Malalas 18.133 1–1 = 92–92 (Thurn)
Inhalt
Kapitel XVIII 133 besteht in der über den Codex Baroccianus erhaltenen und von Thurn 2000 als separater Sinnabschnitt interpretierten Version nur aus drei Wörtern, die im Akkusativ "den orthodoxen Glauben" ansprechen. Dieser Halbsatz schließt im Codex Baroccianus an eine lacuna von mindestens einer Seite an. Inhaltlich kann ihr Text eventuell mit Ausführungen bei Theophanes (235,11-15 de Boor) über religiöse Unruhen in Antiochia in Verbindung gebracht werden.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
1 (92)
Philologisch-Historischer Kommentar
1/1 *** τὴν ὀρθόδοξον πίστιν: Abschnitt 133 folgt auf eine durch Seitenausfall im codex Baroccianus__ bedingte lacuna von maximal zwei Blättern (IX 16, 1 ), die von Thurn (2000), 421-423 ab XVIII 129 durch längere Abschnitte aus Theophanes ergänzt worden ist, da dieser in den Abschnitten vor der lacuna sowie in XVIII 134 starke inhaltliche Entsprechungen zum Codex Baroccianus__ (mit abweichendem Text) hat. Für den vorliegenden Satz, der offensichtlich das Ende eines Sinnabschnittes bildet und im Akkusativ "den orthodoxen Glauben" anspricht, fehlt bei Theophanes allerdings ein direktes Äquivalent.
Thurn hat in seine Edition alle Theophanes-Abschnitte aufgenommen, die zwischen den Entsprechungen zu XVIII 129 (= Theoph. 233,4-11 de Boor) und XVIII 134 (= Theoph. 237,1-4 de Boor) liegen. Diese Ergänzung kann jedoch nur als Hilfsmittel, nicht als Teil des Malalas-Korpus angesehen werden. Das liegt zum einen an den erwartbar ungenauen textlichen Entsprechungen; die Probleme gehen aber noch darüber hinaus. So gehen dem Äquivalent zu XVIII 134 bei Theophanes Ausführungen über Angriffe der Hunnen voran, die sicher nicht inhaltlich in Verbindung zu dem hier fraglichen Satzfragment (= XVIII 133) stehen. Sinnvollere Entsprechungen könnten sich vielleicht in Theoph. 235,11-15 de Boor finden, wo von Kämpfen zwischen Orthodoxen und Severianern (wohl in Antiochia) die Rede ist, die durch gewaltsames Eingreifen des comes Orientis beruhigt wurden: Stellte dieser damit vielleicht "den orthodoxen Glauben" (τὴν ὀρθόδοξον πίστιν) wieder her? Wenn hier tatsächlich eine inhaltliche Entsprechung vorliegen sollte, wäre fraglich, ob es sich beim folgenden Text (Theoph. 235,26 - 237,4) wirklich um Material aus Malalas handeln kann. An dieses Problem schließt sich die Frage an, ob das Fehlen von zwei Seiten im Codex Baroccianus__ als sicher angesehen werden kann: XVIII 145, 10 . Der Umfang der von Thurn übernommenen Theophanes-Passagen ist in jedem Fall selbst für zwei Blätter/vier Textseiten im Codex sicher zu groß: zwei Handschriftblätter im Codex Baroccianus__ entsprechen ca. 60 Zeilen des Haupttextes der Thurn'schen Ausgabe und damit nur 60% der von Thurn übernommenen Theophanes-Passagen. Selbst wenn im Codex Baroccianus zwei Blätter ausgefallen sein sollten, müsste dort folglich ein wesentlich kürzerer Text gestanden haben als bei Theophanes. Als sicherste Lösung erscheint es deswegen, die Theophanes-Passagen nur vergleichend heranzuziehen und nicht wie einen Teil der Malalas-Textgrundlage zu behandeln (s. darüber hinaus die Zweifel von Greatrex 1994, 110 über die malalianische Herkunft von Theoph. 234, 15–18 de Boor = Mal. XVIII 130 Thurn). (Jonas Borsch, Olivier Gengler)
Thurn hat in seine Edition alle Theophanes-Abschnitte aufgenommen, die zwischen den Entsprechungen zu XVIII 129 (= Theoph. 233,4-11 de Boor) und XVIII 134 (= Theoph. 237,1-4 de Boor) liegen. Diese Ergänzung kann jedoch nur als Hilfsmittel, nicht als Teil des Malalas-Korpus angesehen werden. Das liegt zum einen an den erwartbar ungenauen textlichen Entsprechungen; die Probleme gehen aber noch darüber hinaus. So gehen dem Äquivalent zu XVIII 134 bei Theophanes Ausführungen über Angriffe der Hunnen voran, die sicher nicht inhaltlich in Verbindung zu dem hier fraglichen Satzfragment (= XVIII 133) stehen. Sinnvollere Entsprechungen könnten sich vielleicht in Theoph. 235,11-15 de Boor finden, wo von Kämpfen zwischen Orthodoxen und Severianern (wohl in Antiochia) die Rede ist, die durch gewaltsames Eingreifen des comes Orientis beruhigt wurden: Stellte dieser damit vielleicht "den orthodoxen Glauben" (τὴν ὀρθόδοξον πίστιν) wieder her? Wenn hier tatsächlich eine inhaltliche Entsprechung vorliegen sollte, wäre fraglich, ob es sich beim folgenden Text (Theoph. 235,26 - 237,4) wirklich um Material aus Malalas handeln kann. An dieses Problem schließt sich die Frage an, ob das Fehlen von zwei Seiten im Codex Baroccianus__ als sicher angesehen werden kann: XVIII 145, 10 . Der Umfang der von Thurn übernommenen Theophanes-Passagen ist in jedem Fall selbst für zwei Blätter/vier Textseiten im Codex sicher zu groß: zwei Handschriftblätter im Codex Baroccianus__ entsprechen ca. 60 Zeilen des Haupttextes der Thurn'schen Ausgabe und damit nur 60% der von Thurn übernommenen Theophanes-Passagen. Selbst wenn im Codex Baroccianus zwei Blätter ausgefallen sein sollten, müsste dort folglich ein wesentlich kürzerer Text gestanden haben als bei Theophanes. Als sicherste Lösung erscheint es deswegen, die Theophanes-Passagen nur vergleichend heranzuziehen und nicht wie einen Teil der Malalas-Textgrundlage zu behandeln (s. darüber hinaus die Zweifel von Greatrex 1994, 110 über die malalianische Herkunft von Theoph. 234, 15–18 de Boor = Mal. XVIII 130 Thurn). (Jonas Borsch, Olivier Gengler)
Parallelüberlieferung
keine (Theoph. 235,11–15 de Boor?)
Literatur
Greatrex (1994): Greatrex, G.: The dates of Procopius' works, BMGS, 1994, 101–114.
Thurn (2000): Thurn, Johannes: Ioannis Malalae Chronographia, Berolini et Novi Eboraci, 2000.