Malalas 15.1 1–5 = 4–8 (Thurn)
Inhalt
Buch XV behandelt die Herrschaft Zenons. Es beginnt, wie jede Darstellung einer Herrschaftszeit durch Malalas, mit einer Angabe der Herrschaftsdauer sowie einer kurzen Beschreibung der Person des Herrschenden. Darüber hinaus berichtet Mal. XV 1 über die Ernennung des Patriarchen von Antiochia Petros Gnapheus bzw. Petrus Fullo. (Florian Battistella)
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
1 (4)
Μετὰ δὲ τὴν βασιλείαν Λέοντος τοῦ μικροῦ ἐβασίλευσεν ὁ πατὴρ
5 (8)
Χαλκηδόνι· καὶ ἔπεμψεν αὐτὸν ἐν Ἀντιοχείᾳ.
Philologisch-Historischer Kommentar
2/5 ἔτη ιε’: Andere Quellen geben andere Zahlen an:
O gibt eine Dauer von 15 Jahre, aber später (XV 6) liefert es eine genauere Dauer von 15 Jahren und zwei Monaten (abweichend von der hiesigen Angabe): XV 6, 2 .
Die slawische Überlieferung zählt die Zeit nur bis zu Basiliskos' Usurpation: XV 1, 2 .
Der tatsächliche Zeitraum von der Ernennung Zenons zum Kaiser im Februar 474 bis zu seinem Tod im April 491 beträgt 17 Jahre und zwei Monate. Wenn man nur vom Tod Leons II. im November 474 an zählt, so kommt man auf 16 Jahre und fünf Monate. Wenn man die Zeit von Basiliskos' Usurpation (ein Jahr und sieben/acht Monate von Januar 475 bis August 476 XV 3, 4 ) abzieht, dann lautet das Ergebnis 15 Jahre und sechs/sieben Monate mit der Herrschaft des Leons II. bzw. 14 Jahre und neun/zehn Monate ohne diese. Die Vielfalt der von den Quellen gelieferten Zahlen entspricht somit den verschiedenen Möglichkeiten der Berechnung und der Rundung auf das Jahr oder auf den Monat. Der Autor selbst stellt in Kapitel XV 6 fest, dass einige Autoren anders rechnen als er und die Herrschaft des Basiliskos einschließen XV 6, 2 .
Die Angabe von 15 Jahren oder von 15 Jahren und zwei Monaten stimmt jedoch mit keiner der obigen Berechnungen überein. Um sie zu erhalten, zählte der Autor offensichtlich die Herrschaftsdauer Zenos seit seiner Proklamation und zog zwei Jahre für die Herrschaftsdauer des Basiliskos ab, die er in den Kapiteln XV 3 und XV 6 angibt XV 3, 4 , XV 6, 2 .
Die hiesige Angabe von 15 Jahren ist daher nur richtig, wenn man die folgenden Zeiträume auf volle Jahre hin rundet: 17 Jahre von der Ernennung Zenons zum Kaiser im Februar 474 bis zu seinem Tod im April 491 minus zwei Jahre von Basiliskos' Usurpation im Januar 475 bis zu seinem Fall im August 476. Diese Angabe widerspricht jedoch chronolischen Hinweis Μετὰ δὲ τὴν βασιλείαν Λέοντος τοῦ μικροῦ zu Beginn. (Florian Battistella, Brendan Osswald mit Olivier Gengler)
- Leo Gramm. 116,6 hat ἔτη ἑπτὰ ἰνδικτιῶνος β (7 Jahre, Indiktion 2).
- Joel 42,15 hat ἔτη ιαʹ.
- Die Exc. Vales. II 39 (10,19–20) behaupten: Zeno vero cum filio iam regnans anno uno, imperavit annos XIIII.
- Der Laterculus Malalianus hat ann. XV et mn. II (15 Jahre und 2 Monate).
- Georg. Mon. 617,18 und Glykas 490,11 haben ἔτη ιϛʹ (16 Jahre).
- Chron. Pasch. 599,17, Theoph. AM 5967 (120,16 De Boor), Theod. Scut. II 154,2 (Tocci) und Chron. epit. 28,13 haben ἔτη ιζʹ (17 Jahre) und Theod. Scut. II 155 fügt hinzu: ὅτι τὰ β΄ ἔτη τοῦ Βασιλίσκου τοῖς τούτου συναριθμοῦνται. Euagr. III 29 (125,6–8) schreibt: τελευτήσαντος (...) μετὰ ἕβδομον καὶ δέκατον ἔτος τῆς αὐτοῦ βασιλείας. Ps.-Zach. Rhet. VI,6e, VI,7b, VII,1a (Übers. 224, 226, 228), Agapius, Kitab al-Unvan, VIII/3, 420 und Chronicon 846, 166,21, weisen 17 Jahre hin. Iord. Rom. 341 hat ann. XVII. Die beiden Rezensionen von Niceph. Chron. 98,10 und 98,10-11 haben ἔτη ιζʹ (17 Jahre) bzw. ἔτη ιζʹ, μετὰ [τοῦ τυράννου] Βασιλίσκου βʹ (17 Jahre inklusive der zwei Jahre des Basiliskos). Anon. Matrit. 61,3 hat ἔτη ιζʹ μετὰ τοῦ τυράννου Βασιλίσκου (17 Jahre inklusive der Herrschaft des Basiliskos). Chron. synt. 102,9 hat ἔτη ιζʹ μην. βʹ (17 Jahre und 2 Monate). Chron: 1234 49 (147,4, Übers. Chabot) hat annos XVII.
- Kedr. 384.1 (600,1 Tartaglia) hat ἔτη κζʹ μῆνας δʹ (27 Jahre und 4 Monaten).
O gibt eine Dauer von 15 Jahre, aber später (XV 6) liefert es eine genauere Dauer von 15 Jahren und zwei Monaten (abweichend von der hiesigen Angabe): XV 6, 2 .
Die slawische Überlieferung zählt die Zeit nur bis zu Basiliskos' Usurpation: XV 1, 2 .
Der tatsächliche Zeitraum von der Ernennung Zenons zum Kaiser im Februar 474 bis zu seinem Tod im April 491 beträgt 17 Jahre und zwei Monate. Wenn man nur vom Tod Leons II. im November 474 an zählt, so kommt man auf 16 Jahre und fünf Monate. Wenn man die Zeit von Basiliskos' Usurpation (ein Jahr und sieben/acht Monate von Januar 475 bis August 476 XV 3, 4 ) abzieht, dann lautet das Ergebnis 15 Jahre und sechs/sieben Monate mit der Herrschaft des Leons II. bzw. 14 Jahre und neun/zehn Monate ohne diese. Die Vielfalt der von den Quellen gelieferten Zahlen entspricht somit den verschiedenen Möglichkeiten der Berechnung und der Rundung auf das Jahr oder auf den Monat. Der Autor selbst stellt in Kapitel XV 6 fest, dass einige Autoren anders rechnen als er und die Herrschaft des Basiliskos einschließen XV 6, 2 .
Die Angabe von 15 Jahren oder von 15 Jahren und zwei Monaten stimmt jedoch mit keiner der obigen Berechnungen überein. Um sie zu erhalten, zählte der Autor offensichtlich die Herrschaftsdauer Zenos seit seiner Proklamation und zog zwei Jahre für die Herrschaftsdauer des Basiliskos ab, die er in den Kapiteln XV 3 und XV 6 angibt XV 3, 4 , XV 6, 2 .
Die hiesige Angabe von 15 Jahren ist daher nur richtig, wenn man die folgenden Zeiträume auf volle Jahre hin rundet: 17 Jahre von der Ernennung Zenons zum Kaiser im Februar 474 bis zu seinem Tod im April 491 minus zwei Jahre von Basiliskos' Usurpation im Januar 475 bis zu seinem Fall im August 476. Diese Angabe widerspricht jedoch chronolischen Hinweis Μετὰ δὲ τὴν βασιλείαν Λέοντος τοῦ μικροῦ zu Beginn. (Florian Battistella, Brendan Osswald mit Olivier Gengler)
2/5 ἔτη ιε’: Die verschiedenen Texte der slawischen Malalas-Tradition bieten hiervon abweichende Angaben:
Bei diesen etwas mehr als zwei Jahren handelt es sich vermutlich um jene Zeit, die nach Mal. XV 2 vergangen war, bis Zenon aus Konstantinopel floh und Basiliskos die Macht übernahm. Unklar ist, ob die Transposition dieser (fehlerhaften) Information (XV 2, 1 ) auf die griechische Vorlage der slawischen Übersetzung oder auf eine bearbeitende Kürzung durch den Übersetzer zurückzuführen ist. Zu den Folgen für den Beginn von Mal. XV 2 in der slawischen Überlieferung: XV 2, 1 . (Kamil Choda mit Florian Battistella)
- Die slawische Übersetzung (Istrin 1994, 334) und die Sophia-Chronik (Tvorogov 1983, 215) überliefern zwei Jahre und zehn Monate.
- Die Hellenisch-römische Chronik (Tvorogov 1999, 347) gibt zwei Jahre und drei Monate an.
Bei diesen etwas mehr als zwei Jahren handelt es sich vermutlich um jene Zeit, die nach Mal. XV 2 vergangen war, bis Zenon aus Konstantinopel floh und Basiliskos die Macht übernahm. Unklar ist, ob die Transposition dieser (fehlerhaften) Information (XV 2, 1 ) auf die griechische Vorlage der slawischen Übersetzung oder auf eine bearbeitende Kürzung durch den Übersetzer zurückzuführen ist. Zu den Folgen für den Beginn von Mal. XV 2 in der slawischen Überlieferung: XV 2, 1 . (Kamil Choda mit Florian Battistella)
2/7 ἦν δὲ διμοιριαῖος: Dieselbe Formulierung findet sich in Mal. XV 3 als Beschreibung des Usurpators Basiliskos. In beiden Fällen wurde der Passus aus der slawischen Überlieferung ergänzt (vgl. Thurn 2000, 301f.; Istrin 1994, 334; Tvorogov 1999, 347); der slawische Ausdruck, den Thurn als διμοιριαῖος übersetzt, kann als "von mittlerer Körpergröße" übersetzt werden und kommt u.a. auch in der slawischen Fassung von Mal. X 7 vor (Istrin 1994, 263), wo auch der griechische Text das Wort διμοιριαῖος bewahrt hat. Zu διμοιριαῖος: V 9, 19 .
Laut Tvorogov 2001, 75 wird die slawische Fassung direkt nach der Entsprechung von ἦν δὲ διμοιριαῖος um einen Einschub aus der Chronik des Georgios Monachos, die ebenfalls in slawischer Übersetzung vorliegt, ergänzt. Die slawische Fassung übernehme aber den Text von Georgios nicht direkt aus der slawischen Übersetzung seiner Chronik, sondern aus einem anderen derartigen altrussischen Werk, und zwar aus dem Хронограф по великому изложению (vgl. Tvorogov 1999, 347).
Das Fehlen einer Beschreibung im griechischen Text könnte laut Jeffreys/Jeffreys 1990, 243; Jeffreys 1990a, 187; Jeffreys 1990b, 142 mit dem Ende einer Quelle des Malalas, des Werks von Nestorianos, zusammenhängen, doch ist dies, wie sie selbst zugeben, nicht sicher (dazu: XIII 14, 6 ). Es könnte in der slawischen Tradition an der vorliegenden Stelle auch einfach mehr vom ursprünglichen Text erhalten geblieben sein. (Florian Battistella, Kamil Choda mit Olivier Gengler)
Laut Tvorogov 2001, 75 wird die slawische Fassung direkt nach der Entsprechung von ἦν δὲ διμοιριαῖος um einen Einschub aus der Chronik des Georgios Monachos, die ebenfalls in slawischer Übersetzung vorliegt, ergänzt. Die slawische Fassung übernehme aber den Text von Georgios nicht direkt aus der slawischen Übersetzung seiner Chronik, sondern aus einem anderen derartigen altrussischen Werk, und zwar aus dem Хронограф по великому изложению (vgl. Tvorogov 1999, 347).
Das Fehlen einer Beschreibung im griechischen Text könnte laut Jeffreys/Jeffreys 1990, 243; Jeffreys 1990a, 187; Jeffreys 1990b, 142 mit dem Ende einer Quelle des Malalas, des Werks von Nestorianos, zusammenhängen, doch ist dies, wie sie selbst zugeben, nicht sicher (dazu: XIII 14, 6 ). Es könnte in der slawischen Tradition an der vorliegenden Stelle auch einfach mehr vom ursprünglichen Text erhalten geblieben sein. (Florian Battistella, Kamil Choda mit Olivier Gengler)
2/11 τῷ μηνὶ τῷ ὀγδόῳ τῆς αὐτοῦ βασιλείας: Das heißt im Juni oder Juli 475, wenn man vom Anfang der persönlichen Regierung Zenons zählt. Dieses Datum ist vermutlich korrekt, oder zumindest plausibel, da Petros laut Kosiński 2010a, 63 mit Anm. 72 wahrscheinlich im Sommer 475 inthronisiert war. (Brendan Osswald)
3/5 ἐποίησεν ἐπίσκοπον πατριάρχην ἐν Ἀντιοχείᾳ τῇ μεγάλῃ Πέτρον: Ab diesem Punkt der Chronik werden fast alle Patriarchen von Antiochia bis Ephraimios (527–545) genannt - es fehlen vor allem Informationen für die Jahre 488/489–498: Jeffreys 1990b, 162f.
Die Informationen sind trotzdem unvollständig und größtenteils irrig: Der Autor erwähnt Petros Gnapheus hier zum ersten Mal und gibt an, dass dieser erstmals unter Zenon Patriarch wurde. In Wirklichkeit ist dies sein zweites Patriarchat. Er war schon einmal Patriarch von Antiochia gewesen, frühestens im Jahr 469 und bis 471: XV 1, 4 .
Darüber hinaus wurde Petros als Patriarch nicht von Zenon, sondern von Basiliskos eingesetzt, denn Basiliskos unterstützte die Partei der Miaphysiten. Zusätzlich zu Petros berief Basiliskos auch den miaphysitischen Patriarchen von Alexandria Timotheos Ailouros wieder in sein Amt, nachdem dieser im Jahre 460 abgesetzt worden war. Darüber hinaus gab er die antichalkedonische Enzyklika heraus, die von Petros, Timotheos Ailouros und Anastasios von Jerusalem unterschrieben wurde. Akakios von Konstantinopel und Simplicius von Rom weigerten sich, dies zu tun. Zur Religionspolitik des Basiliskos, s. Haacke 1973, 112–116; Frend 1972, 169–174; Meyendorff 1989, 196; Grillmeier 1991, 267–279; Redies 1997, 212–220 Maraval 2001b, 129–131; Blaudeau 2003; Blaudeau 2006b, 172–188; Puech 2007, 382-383; Menze 2008, 92f., Chatziantoniou 2009, 29–31; Kolditz 2013, 21–53; Kötter 2013, 55–61.
Basiliskos' Usurpation ermöglichte die Rückkehr des Petros auf den Thron von Antiochia. Der Platz war vakant aufgrund des Todes von Martyrios' Nachfolger Julian (über Martyrios: XV 1, 4 ). Petros nahm die Enzyklika an und wurde zum Patriarchen ernannt, was für Unruhe sorgte, besonders als Petros dem Trishagion die Formel „ὁ σταυρωθεὶς δι᾽ ἡμᾶς“ hinzufügte (dazu: XV 1, 4 ; Kosiński 2010a, 63f.).
Kosiński 2010a, 64 schreibt: "We do not know if Peter had undertaken any decisive steps against Chalcedonians after returning to the see of Antioch", allerdings behauptet Joh. Nik. LXXXVIII 44, dass Petros die Nestorianer (d.h. wohl die Chalkedonier) verfolgt habe.
Der Haupteffekt der in der Chronographia vorliegenden Vertauschung von Zenon und Basiliskos besteht darin, dass Petros Gnapheus in Kapitel XV 5 wie ein Verräter an Zenon erscheint. Interessanterweise macht Joh. Nik. LXXXVIII 43 diesen Fehler nicht. (Brendan Osswald)
Die Informationen sind trotzdem unvollständig und größtenteils irrig: Der Autor erwähnt Petros Gnapheus hier zum ersten Mal und gibt an, dass dieser erstmals unter Zenon Patriarch wurde. In Wirklichkeit ist dies sein zweites Patriarchat. Er war schon einmal Patriarch von Antiochia gewesen, frühestens im Jahr 469 und bis 471: XV 1, 4 .
Darüber hinaus wurde Petros als Patriarch nicht von Zenon, sondern von Basiliskos eingesetzt, denn Basiliskos unterstützte die Partei der Miaphysiten. Zusätzlich zu Petros berief Basiliskos auch den miaphysitischen Patriarchen von Alexandria Timotheos Ailouros wieder in sein Amt, nachdem dieser im Jahre 460 abgesetzt worden war. Darüber hinaus gab er die antichalkedonische Enzyklika heraus, die von Petros, Timotheos Ailouros und Anastasios von Jerusalem unterschrieben wurde. Akakios von Konstantinopel und Simplicius von Rom weigerten sich, dies zu tun. Zur Religionspolitik des Basiliskos, s. Haacke 1973, 112–116; Frend 1972, 169–174; Meyendorff 1989, 196; Grillmeier 1991, 267–279; Redies 1997, 212–220 Maraval 2001b, 129–131; Blaudeau 2003; Blaudeau 2006b, 172–188; Puech 2007, 382-383; Menze 2008, 92f., Chatziantoniou 2009, 29–31; Kolditz 2013, 21–53; Kötter 2013, 55–61.
Basiliskos' Usurpation ermöglichte die Rückkehr des Petros auf den Thron von Antiochia. Der Platz war vakant aufgrund des Todes von Martyrios' Nachfolger Julian (über Martyrios: XV 1, 4 ). Petros nahm die Enzyklika an und wurde zum Patriarchen ernannt, was für Unruhe sorgte, besonders als Petros dem Trishagion die Formel „ὁ σταυρωθεὶς δι᾽ ἡμᾶς“ hinzufügte (dazu: XV 1, 4 ; Kosiński 2010a, 63f.).
Kosiński 2010a, 64 schreibt: "We do not know if Peter had undertaken any decisive steps against Chalcedonians after returning to the see of Antioch", allerdings behauptet Joh. Nik. LXXXVIII 44, dass Petros die Nestorianer (d.h. wohl die Chalkedonier) verfolgt habe.
Der Haupteffekt der in der Chronographia vorliegenden Vertauschung von Zenon und Basiliskos besteht darin, dass Petros Gnapheus in Kapitel XV 5 wie ein Verräter an Zenon erscheint. Interessanterweise macht Joh. Nik. LXXXVIII 43 diesen Fehler nicht. (Brendan Osswald)
3/6 ἐπίσκοπον: Das Wort fehlt in der slawischen Fassung. Grund könnte die zur Zeit der Übertragung ins Slawische bereits gefestigtere Kirchenhierarchie gewesen sein, die die im griechischen Text zu findende Formulierung ἐπίσκοπον πατριάρχην als verwirrende Dopplung erscheinen ließ und so zu einer Kürzung verleitete (dazu: XV 1, 3 ). (Kamil Choda mit Florian Battistella)
3/6 ἐπίσκοπον πατριάρχην: Der Ausdruck "Bischof Patriarch" ist in der Chronographia nur einmal belegt, ist aber wohl eine Abwandlung vom verbreiteteren ἐπίσκοπος καὶ πατριάρχης, das siebenmal vorkommt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Konjunktion καί hier aus dem Text ausgefallen ist, aber der Ausdruck ist auch ohne Konjunktion korrekt und so z.B. in den Akten des Konzils von Chalkedon ebenfalls verwendet: τῶι ἁγιωτάτωι καὶ ἀληθῶς σεπτῷ πατριάρχῃ ἐπισκόπῳ Λέοντι (_ACO_ II 1,2 S. 55,5 [Chalkedon 451]).
Die Institutionalisierung der Kirchenhierarchie ist eine langsame Entwicklung, die sich in dem hier verwendeten Wortschatz widerspiegelt. Der Vorrang von manchen Bischöfen, dessen Autorität sich über die Grenzen ihres Bistums hinaus ausgedehnt hat, wurde in verschiedenen Etappen anerkannt, bis der ursprünglich reine Ehrentitel πατριάρχης im 6. Jh. eine offizielle selbstständige Bezeichnung geworden ist. Im Konzil von Chalkedon (451) wurde ein System aus fünf Hauptbischofssitzen in Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem hergestellt. Erst unter Justinian wurde jedoch der Titel Patriarch offiziell als Bezeichnung für einen übergeordneten Bischof mit territorialer Autorität definiert (_Nov_ 123 3). S. OBD 3, s.v. Patriarchates (A. Papadakis; A. Kazhdan), S. 1599f. Wahrscheinlich gibt die Chronographia die Terminologie ihrer Quellen, d.h. von zeitgenössischen Texten, wieder, da der Ausdruck ἐπίσκοπος καὶ πατριάρχης nach dem Buch XV nicht mehr vorkommt und die einfache Bezeichnung πατριάρχης systematisch verwendet wird. (Olivier Gengler)
Die Institutionalisierung der Kirchenhierarchie ist eine langsame Entwicklung, die sich in dem hier verwendeten Wortschatz widerspiegelt. Der Vorrang von manchen Bischöfen, dessen Autorität sich über die Grenzen ihres Bistums hinaus ausgedehnt hat, wurde in verschiedenen Etappen anerkannt, bis der ursprünglich reine Ehrentitel πατριάρχης im 6. Jh. eine offizielle selbstständige Bezeichnung geworden ist. Im Konzil von Chalkedon (451) wurde ein System aus fünf Hauptbischofssitzen in Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem hergestellt. Erst unter Justinian wurde jedoch der Titel Patriarch offiziell als Bezeichnung für einen übergeordneten Bischof mit territorialer Autorität definiert (_Nov_ 123 3). S. OBD 3, s.v. Patriarchates (A. Papadakis; A. Kazhdan), S. 1599f. Wahrscheinlich gibt die Chronographia die Terminologie ihrer Quellen, d.h. von zeitgenössischen Texten, wieder, da der Ausdruck ἐπίσκοπος καὶ πατριάρχης nach dem Buch XV nicht mehr vorkommt und die einfache Bezeichnung πατριάρχης systematisch verwendet wird. (Olivier Gengler)
4/5 τὸν παραμονάριον: Der παραμονάριος (auch προσμονάριος) war ein Kirchenbeamter (Priester oder Diakon), der für die Sicherheit des beweglichen Besitzes einer Kirche oder eines Klosters verantwortlich war. Es war eine eher untergeordnete Stelle. S. zuletzt Ritter 2019, 179–185. Im Jahre 527 wurde auch der παραμονάριος Johannes zum Bischof der Axumiten gewählt: XVIII 15, 29ff. . (Olivier Gengler)
4/7 τῆς ἁγίας Εὐφημίας τῆς ἐν Χαλκηδόνι: Zur Euphemia-Kirche, s. Plunian 2015.
Zum Ort Chalkedon: XIV 30, 1 .
Die anderen Quellen, die Petros Gnapheus mit Chalkedon verbinden, stellen ihn als Priester in der Bassa-Kirche (Theod. Lect. Epit. 390; Theophanes AM 5956 (113,20–22 De Boor)) oder Oberhaupt eines Klosters dar (Agapius, Kitab al-Unvan, VIII/3, 420): Kosiński 2010a, 56 mit den Hinweisen auf spätere abweichende Traditionen.
Petros Gnapheus war wahrscheinlich nicht in Chalkedon, als er 469 nach Antiochia aufbrach. Seine späteren Aufenthaltsorte sind besser bekannt: Antiochia (469–471), kurz Ägypten und danach das Kloster der Akoimeten, etwa 15 Kilometer nördlich von Chalkedon am östlichen Ufer des Bosporus (471–475), noch einmal Antiochia (475–476), Euchaïta (476–485), schließlich Antiochia bis zu seinem Tod.
Die Bezugnahme auf Chalkedon kann folglich von einer Verwechslung mit dem Kloster der Akoimeten herrühren, mit dem Leben des Petros einige Jahre vor seinem ersten Patriarchat zusammenhängen oder einfach einen Fehler darstellen. (Olivier Gengler, Brendan Osswald)
Zum Ort Chalkedon: XIV 30, 1 .
Die anderen Quellen, die Petros Gnapheus mit Chalkedon verbinden, stellen ihn als Priester in der Bassa-Kirche (Theod. Lect. Epit. 390; Theophanes AM 5956 (113,20–22 De Boor)) oder Oberhaupt eines Klosters dar (Agapius, Kitab al-Unvan, VIII/3, 420): Kosiński 2010a, 56 mit den Hinweisen auf spätere abweichende Traditionen.
Petros Gnapheus war wahrscheinlich nicht in Chalkedon, als er 469 nach Antiochia aufbrach. Seine späteren Aufenthaltsorte sind besser bekannt: Antiochia (469–471), kurz Ägypten und danach das Kloster der Akoimeten, etwa 15 Kilometer nördlich von Chalkedon am östlichen Ufer des Bosporus (471–475), noch einmal Antiochia (475–476), Euchaïta (476–485), schließlich Antiochia bis zu seinem Tod.
Die Bezugnahme auf Chalkedon kann folglich von einer Verwechslung mit dem Kloster der Akoimeten herrühren, mit dem Leben des Petros einige Jahre vor seinem ersten Patriarchat zusammenhängen oder einfach einen Fehler darstellen. (Olivier Gengler, Brendan Osswald)
5/1 Χαλκηδόνι: In der slawischen Fassung der Hellenisch-römischen Chronik (Tvorogov 1999, 347) wird nach diesem Wort der Beiname von Petros (Fullo, bzw. Walker) erwähnt. Dieses Wort kommt laut Tvorogov 2001, 75 auch in der slawischen Fassung von Georgios Monachos vor. Istrin 1994, 334 berücksichtigt es in seinem Apparat, Thurn hingegen nicht. (Kamil Choda)
Parallelüberlieferung
Die Angaben bei Thurn 2000, 301 sind unvollständig.
Für die Thronbesteigung und die Herrschaftsdauer Zenons: Chron. Pasch. 599,17; Theoph. s.a. 5967 (120,13-17); Georg. Mon. 617,17-18; Leo Gramm. 116,6; Niceph. Chron. 98,10; Anon. Matr. 61,3; Chron. synt. 102,9; Chron. epit. 28,13; Kedr. §384.1 (600,1 Tartaglia); Theod. Scut. 2.154.1 (Tocci); Vict. Tunn. s.a. 474, §41; Iord. Rom. 341; Ps.-Zach. Rhet. VI 6e, VI 7b, VII 1a (Übers. 224, 226, 228); Agapius, Kitab al-Unvan, VIII/3, 420; Chronicon 846, 166,21; Exc. Vales. II 39; Glykas 490,9–11; Joel 42,14f.. Chron: 1234 49 (147,4, Übers. Chabot).
Zur die Rückkehr des Petros nach Antiochia: Ps.-Dion. s.a. 800 (2, Übers. Witakowski); Ps-Zach. Rhet. V 2e (Übers. 179), V 5a (Übers. 187); Euagr. III, 5 (104,20-24); Theod. Lect. §402-405 (112,19-113,16); Theoph. s.a. 5967 (121,5-14); Vict. Tunn. s.a. 477, §49; Gesta de nomine Acacii §25, 450,10–12; Liberat. XVII (130,15–17); Ioann. Nik. LXXXXVIII 43; Kedr. §384.4 (601,40-602,54 Tartaglia); Agapius, Kitab al-Unvan, VIII/3, 421; Chronicon 846, 166,17.
Die slawische Fassung entspricht so, wie sie von Istrin 1994, 334 ediert wurde, von der Länge her dem Text von O, auch wenn es manche Unterschiede gibt (s. Kommentar). Die slawische Fassung der Hellenisch-römischen Chronik (Tvorogov 1999, 347) hat einen längeren Text, es soll sich aber um eine Interpolation handeln (s. Kommentar). Die slawische Sophia-Chronik (Tvorogov 1983, 15) umfasst nur den einleitenden Satz. (Brendan Osswald mit Kamil Choda)
Literatur
Istrin (1994): Istrin, V. M.: Истрин В. М. Хроника Иоанна Малалы в славянском переводе/Chronika Ioanna Malaly w slawjanskom perewode, 1994.
Jeffreys (1990a): Jeffreys, Elizabeth: Malalas' sources, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 167–216.
Jeffreys (1990b): Jeffreys, Elizabeth: Chronological structures in Malalas’ chronicle, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 111–166.
Jeffreys/Jeffreys (1990): Jeffreys, Elizabeth/Jeffreys, Michael: The language of Malalas, 3: Portraits, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 231–244.
Kosiński (2010a): Kosiński, Rafał: Peter the Fuller, Patriarch of Antioch (471-488), Byzantinoslavica, 2010, 49 73.
Kosiński (2010b): R. Kosiński: The Emperor Zeno, Krakau, 2010.
Plunian (2015): Plunian, Yves: La localisation du sanctuaire de sainte Euphémie à Kadiköy, l'ancienne Chalcédoine, REB, 2015, 267 291.
Puech (2007): V. Puech: Élites urbaines et élites impériales sous Zénon (474-491) et Anastase (474-518), Topoi, 2007, 379-396.
Ritter (2019): Ritter, Max: Zwischen Glaube und Geld: Zur Ökonomie des byzantinischen Pilgerwesens (4.-12. Jh.), Mainz, 2019.
Thurn (2000): Thurn, Johannes: Ioannis Malalae Chronographia, Berolini et Novi Eboraci, 2000.
Tvorogov (1983): Tvorogov, O. V.: Материалы к истории русских хронографов: 2. Софийский хронограф и Хроника Иоанна Малалы/Materialy k istorii russkih hronografov: 2. Sofijskij hronograf i Hronika Ioanna Malaly, Труды Отдела древнерусской литературы/Trudy Otdela drevnerusskoj literatury, 1983, 188-221.
Tvorogov (1999): Tvorogov, O. V. et alii: Letopisec Ellinskij i Rimskij/Летописец Еллинский и Римский, 1999.
Tvorogov (2001): Tvorogov, O. V. et alii: Letopisec Ellinskij i Rimskij/Летописец Еллинский и Римский, Sankt Petersburg, 2001.