Malalas 18.123 1–2 = 53–54 (Thurn)

Inhalt

Erwähnung eines schrecklichen, aber keinen Schaden anrichtenden Bebens.

Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur

1 (53)
Μηνὶ ἀπριλλίῳ, ἰνδικτιῶνι τῇ αὐτῇ, γέγονε σεισμὸς φοβερὸς καὶ
Philologisch-Historischer Kommentar
1/1 Μηνὶ ἀπριλλίῳ, ἰνδικτιῶνι τῇ αὐτῇ: Die Datierung auf April der fünften Indiktion (September 556 bis August 557; die Zahlangabe bezüglich der Indiktion ist dem vorausgehenden Kapitel zu entnehmen) wird bestätigt durch Theoph. 231,1–2 de Boor, der das Datum weiter präzisiert, nämlich auf Montag, den 16. im Jahr 557 n. Chr. Damals fiel der 16. April in der Tat auf einen Montag: Mango/Scott 1997, 338f., Anm. 4. Mit übereinstimmender Datierung des Ereignisses auf (den 16. April) 557 n. Chr. entsprechend Guidoboni 1989, 702; Guidoboni/Comastri/Traina 1994, 340; Meier 2004a, 668; Ambraseys 2009, 208.
1/6 γέγονε σεισμὸς: Obwohl eine Ortsangabe fehlt, ist eine Lokalisierung in Konstantinopel am wahrscheinlichsten, da die Schriften sowohl des Malalas als auch des Theophanes im hier relevanten Zusammenhang einen klaren konstantinopolitanischen Schwerpunkt aufweisen. Vgl. für eine entsprechende Verortung (teils jedoch mit Fragezeichen) Hermann 1962, 1111; Guidoboni 1989, 702; Guidoboni/Comastri/Traina 1994, 340; Meier 2004a, 668; Ambraseys 2009, 208. Aus dem Zusammenhang heraus fasst Hermann 1962, 1111 das Beben gemeinsam mit dem im Folgenden berichteten, eindeutig in Konstantinopel zu lokalisierenden Fall als eine Serie zusammen. Letzterer wird bei Malalas zunächst ebenfalls ohne präzise Ortsangabe als "ein anderes Beben" (ἕτερος σεισμός) eingeführt, womit ein räumlicher Zusammenhang klar nahegelegt wird.

Die Formel σεισμός + eine Form des Verbes γίγνομαι wird ab XVIII 55, 1 zur Verzeichnung eines Erdbebens verwendet. (Jonas Borsch mit Laura Carrara)
1/8 φοβερὸς: Zur Verwendung dieses Adjektivs in der Malalas-Chronik allgemein und zur Bezeichnung eines Erdbebens XVIII 79, 1.
1f./8 φοβερὸς καὶ ἀβλαβής: Zur besonderen, keineswegs durchweg negativen Konnotation des Begriffes φοβερός bei Malalas vgl. XVIII 52, 1; zum mehrfach im Zusammenhang mit Erdbeben begegnenden ἀβλαβής XVIII 79, 2. Die Kombination der beiden Adjektive ist auffällig, jedoch nicht ohne Vorbild: Die Beschreibung eines Bebens der Jahre 532/33 in Konstantinopel (XVIII 77) kann auf Basis des Chronicon Paschale wohl ebenfalls mit dieser Formel ergänzt werden; sie kommt auch in Malal. XVIII 79 vor. Dass der furchtbare Charakter des Bebens betont wird, obwohl es keinen Schaden angerichtet hatte, bezeugt abermals die hohe Sensibilität der Reichsbewohner für entsprechende Ereignisse (vgl. XVIII 77, 3).
2/1 ἀβλαβής: Zur – insgesamt seltenen – Verwendung dieses Adjektivs in der Malalas-Chronik, v.a. in Bezug auf Erdbeben XVIII 79, 2.
Parallelüberlieferung
Theoph. 231,1–2 de Boor.
Literatur
Ambraseys (2009): Ambraseys, Nicholas N.: Earthquakes in the Mediterranean and the Middle East: a Multidisciplinary Study of Seismicity up to 1900, Cambridge, 2009.
Downey (1955): Downey, Glanville: Earthquakes at Constantinople and Vicinity, A.D. 342-1454, Speculum, 1955, 596–600.
Guidoboni (1989): Guidoboni, Emanuela (Hrsg.): I terremoti prima del Mille in Italia e nell’area mediterranea, Bologna, 1989.
Guidoboni/Comastri/Traina (1994): Guidoboni, Emanuela/Comastri, Alberto/Traina, Giusto (Hrsg.): Catalogue of ancient earthquakes in the Mediterranean area up to the 10th century, Rom, 1994.
Hermann (1962): Hermann, Alfred: s.v. Erdbeben, RAC, 1962, 1070–1113.
Jeffreys (1990b): Jeffreys, Elizabeth: Chronological structures in Malalas’ chronicle, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 111–166.
Mango/Scott (1997): Mango, Cyril and Scott, Roger: The Chronicle of Theophanes Confessor. Byzantine and Near Eastern History AD 284–813, Oxford, 1997.
Meier (2004a): Meier, Mischa: Das andere Zeitalter Justinians. Kontingenzerfahrung und Kontingenzbewältigung im 6. Jahrhundert n. Chr., Göttingen, 2004.