰς τὸ διηνεκὲς ἀπολαυέτωσαν (Iust. Nov. 131,4). Bistümer in Metropolen genossen also besonderen Schutz. Zum spätantiken Stadtrecht: XII 34, 7f. . Zum Begriff μητρόπολις: I 4, 19 . (Fabian Schulz)
4f./8 τὸν δὲ ἐπίσκοπον Λαοδικείας οὐκ ἐλευθέρωσεν τοῦ ὑποκεῖσθαι τῷ πατριάρχῃ τῆς Ἀντιοχέων πόλεως: Der Bischof der Stadt Laodikeia wurde nicht freigestellt, sondern unterstand weiterhin dem Patriarchen von Antiocheia, wie der Chronist hier berichtet. Während es im Normalfall üblich gewesen wäre, Laodikeia als Metropolis die ihr territorial unterstellten Bistümer aus Syria I und II (Gabala, Paltus und Balanaia) auch kirchlich zu unterstellen, blieben diese einschließlich der Metropolis selbst der kirchlichen Hierarchie der Provinzen Syria I und II unterstellt. Theodorias kann folglich als eine weltliche, jedoch nicht als eine Kirchenprovinz angesehen werden (vgl. Honigmann 1934, 1803f. sowie Mango 1991b, 2049).
Parallelüberlieferung
Georgius Cyprius descriptio orbis Romani 886–890
Literatur
Benzinger (1894): Benzinger, Immanuel: s.v. Apameia, RE, 1894, 2663–2664.
Benzinger (1896): Benzinger, Immanuel: s. v. Balanaia, RE, 1896, 2816–2817.
Honigmann (1924): Honigmann, Ernst: s.v. Laodikeia am Meere, RE, 1924, 713–718.
Honigmann (1932): Honigmann, Ernst: s.v. Syria, RE, 1932, 1549–1727.
Honigmann (1934): Honigmann, Ernst: s.v. Theodorias, RE, 1934, 1803–1804.
Jones (1971): Jones, Arnold H.M.: The Cities of the Eastern Roman Provinces, Oxford, 1971.
Mango (1991b): Mango, Marlia M.: s.v. Syria, The Oxford Dictionary of Byzantium, 1991, 1997–2000.
Mango (1991c): Mango, Marlia M.: s.v. Theodorias, Oxford Dictionary of Byzantium, 1991, 2049.
Métivier (2006): Métivier, S.: La création des provinces romaines dans la chronique de Malalas, Recherche sur la Chronique de Jean Malalas II, 2006, 155–172.
Nabhani (2009): Nabhani, Omar: Städte Syriens im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, Freiburg, 2009.
Sauvaget (1934): Sauvaget, Jean: Le plan de Laodicée-sur-Mer, Bulletin des études orientales, 1934, 81–114.
Seyrig (1970): Seyrig, Henri: Séleucus I et la fondation de la monarchie syrienne, Syria, 1970, 290–311.
Spuler (1949): Spuler, B.: s.v. Paltos, RE, 1949, 280–281.
Weierholt (1963): Weierholt, Kristen: Studien im Sprachgebrauch des Malalas, Oslo, 1963.