Malalas 18.55 1–2 = 79–80 (Thurn)

Inhalt

Knappe Erwähnung einer Erdbebenserie mit offenbar weitreichender Wirkung. Als Reaktion kommt es zu Bittprozessionen in zahlreichen Städten.

Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur

1 (79)
Ἐν αὐτῷ δὲ τῷ χρόνῳ ἐγένοντο σεισμοὶ κατὰ τόπον, καὶ λιταῖς
 
ἐσχόλαζον ἐν ἑκάστῃ πόλει.
Philologisch-Historischer Kommentar
1/1 Ἐν αὐτῷ δὲ τῷ χρόνῳ: Downey 1955, 598 datiert auf 532 n. Chr.; so auch die Erdbebenlisten bei Hermann 1962, 1110; Guidoboni 1989, 695 und Guidoboni/Comastri/Traina 1994, 326. Diese Datierung entspricht nicht der chronologischen Einordnung des Malalas (als einzigem Zeugen) und muss deswegen korrigiert werden (vgl. bereits Meier 2004a, 661, der als Datum 530/532 angibt, sowie Ambraseys 2009, 195 mit Datierung auf 530): In Malal. XVIII 53 wird die Rückkehr einer Gesandtschaft aus Persien auf September 530 datiert; die Schlacht von Callinicum fällt XVIII 60 auf einen 19. April, wobei das Jahr 531 sicher zu ergänzen ist. Eine chronologische Ereignisanordnung des Malalas vorausgesetzt, geschahen die fraglichen Beben also zwischen Herbst 530 und Frühjahr 531. Der Umstand, dass Malalas gleich auf das Ereignis folgend eine im (oder nach dem) September zum Perserkönig ausgeschickte Gesandtschaft bereits wieder nach Konstantinopel zurückkehren lässt, kann vielleicht einen Anhaltspunkt für eine engere Datierung bieten, die dann entsprechend frühestens in die letzten Wochen des Jahres 530 fallen würde. Ein solcher Eingrenzungsversuch bleibt aber schon angesichts der Ungenauigkeit des chronologischen Schemas der Chronographia spekulativ. Zudem deutet die Erwähnung mehrerer Erdbeben, die κατὰ τόπον (i.e. verstreut; vgl. XVIII 55, 1), stattfanden, darauf hin, dass wir es hier mit einer Reihe von Erdbeben an unterschiedlichen Orten zu tun haben, die entsprechend nicht alle auf denselben Tag fallen müssen. Auffällig ist vor allen Dingen die Unbestimmtheit der Angaben.

Odorico 1995, 314 bemerkt, dass die Friedensverhandlungen mit den Persern nach Darstellung des Malalas in dichter Abfolge von Erdbeben begleitet werden. Odorico vermutet, dass die besondere Dichte an Unglücksereignissen eine negative Konnotation der Verhandlungen und des Friedensschlusses transportieren soll. Die Stelle, an der das hiesige Ereignis erscheint, ist in der Tat auffällig. Unmittelbar voranstehend wird das Überlaufen wichtiger Verbündeter zu den Persern geschildert; unmittelbar nachfolgend erfährt Justinian von der Weigerung des Perserkönigs, einen bereits ausgearbeiteten Friedensvertrag zu ratifizieren. Die Erdbeben ereigneten sich demzufolge in einem Moment, in dem der Friedensschluss zu scheitern drohte. Das würde hier, entgegen Odorico, dann allerdings eher für eine positive Interpretation des Friedensprozesses als für eine negative Bewertung sprechen. Zudem bleibt methodisch zu bedenken, dass das Nebeneinanderliegen einzelner Ereignisse im uns überlieferten Malalas-Text theoretisch immer auch ein Resultat späterer Kürzungen sein kann: Greatrex 2016, 173. (Jonas Borsch)
1/6 ἐγένοντο σεισμοί: Das vorausgehende Erdbebenkapitel, XVIII 40 (über ein Erdbeben im lykischen Myra, 529 n. Chr.), beinhaltet die letzte Okkurrenz des in der Malalas-Chronik im Zusammenhang mit seismischen Phänomenen sehr beliebten Wortes θεομηνία (45 Belegstellen: s. die Liste VII 18, 3). Ab dem vorliegenden Kapitel bis zum Ende der Chronik kommt θεομηνία nicht mehr vor: Für die neun in dieser finalen Sektion des Malalas-Werkes noch erwähnten Bebenereignisse wird ausschließlich das Wort σεισμός (bzw. im Plural σεισμοί) verwendet:

  • 77,1: γέγονεν σεισμὸς ἐν Βυζαντίῳ
  • 79,1: σεισμὸς ἐγένετο φοβερὸς
  • 93,1: ἐγένετο σεισμὸς ἐν Κυζίκῳ
  • 102,1: ἐγένοντο σεισμοὶ συνεχεῖς
  • 112,1: ἐγένετο σεισμὸς μέγας
  • 112,12: ἐν δὲ τῷ καιρῷ τοῦ σεισμοῦ ἔφυγεν θάλασσα εἰς τὸ πέλαγος
  • 118,2: ἐγένετο σεισμὸς φοβερός
  • 118,9: ἐπεκράτησεν δὲ ὁ αὐτὸς σεισμὸς ἡμέρας μʹ
  • 123,1: γέγονε σεισμὸς φοβερὸς
  • 124,1: γέγονεν ἕτερος σεισμὸς ἐν μεσονυκτίῳ
  • 131,19: γέγονε δὲ καὶ θανατικὸν μέγα ἐν Κιλικίᾳ καὶ Ἀναζαρβῷ καὶ ἐν Ἀντιοχείᾳ τῇ μεγάλῃ, καὶ σεισμοί (diese letzte Stelle ist freilich ergänzt aus Theoph. 235,10–11 de Boor; das Kapitel fehlt in O komplett).


Das ist bereits von Jeffreys 1990b, 159 (vgl. auch Jeffreys 1990a, 213) beobachtet worden, die in diesem terminologischen Wechsel eine mögliche Spur des Übergangs von der ersten zur zweiten Edition der Malalas-Chronik sehen wollte: s. XVIII 40, 1. Zu diesem Befund ist eine weitere Tatsache zu addieren, die in der Forschung bisher so gut wie nie berücksichtigt worden ist: Das vorliegende Kapitel bildet nicht nur bezüglich θεομηνία, sondern noch in einer anderen Hinsicht eine Trennungslinie in der Malalas-Chronik: Denn genau wie der Begriff θεομηνία verschwindet nach dem Kapitel XVIII 55 auch die in den früheren Erdbebenpassagen mit diesem Wort oft verbundene Konstruktion ἔπαθε ὑπό (+ Genitiv, eben θεομηνίας). Wie aus der obigen Stellenübersicht ersichtlich, werden die σεισμοί ab XVIII 55 nicht mit παθεῖν kombiniert, d.h. sie erscheinen nicht in der (grammatikalischen) Rolle eines Unglücks, worunter die jeweils betroffene Stadt bzw. Region zu leiden hat; sie „ereignen“ sich bloß (ausgedrückt durch γίγνομαι – das neutralste der griechischen Verben; zum Vokabular des ‚Leidens‘ im Griechischen im Kontext von (Natur-)Katastrophen siehe Meier 2007b, 50–53). Zwar ist diese Trennungslinie nicht hundertprozentig undurchdringlich, denn weder fehlt σεισμός vor XVIII 55 komplett noch wird in Erdbebenkontexten nach XVIII 55 auf den pathetischen Wortschatz des Unglücks und des Leidens (d.h. auf das Verb παθεῖν) ganz verzichtet. Doch zahlenmäßig sind die Verhältnisse klar: Bis zum letzten θεομηνία-Kapitel (XVIII 40) gibt es insgesamt zwanzig Okkurrenzen von σεισμός, d.h. knapp zweimal so viel wie allein in den letzten hundert Kapiteln der Chronik; das Verb παθεῖν kommt seinerseits auch nach XVIII 55 in Erdbebenkontexten vor, allerdings allein fünfmal, ohne ὑπό-Komplement und zusammen mit dem zum Standardsatz aufgestiegenen Ausdruck ἐγένετο σεισμός:

  • 112,1–2: ἐγένετο σεισμὸς μέγας καὶ φοβερὸς ... καὶ ἐν αὐτῷ τῷ φόβῳ ἔπαθον αἱ πόλεις
  • 118,1–3.6 (3mal): ἐγένετο σεισμὸς φοβερός, ὥστε παθεῖν οἴκους πολλοὺς καὶ λουτρὰ καὶ ἐκκλησίας καὶ μέρη τῶν τειχέων παθεῖν ἐν Βυζαντίῳ. (…) ἐν αὐτῷ δὲ τῷ φόβῳ καὶ ἄλλαι πόλεις ἔπαθον
  • 124,1–2: γέγονεν ἕτερος σεισμὸς ἐν μεσονυκτίῳ φοβερὸς πάνυ, ὥστε παθεῖν τὰ δύο τείχη Κωνσταντινουπόλεως.


Es ist auch zu beachten, dass diese seltenen Belegstellen von παθεῖν nicht mehr die figura etymologica παθεῖν ... πάθος hervorrufen, wie es früher der Fall war VIII 24, 3f..

Es mag stimmen, dass der Wechsel in der Erdbebensprache der Malalas-Chronik „keineswegs so abrupt ist, wie von Jeffreys postuliert“ (Meier 2007d, 576 Anm. 77; Jeffreys 1990b, 159 selbst hatte freilich bereits zugegeben, dass in solchen Untersuchungen „nothing is neat and smooth“, und den σεισμός-Beleg in dem frühen Kapitel XVIII 28 συνέβη παθεῖν ὑπὸ σεισμοῦ Λαοδίκειαν als „an intrusive element“ in der Reihe erkannt); stattgefunden hat dieser Wechsel aber ohnehin, denn die Verschiebung von der – mehr emotionsgeladenen – Formel παθεῖν ὑπὸ θεομηνίας zum – neutraleren – Ausdruck γίγνεσθαι σεισμός ist anhand der bisher präsentierten Belege unleugbar: Bis XVIII 40 überwiegt deutlich die Formel παθεῖν ὑπὸ θεομηνία (o.ä.); ab XVIII 55 nimmt die neutraler anmutende Formulierung γίγνεσθαι σεισμός die Oberhand, während die andere verschwindet; umgekehrt ist bis XVIII 40 der Terminus σεισμός sparsamer verwendet, ab XVIII 55 trifft dies für παθεῖν zu. Wie dieser Sachverhalt zu interpretieren sei – ob im Sinne Jeffreys als Beweis zweier verschiedener Abfassungszeiten der Chronik oder eher als zufällige Varianz oder noch anders –, ist eine der noch ungelösten Aufgaben der Malalas-Forschung. (Laura Carrara mit Brendan Osswald)
1/7 σεισμοί κατὰ τόπον: „Erdbeben überall“. Die Lokalisierung der Beben ist nicht zu klären. Malalas’ allgemeine Formulierung deutet auf eine weite Ausdehnung hin, steht in der Chronographia aber üblicherweise in Verbindung mit einem gegebenen Standort und bezeichnet insofern kein grenzenloses Beben (XVIII 55, 1; Hermann 1962, 1110 möchte als einen der betroffenen Orte Antiochia ausmachen. Angesichts des antiochenischen Schwerpunktes der Chronographia bis mindestens noch um Kap. XVIII 76 ist diese Annahme vielleicht naheliegend, lässt sich aber nicht durch weitere Hinweise stützen. Guidoboni/Comastri/Traina 1994, 326, bringen das Ereignis mit einem weiteren Erdbeben in Verbindung, das in Malal. XVIII 79 für Antiochia berichtet wird und mit einiger Sicherheit in das Jahr 532 gehört. Diese Zusammenlegung ist angesichts der dezidierten Trennung beider Nachrichten durch Malalas wenig plausibel. Malalas selbst hat hierin offenkundig zwei verschiedene Bebenereignisse gesehen, die nach allem, was sich seinem Text entnehmen lässt, zeitlich mindestens ein Jahr auseinanderlagen. Downey 1955, 598; Meier 2004a, 661 und auch Guidoboni 1989, 695 verzichten auf eine geographische Eingrenzung.

Ambraseys 2009, 195 versucht das Ereignis mit Procop. Anecd. XVIII 42 zusammenzubringen, wo eine Liste von Erdbeben an verschiedenen Orten während Justinians Zeit aufgeführt wird. Prokop verweist hier nacheinander auf Beben in Amaseia (Pontos), Polybotos/Philomede (Phrygien), Lychnidos (Epiros) sowie in Korinth. Von einem Beben in Amaseia berichtet auch Malalas (XVIII 37), während ein Beben in Korinth in der arabischen Version des Elias von Nisibis aufgeführt und datiert wird (Guidoboni/Comastri/Traina 1994, 328). Die beiden Ereignisse fallen in die Jahre 529 und 542/543. Daraus lässt sich womöglich darauf schließen, dass Prokops Liste einer chronologischen Reihung folgt. Bebenereignisse in Polybotos/Philomede und Lychnidos werden weder bei Malalas noch in der sonstigen Parallelüberlieferung namentlich erwähnt. Die mögliche chronologische Nähe zur hier fraglichen Malalas-Stelle genügt Ambraseys jedoch als Anlass für die Vermutung, dass es sich bei einem der hier erwähnten namenlosen bebenbetroffenen Orte um Polybotos/Philomede handeln könnte. Trotz des deutlichen Schwerpunktes seines Werkes auf entsprechenden Berichten kann man allerdings nicht davon ausgehen, dass Malalas jedes historische Erdbeben der fast vierzigjährigen justinianischen Herrschaftszeit im äußerst bebenanfälligen östlichen Mittelmeerraum aufgeführt hat. Prokops Liste wiederum umfasst nur eine Handvoll Beben und ist insofern bei weitem nicht erschöpfend. Beide Autoren erwähnen demzufolge zweifelsohne nur eine Auswahl der tatsächlich erfolgten Erdbeben dieser Zeit. Der Umstand, dass Malalas hier mit κατὰ τόπον nur eine allgemeine Ortsangabe wählt (vgl. den philolog. Kommentar XVIII 55, 1 und Prokop umgekehrt das Beben in Polybotos/Philomede möglicherweise in eine ähnliche Zeit – i.e. in die eineinhalb Jahrzehnte zwischen 529 und 543 – einordnet, reicht als Argument nicht aus, um beide Stellen auf ein- und dasselbe Ereignis zu beziehen.
1/7 σεισμοί: Der Plural von σεισμός kommt in der Malalas-Chronik selten vor, nur sieben bzw. achtmal.
Es fragt sich, wie sich die Zeitgenossen diesen Plural überhaupt vorgestellt haben, d.h. ob er die Vorstellung transportieren kann, dass es sich um völlig getrennte Phänomene handelt oder nicht eher für ein einzelnes „Ereignis“ steht, das sich durch wiederholte Erdstöße bemerkbar macht und insofern gedanklich zusammengehört. Anders gesagt: kann Malalas mit diesem Plural mehrere Ereignisse an verschiedenen Orten und evtl. auch zu verschiedenen Zeiten zusammengefasst haben, oder meint er damit eher eine als zusammenhängend gedachte Serie? Die Analyse der einzelnen Belege liefert Argumente für beide Auslegungen: Während in Malal. X 51 (2x: σεισμοί und σεισμῶν) die Rede (in einem Orakel von Apollonios von Tyana) von σεισμοί ist, die Antiochia allgemein bzw. in der Zukunft heimsuchen werden (also unterschiedliche Phänomene), steht in Malal. XVII 16 (2x: wieder σεισμοί und σεισμῶν) klar einzig und allein das Großbeben von 526 n. Chr. im Vordergrund: Die dort erwähnten ἄλλοι σεισμοὶ πολλοὶ sind mit diesem verbundene Nachbeben. An den anderen fraglichen Stellen (Malal. X 27 und dann XVIII 55, 102 und 131 [dies aus der Parallelüberlieferung ergänzt]) bleibt der exakte Gehalt von σεισμοί schwierig zu bestimmen bzw. kann - wenn überhaupt - nur aus dem Kontext hergeleitet werden: siehe XVIII 55, 1; XVIII 102, 1.
1f./11 λιταῖς ἐσχόλαζον ἐν ἑκάστῃ πόλει: Bittprozessionen gehören zu den typischen Reaktionen der (früh-)byzantinischen Bevölkerung auf Erdbeben und andere Katastrophen. Parallel zur Etablierung des oströmischen Kaisertums in Konstantinopel hatte das Prozessionswesen seit dem 5. Jahrhundert insbesondere in der Hauptstadt zunehmend an Bedeutung gewonnen, wobei der Kaiser als Kopf des Penitentenzuges eine zentrale Rolle spielte: Dazu Croke 1981, 146; Diefenbach 1996, 43–52 (mit Konzentration auf Translationszüge); Waldherr 1997c, 11; Meier 2004a, 489–502. In der Hauptstadt bildete sich ab justinianischer Zeit ein fester Prozessionskalender heraus, bei dem u.a. die Jahrestage von Krisenmomenten wie Erdbeben eine wichtige Rolle spielten (Meier 2004a, 493f.; vgl. die Liste von insgesamt 68 konstantinopolitanischen Jahresprozessionen in Baldovin 1987, 292-297).

Malalas schildert (soweit er explizit die Begriffe λιτανεύω und λιτή/λιταῖς verwendet) ausschließlich Prozessionen aus Anlass von akut bedrohlichen Situationen bzw. Katastrophen. Räumlich spielt dabei Konstantinopel die Hauptrolle (vgl. Malal. XIV 22; XIV 42; XVIII 27; XVIII 77; XVIII 90; XVIII 124), doch findet neben der vorliegenden Stelle noch in zumindest einem weiteren Fall eine Bittprozession anderswo statt (nämlich im Falle des schweren Erdbebens in Antiochia von 528: XVIII 27). Solche spontanen (allerdings zweifelsohne einem festen Procedere folgenden) Reaktionen, die darauf gerichtet waren, den göttlichen Zorn zu besänftigen, konnten in Extremsituationen durch zusätzliche Demutsgesten wie Barfüßigkeit oder Niederwerfen noch gesteigert werden (XVIII 27, 7f.; dazu allgemein Meier 2004a, 354). Im Falle der verheerenden Bebenserie in Antiochia von 526 bis 528 breiteten sich die Prozessionen sogar in andere Städte und bis nach Konstantinopel aus. Auch in der hiesigen Situation entschlossen sich die Menschen offenbar vielerorts zu Bitt- und Bußzügen, was neben der großen Ausdehnung des Schüttergebietes auch auf eine besondere Nervosität und Sensibilität der Bevölkerung nach den zahlreichen Katastrophen der jüngeren Vergangenheit hindeutet.
(Jonas Borsch)
2/1 ἐσχόλαζον: In Zusammenhang mit einem Dativ-Komplement und ohne ein direktes Akkusativobjekt bedeutet das Verb σχολάζω ‚sich bzw. seine Zeit einer Sache widmen‘: vgl. LSJ s.v. σχολάζω III 1, mit Belegen. Thurn 2000, 521 hat σχολάζω in sein „Index verborum memorabilium“ aufgenommen und richtig als „dego tempus aliqua re“ übersetzt; die Aufnahme in diesen Index verdankt das Verb der Tatsache, dass es in der Malalas-Chronik ein hapax legomenon ist: σχολάζω in diesem Sinne ist sonst in der früheren klassischen griechischen Literatur gut belegt. Das – nirgendwo direkt ausgedrückte – Subjekt von ἐσχόλαζον müssen die Bewohner der erdbebenbetroffenen Gebiete sein, die „sich bzw. ihre Zeit Bittprozessionen widmeten“: Der einzige Nominativ Plural in diesem Kapitel wäre sonst σεισμοί, welcher selbstverständlich nur als Subjekt von ἐγένοντο dienen kann.
2/2 ἐν ἑκάστῃ πόλει: „in jeder Stadt“ – entweder der betroffenen Region(en) oder, weniger wahrscheinlich, auf der ganzen Welt: siehe den philologischen Kommentar XVIII 55, 1.
Parallelüberlieferung
keine
Literatur
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