Malalas 15.14 1–10 = 57–66 (Thurn)

1 (57)
Καὶ γνοὺς Ζήνων ὁ βασιλεὺς ἔπεμψεν βοήθειαν πολλὴν καὶ τὸν
 
στρατηλάτην Ἰωάννην τὸν Σκύθην. καὶ ἀκούσας Λεόντιος καὶ Ἰλλοῦς καὶ
 
οἱ μετ᾿ αὐτοῦ καὶ ἀνῆλθαν μετὰ Βηρίνης εἰς τὸ Παπύριν καστέλλιον· καὶ
 
Βηρίνα μὲν ἰδίῳ θανάτῳ τελευτᾷ. Παμπρέπιος δέ τις ὡς προδότης μετ᾽
5 (61)
αὐτῶν ὢν ἐσφάγη ἄνω καὶ ἐρρίφη τὸ λείψανον αὐτοῦ εἰς τὰ ὄρη. Ἰλλοῦς
 
δὲ καὶ Λεόντιος φοσσευθέντες παρελήφθησαν· καὶ πρόοδον δεδωκότες
 
παρὰ τῷ ἄρχοντι Σελευκείας τῆς Ἰσαυρίας ἀπὸ διαλαλιᾶς ἀπεκεφαλίσθη-
 
σαν· καὶ αἱ κεφαλαὶ αὐτῶν εἰσηνέχθησαν Ζήνωνι ἐν Κωνσταντινουπόλει
 
εἰς κοντοὺς πεπηγμέναι· καὶ πολὺς ὄχλος ἀπῄει θεωρῶν αὐτάς· ἦσαν γὰρ
10 (66)
ἀπενεχθεῖσαι πέραν ἐν Συκαῖς ἐπὶ τὸν ἅγιον Κόνωνα.
Philologisch-Historischer Kommentar
2/2 Ἰωάννην τὸν Σκύθην: PLRE II, 602–603, s.n. Ioannes Scytha 34 = Begass 2018 Nr. 119, 165f.

_Magister militum per Orientem_, 483–498, Konsul 498. Er wird in der Chronographia nur hier erwähnt, obwohl er auch später eine wichtige Rolle spielte (dazu u.a.: XVI 3, 4). (Brendan Osswald mit Florian Battistella)
2/5 καὶ ἀκούσας Λεόντιος καὶ Ἰλλοῦς καὶ οἱ μετ᾿ αὐτοῦ: Die Excerpta de insidiis (166,15f.) haben hier: καὶ ἤκουσεν Ἰλλοῦς εἰς τὴν Κιλικίαν διάγων καὶ ἔγραψε Λεοντίῳ ἐν Ἀντιοχείᾳ.

Ab hier unterscheiden sich der Text des Baroccianus und der Text der Excerpta de insidiis mehrfach bis zum Ende von Mal. XV 14. Deutliche Unterschiede sind vor allem am Anfang und am Ende zu verzeichnen. Zu diesen: XV 14, 3; XV 14, 8ff.. (Florian Battistella, Brendan Osswald)
2/7 Λεόντιος: Zu ihm: XV 13, 35. (Florian Battistella)
2/9 Ἰλλοῦς: Laut Thurn 2000, 315 akzentuiert der Baroccianus mit einem Akut auf der ersten Silbe; die Änderung geht auf Dindorf 1831, 389 zurück. Zur Person des Illus: XV 12, 1. (Florian Battistella)
3/7 Βηρίνης: Aelia Verina: XIV 44, 4. (Florian Battistella)
3/8 εἰς τὸ Παπύριν καστέλλιον: Die Excerpta de insidiis (166,17f. De Boor) bieten hier εἰς τὸ Παπύριον καστέλλιν εἰς τὴν Ἰσαυρίαν. Dies gibt bereits an, wo sich diese Festung ungefähr befand, die im 5. Jahrhundert mehrfach als strategischer Rückzugsort genutzt und schließlich unter Anastasius geschliffen wurde (Lenski 1999, 428f.; 452f.; Feld 2005, 249; 275–276; 333; allgemein zu Isaurien und Isauriern s. Übersicht 1). Bei Joh. Ant. 237.5; 237.10 (436,18; 436,24; 440,14 Mariev) wird von einem Rückzug in die Festung Cherris gesprochen, weshalb Cherris und Papyrion in der Regel als identisch angesehen werden.

Die genaue Lage von Papyrion ist jedoch umstritten. Hild/Hellenkemper 1990 373–375, gefolgt von Feld 2005, 33 und Pilhofer 2018, 44 Anm. 176 (mit Literatur) identifizieren die Festung mit den Ruinen von Bağdad Kırı und unterscheiden davon Papeṙawn, heute Çandır Kalesi; für Gottwald 1936, 88-90 und Livrea 2014, 2 mit Anm. 1 sind Papyrion und Papeṙawn identisch und mit dem heutigen Çandır Kalesi gleichzusetzen.

Die Formulierung des Haupttextes an sich stellt, wie dem Apparat bei Thurn 2000, 315 zu entnehmen ist, eine Konjektur von Kambylis dar. Der Baroccianus bietet εἰς τὸ Παπύρις καστέλλιον, wobei der Akut auf Παπύρις von zweiter Hand stammen könnte (vgl. fol. 248r Z. 16f.). Dindorf 1831, 389 hatte εἰς τὸ Παπῦριν καστέλλιον konjiziert. Die Excerpta de insidiis (166,17f. De Boor) bieten, wie gesagt, εἰς τὸ Παπύριον καστέλλιν, setzen also im Vergleich mit dem Thurn'schen Text das ο lediglich an andere Stelle. Theophanes AM 5973 (128,31f. De Boor) präsentiert εἰς τὸ Παπυρίου καστέλλιν. Zum Wort καστέλλιον/καστέλλιν an sich: XIII 32, 5f.. (Florian Battistella mit Brendan Osswald)
4/3 ἰδίῳ θανάτῳ τελευτᾷ: Das genaue Todesdatum Verinas ist nicht bekannt. Terminus ante quem und terminus post quem sind durch die Usurpation des Illus gegeben. Sie wurde in Konstantinopel beigesetzt (vgl. PLRE II (Aelia Verina), 1156). (Florian Battistella)
4/5 τελευτᾷ: Die Excerpta de insidiis 166,19 De Boor haben ἐτελεύτησε. (Florian Battistella)
6ff./7 πρόοδον δεδωκότες ... ἐπὶ τὸν ἅγιον Κόνωνα: Die Enthauptung von Usurpatoren war ein üblicher Vorgang nach deren Niederlage, ebenso dass die Köpfe nach Konstantinopel verschickt und dort zur Schau gestellt wurden. Es wurde symbolisch die Ordnung wiedergestellt: XVIII 35, 25. Über die Hinrichtung des Illus und die Todesumstände seiner Mitstreiter berichtet auch Joh. Ant. 237,10-12 (440,20-442,12 Mariev). Damask. VIsidori fr. 290,16f. Zintzen = fr. 115A,18f. Athanassiadi gibt jedoch eine andere Version an, die besagt, dass Illus nach seiner Gefangennahme Selbstmord beging: ὁ δὲ Ἴλλους συλληφθεὶς ξίφει τὸν βίον κατέστρεψεν. Bei Joh. Ant. 237,10 (440,24f. Mairev) spielt Leontius mit diesem Gedanken, wird jedoch durch Illus davon abgehalten. Die von der Chronographia berichtetete vorherige Präsentation der gescheiterten Aufrührer im isaurischen Seleukeia (XV 14, 7) könnte darauf zurückzuführen sein, dass zentrale Untersützter des Illus aus Isaurien stammten (vgl. dazu die Liste bei Burgess 1992, 878; s. auch XV 13, 37). Die Präsentation der Köpfe in Konstantinopel wird auch von Joh. Ant. 237.11 (442,7f. Mariev) erwähnt. (Florian Battistella mit Brendan Osswald)
8ff./2 καὶ αἱ κεφαλαὶ αὐτῶν ... ἐπὶ τὸν ἅγιον Κόνωνα: Der Text der Excerpta de insidiis 166,23-28 De Boor lautet stattdessen:

καὶ αἱ κεφαλαὶ αὐτῶν ἀνηνέχθησαν τῷ βασιλεῖ Ζήνωνι. καὶ ὡς ἐθεώρει τὸ ἱππικόν, εἰσηνέχθησαν εἰς κοντούς, κἀκεῖθεν ἐπέρασαν πέραν ἐπὶ τὸν ἅγιον Κόνωνα εἰς τοὺς αὐτοὺς κοντοὺς κείμεναι ἐπὶ ἡμέρας πολλάς, καὶ πᾶς ὁ ὄχλος Κωνσταντινουπόλεως ἀπήρχετο πρὸς θεωρίαν αὐτῶν τῶν κεφαλῶν.

Der Vergleich zeigt, dass nach αὐτῶν die Unterschiede beginnen. Vom Satzstück καὶ αἱ κεφαλαὶ αὐτῶν ἀνηνέχθησαν τῷ βασιλεῖ Ζήνωνι. καὶ ὡς ἐθεώρει τὸ ἱππικόν, εἰσηνέχθησαν εἰς κοντούς bleiben Beginn und Ende erhalten, das Dazwischenliegende wird auf Ζήνωνι reduziert und nach dem übrig gebliebenen Verb eingefügt. Zusätzlich findet man im Text des Baroccianus die Information, dass Zenon sich in Konstantinopel befunden habe bzw. die Köpfe nach Konstantinopel geschickt worden seien. Diese Angabe könnte aus dem letzten Teil der Excerpta vorgezogen worden sein, könnte aber auch in den Excerpta gestrichen worden sein.
Nach κοντούς nehmen die sprachlichen Unterschiede weiter zu, wobei zwar Wörter erhalten bleiben, aber auch kleine inhaltliche Modifikationen zu erkennen sind. Besonders hervorzuheben sind zwei:

  1. In der Fassung der Excerpta ist es die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt (πᾶς ὁ ὄχλος Κωνσταντινουπόλεως), die die abgetrennten Köpfe anschauen geht. Im Text des Baroccianus hingegen ist weniger spezifisch von πολὺς ὄχλος die Rede. Es müssen dies nicht unbedingt Konstantinopolitaner sein. Eine kleine Differenz existiert außerdem zwischen πᾶς und πολὺς. Allerdings geht es wohl vor allem um die Betonung der Menge, weniger um eine präzise Angabe.
  2. Im Baroccianus heißt es πέραν ἐν Συκαῖς ἐπὶ τὸν ἅγιον Κόνωνα. Die Angabe, dass sich die besagte Kirche in Sykai befindet, ist in den Excerpta nicht vorhanden. Dies lässt - genau wie die Angabe ἐν Κωνσταντινουπόλει zu Beginn des Passus - die Frage aufkommen, ob diese Information in den Excerpta fehlt oder in der Baroccianus-Tradition hinzutrat.
  3. (Florian Battistella)
10/4 Συκαῖς: Akzentuiertung korrigiert durch Kambylis, der Barrocianus akzentuiert Σύκαις (vgl. Thurn 2000, 315). Zu Sykai an sich: XV 9, 7. (Florian Battistella)
Parallelüberlieferung
Literatur
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Janin (1953): Janin, R.: Les églises et les monastères, Paris, 1953.
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