Malalas 18.57 1–21 = 34–54 (Thurn)
Malalas widmet das Kapitel 57 seines 18. Buches den Ereignissen in Afrika. Er berichtet von den Auseinandersetzungen zwischen Vandalen und Mauren und der Usurpation gegen den letzten legitimen Vandalenkönig Hilderich. Die Kunde von diesen Begebenheiten habe bei Kaiser Justinian große Empörung ausgelöst und dazu geführt, dass dieser den Ostgoten Athalarich aufgefordert habe, die Herrschaft des Usurpators Gelimer nicht anzuerkennen. Das Thema Afrika wird erst wieder im 81. Kapitel desselben Buches aufgegriffen, als berichtet wird, dass Gelimer in Konstantinopel vorgeführt wurde – Malalas beschreibt folglich die Ursachen und das Ergebnis des Krieges in Afrika, doch der Vandalenkrieg an sich findet keinerlei Erwähnung.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
Auch bei Malalas spielt der Maurenaufstand eine wichtige Rolle, doch unterscheidet sich seine Darstellung grundlegend von der restlichen Überlieferung: Bei ihm unterliegen die Mauren den vandalischen Streitkräften und deren Feldherrn Gelimer. Nach diesem Sieg habe sich Gelimer mit den geschlagenen Mauren verbündet und gegen Hilderich geputscht.
Malalas beleuchtet weder die Hintergründe für Gelimers Usurpation noch fragt er nach dessen Motiven. Die Ereignisse in Afrika, für die Malalas wahrscheinlich keine offiziellen Dokumente zur Verfügung standen, liegen aus antiochenischer Perspektive weit im Westen und somit nicht im besonderen Interesse des Chronisten. Die Geschehnisse in Nordafrika werden, ebenso wie die Vorgänge im Ostgotenreich, sehr knapp behandelt (vgl. Meier 2004a, 226).
Bei ihrer Ankunft in Nordafrika konnten die Vandalen einige Maurenstämme als Verbündete für sich gewinnen. Geiserich griff für seine Romfahrt im Jahr 455 n. Chr. und für seine Raubzüge im Mittelmeerraum auf maurische Verbände zurück. Allerdings bemühte er sich nicht um eine langfristige Bindung der Stämme an die Vandalen, weder militärisch noch religiös. Dies hatte zur Folge, dass alle nachfolgenden Vandalenkönige mit maurischen Aufständen zu kämpfen hatten (unter Hunerich: Procop. Vand. III 8,1f.; unter Gunthamund: Procop. Vand. III 8,7; unter Thrasamund: Procop. Vand. III 8,14; unter Hilderich: Procop. Vand. III 9,3). Schließlich bot die Niederlage der Vandalen gegen die Maurenverbände unter ihrem Anführer Antalas im Jahr 530 n. Chr. Gelimer erst die Möglichkeit, gegen Hilderich zu usurpieren (s.u.). Während des Vandalenkrieges unterstützen zwar einzelne Stämme Gelimer, doch standen die meisten Mauren auf römischer Seite. Prokop berichtet, dass die Anführer der Maurenstämme Gesandte zu Belisar geschickt und sich dem römischen Kaiser unterstellt hätten, sich aber im Kampf abwartend zurückgehalten hätten (Procop. Vand. III 25,1–9). Für die ersten Jahre der oströmisch-byzantinischen Herrschaft in Afrika zeichnen die Quellen (die Hauptquellen sind Corippus‘ Johannis und Prokops Bella) insgesamt ein düsteres Bild: Neben Unruhen innerhalb der römischen Truppen, die vor allem aufgrund verspäteter Soldzahlungen und religiöser Motive (Vorgehen Konstantinopels gegen ‚nicht-orthodoxe‘ Gläubige) ausbrachen, ist immer wieder von Aufständen einheimischer Stämme die Rede, die teilweise auch an den Meutereien der Soldaten beteiligt waren. Der zunächst wenig differenzierende Umgang der Römer mit den verschiedenen Maurenstämmen in den ersten Jahren nach dem Abschluss des Vandalenkrieges zeugt von Unkenntnis der Verhältnisse in Afrika. Erst unter Johannes Troglita (magister militum per Africam 546–548) ist eine differenzierende Politik gegenüber den Mauren erkennbar: Mit einzelnen Stämmen und deren Anführern (etwa die beiden Häuptlinge Antalas und Cusina) – vor allem mit solchen, die sich im römischen Machtbereich aufhielten – suchte man Bündnisse, während man die von ‚außen‘ ins Reichsgebiet eindringenden Gruppierungen bekämpfte. Dadurch konnte der oströmische General zwar für einige Jahre Ruhe in den nordafrikanischen Provinzen schaffen, doch berichten die Quellen (v.a. Johannes von Biclaro, Gregor der Große, Theophylaktos Simokattes und Theophanes Confessor) für die Jahrzehnte bis zur islamischen Eroberung von wiederkehrenden maurischen Unruhen (grundlegend zu ‚den‘ Mauren sind die Arbeiten von Modéran, von denen besonders die umfangreiche Studie Modéran 2003 hervorgehoben sei; vgl. ferner Gaggero 1900 (Übersicht über literarische Quellen zu den Mauren und wichtigste Forschungsliteratur); Waldherr 2004; Waldherr 2006; Riedlberger 2010, v.a. 45–54; Conant 2012, 252–305]; Vössing 2014, 108–110 sowie Rummel 2007, 77ff.).
Unter Justinian erlebte Sabratha eine letzte Blüte: Um das Zentrum der Stadt wurde eine Schutzmauer errichtet und der Bau von Kirchen, u.a. eine glanzvolle Basilika, durch den oströmischen Kaiser gefördert (Procop. Aed. VI 4,13). Nach ihrer Eroberung durch die Araber im 7. Jh. nahm die Bedeutung der Stadt rasch ab (vgl. Vössing 1997, 106–115; Ruprechtsberger 2001, 35–46).