Malalas 16.11 1–9 = 62–70 (Thurn)
Inhalt
Patriarchische Nachfolgen zu Konstantinopel und Antiochia. (Brendan Osswald)
Kapitel-Kommentar
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
ὡς Νεστοριανόν· καὶ ἐγένετο ἀντ᾿ αὐτοῦ πατριάρχης Κωνσταντινουπό-
ζοντος κατὰ τοὺς Ἀντιοχεῖς φξαʹ.
Kapitel-Kommentar
Mal. 16.11
Mal. XVI 11 informiert über die Patriarchen zu Konstantinopel und Antiochia während der Regierungszeit von Anastasios, deren Ernennungen wichtige religiöse und politische Ereignisse waren. Dennoch gibt der Autor wenige Angaben. Croke 1990c, 14f. und Jeffreys 1990c, 63 schließen hieraus, dass Malalas sich nicht für Theologie interessiere. Für Alpi 2006, 232, 242 meint hingegen, dass der Autor, der sehr gut informiert sei, absichtlich eine glatte Geschichte produziere, die den imperialen Standpunkt hervorhebe. S. auch Drecoll 2016), 49.
Der Text erwähnt den Patriarchen Elias I. von Jerusalem (494–516) nicht. Letzterer nahm auch an der Synode von Sidon teil und wurde von Anastasios abgesetzt und verbannt (I. Ch. Konstantinidis, ThEE 6, 27–28, s.v. Ήλίας). Dies zeigt, dass der Autor die Ereignisse in Konstantinopel und Antiochia nicht nur im Allgemeinen bevorzugt behandelt, sondern auch mit Blick auf die Nachfolgeregelungen in den Patriarchaten. Siehe Jeffreys 1990b, 162–164.
Zur Religionspolitik des Anastasios s. Bardy 1938; Frend 1972,192–233; Haacke 1973, 124–141; Marrou 1985, 148–149; Meyendorff 1989, 202–206; Maraval 2001b, 137–146; Lee 2001, 55–57, Haarer 2006, 115–183; Meier 2007c, 214-225; Meier 2009, 84–92, 250–288; Chatziantoniou 2009, mit einer Zusammenfassung der bisherigen Literatur (vii-ix und 222-224); Kötter 2013, 122–128, 262–268.
Zu Patriarchnachfolge zu Konstantinopel und Antiochia, s. Fedalto 1988 I, 4 und II, 683; Kötter 2013, 179–183, 233–238. (Brendan Osswald)
Der Text erwähnt den Patriarchen Elias I. von Jerusalem (494–516) nicht. Letzterer nahm auch an der Synode von Sidon teil und wurde von Anastasios abgesetzt und verbannt (I. Ch. Konstantinidis, ThEE 6, 27–28, s.v. Ήλίας). Dies zeigt, dass der Autor die Ereignisse in Konstantinopel und Antiochia nicht nur im Allgemeinen bevorzugt behandelt, sondern auch mit Blick auf die Nachfolgeregelungen in den Patriarchaten. Siehe Jeffreys 1990b, 162–164.
Zur Religionspolitik des Anastasios s. Bardy 1938; Frend 1972,192–233; Haacke 1973, 124–141; Marrou 1985, 148–149; Meyendorff 1989, 202–206; Maraval 2001b, 137–146; Lee 2001, 55–57, Haarer 2006, 115–183; Meier 2007c, 214-225; Meier 2009, 84–92, 250–288; Chatziantoniou 2009, mit einer Zusammenfassung der bisherigen Literatur (vii-ix und 222-224); Kötter 2013, 122–128, 262–268.
Zu Patriarchnachfolge zu Konstantinopel und Antiochia, s. Fedalto 1988 I, 4 und II, 683; Kötter 2013, 179–183, 233–238. (Brendan Osswald)
Philologisch-Historischer Kommentar
1/6 καθαιρέθη: Die Absetzung des Euphemios wurde von einer Synode in Konstantinopel verkündet.
Lit: RKOR Nr. 232, Stein 1949 166, Frend 1972, 200, Haarer 2006 136–139, Meier 2007c, 216, Meier 2009 90, Dijkstra/Greatrex 2009, 227-230, Chatziantoniou 2009, 49-53, Kosiński 2015, 238-239.
Das genaue Datum der Absetzung ist nicht bekannt. Die Quellen geben die folgenden Daten:
Die Angaben in der Literatur variieren ähnlich:
Lit: RKOR Nr. 232, Stein 1949 166, Frend 1972, 200, Haarer 2006 136–139, Meier 2007c, 216, Meier 2009 90, Dijkstra/Greatrex 2009, 227-230, Chatziantoniou 2009, 49-53, Kosiński 2015, 238-239.
Das genaue Datum der Absetzung ist nicht bekannt. Die Quellen geben die folgenden Daten:
- Theophanes (140,17, 19-20): 495/96 für die Absetzung und 496/97 für das Exil
- Ps.-Dionys. s.a. 809: 497/8
- Marc. Comes: 3. Indiktion (494/95), unter dem Konsulat des Viator (495)
- Vict. Tunn., s.a. 496: unter dem Konsulat des Paulus (496).
Die Angaben in der Literatur variieren ähnlich:
- Janin, DHGE 15, 1411 und I. Ch. Konstantinidis, ThEE 5, 1114, s.v. Εὐφήμιος geben den Herbst 495 an;
- bei Angliviel/Festugière/Grillet/Sabbah 2011, 449 Anm. 5 liest man den Oktober 495;
- vom November 495 geht Charanis 1974, 56 aus;
- bei Stein 1949, 166, Grumel 1958, 435, Frend 1972, 200, Mango/Scott 1997, 215 Anm. 5 und Dijkstra/Greatrex 2009, 228 wird das Frühjahr 496 angegeben;
- von Haarer 2006, 137 wird das Ereignis in den November 496 datiert;
- bei Meier 2007c, 216, Meier 2009, 90 und Angliviel/Festugière/Grillet/Sabbah 2011, 466 Anm. 2 wird nur das Jahr 496 angegeben, wobei letztere damit ihrer eigenen Angabe (s.o.) widersprechen.
1/7 Εὐφήμιος ὁ πατριάρχης Κωνσταντινουπόλεως: Euphemios stammte aus Apameia in Syrien und war Patriarch von Konstantinopel (Frühling 489-495/96). Er war Chalkedonier und zeigte sich beim Tod von Zenon gegenüber Anastasios sehr feindlich. Dann widersetzte er sich seiner Religionspolitik. Malalas erwähnt diese Details allerdings nicht.
Zu Euphemios' Leben, s. G. Bardy, Catholicisme 4, 691–692, s.v. Euphemius; R. Janin, DHGE 15, 1410-1411, s.v. Euphemios; I. Ch. Konstantinidis, ThEE 5, 1114, s.v. Εὐφἠμιος, Kosiński 2012. (Brendan Osswald)
Zu Euphemios' Leben, s. G. Bardy, Catholicisme 4, 691–692, s.v. Euphemius; R. Janin, DHGE 15, 1410-1411, s.v. Euphemios; I. Ch. Konstantinidis, ThEE 5, 1114, s.v. Εὐφἠμιος, Kosiński 2012. (Brendan Osswald)
4/6 καθαιρέθη: Wie Euphemios wurde Makedonios II. von einer Synode abgesetzt. Als Datum für diese Versammlung nennt Ps.-Zach. Rhet. VII,8k (Übers. 260) eindeutig den 6. August 511. Trotzdem ist der 11. August oft in der Literatur zu finden. Der 11. August ist jedoch bloß der Tag seiner Abreise ins Exil.
Severos spielte eine wichtige Rolle bei Makedonios' Sturz: Honigmann 1951, 7–12; Alpi 2009, 48; Meier 2009, 259–266. Ps.-Zach. Rhet. VII,7–8, berichtet viel umfangreicher als Malalas über diese Ereignisse. Makedonios wurde zuerst nach Chalkedon, dann nach Euchaita verbannt. Aufgrund des Angriffs der Hunnen (s. Mal. XVI 17) verließ auch er Euchaita. Er ging nach Gangres, wo er am 25. April 516 starb.
Lit: RKOR Nr. 332f., Stein 1949, 169f., Frend 1972, 218, Haarer 2006, 150f., Meier 2007c, 224, Meier 2009 259–269, Dijkstra/Greatrex 2009 230–255, Chatziantoniou 2009, 69–87, Kosiński 2015, 239. (Brendan Osswald)
Severos spielte eine wichtige Rolle bei Makedonios' Sturz: Honigmann 1951, 7–12; Alpi 2009, 48; Meier 2009, 259–266. Ps.-Zach. Rhet. VII,7–8, berichtet viel umfangreicher als Malalas über diese Ereignisse. Makedonios wurde zuerst nach Chalkedon, dann nach Euchaita verbannt. Aufgrund des Angriffs der Hunnen (s. Mal. XVI 17) verließ auch er Euchaita. Er ging nach Gangres, wo er am 25. April 516 starb.
Lit: RKOR Nr. 332f., Stein 1949, 169f., Frend 1972, 218, Haarer 2006, 150f., Meier 2007c, 224, Meier 2009 259–269, Dijkstra/Greatrex 2009 230–255, Chatziantoniou 2009, 69–87, Kosiński 2015, 239. (Brendan Osswald)
6/1 ἐξωρίσθη: Alle drei Patriarchen wurden abgesetzt und verbannt, aber interessanterweise behauptet der Autor nur von Euphemios, dass er abgesetzt und verbannt wurde, von Makedonios hingegen lediglich, dass er abgesetzt wurde, und von Flavianos nur, dass er verbannt wurde; das Exil des Makedonios und die Absetzung des Flavianos sind aber impliziert.
Die Hauptrolle in Flavianos' Fall spielte Philoxenos, eine Figur, die Malalas überhaupt nicht erwähnt. Philoxenos XV 6, 14 war von Petros Gnapheus im Jahr 485 zum Metropolit von Mabbug (i.e. Hierapolis) geweiht worden und wurde später Leiter der Miaphysiten in Syrien XV 6, 18 . Direkt nach der Inthronisierung des Flavianos im Jahre 498 griff Philoxenos ihn an. Der Konflikt verschärfte sich im Jahre 508, als die Botschaft palästinensischer miaphysitischer Mönche nach Konstantinopel gelang, insbesondere im Rahmen einer Synode im Jahre 509 und beim Konzil von Sidon (Oktober 511). Schließlich schaffte Philoxenos es auf dem Konzil von Laodikeia (512), Flavianos absetzen zu lassen. Letzterer versuchte sich zu wehren, aber in Antiochia kam es zu einem monastichen Aufstand und die kaiserlichen Beamten befahlen Flavianos, die Stadt zu verlassen. Lit: RKOR Nr. 345, Stein 1949 171–173, Honigmann 1951, 14f.; Halleux 1963, 49–75; Frend 1972, 215-219; VanRoey 1973, 340–345; Meyendorff 1989, 203; Haarer 2006 152–156, Alpi 2009, 48f.; Meier 2009, 250–259, 267, Chatziantoniou 2009, 89-98. Evagr. HE III 32-33 berichtet viel ausführlicher über diese Ereignisse. (Brendan Osswald)
Die Hauptrolle in Flavianos' Fall spielte Philoxenos, eine Figur, die Malalas überhaupt nicht erwähnt. Philoxenos XV 6, 14 war von Petros Gnapheus im Jahr 485 zum Metropolit von Mabbug (i.e. Hierapolis) geweiht worden und wurde später Leiter der Miaphysiten in Syrien XV 6, 18 . Direkt nach der Inthronisierung des Flavianos im Jahre 498 griff Philoxenos ihn an. Der Konflikt verschärfte sich im Jahre 508, als die Botschaft palästinensischer miaphysitischer Mönche nach Konstantinopel gelang, insbesondere im Rahmen einer Synode im Jahre 509 und beim Konzil von Sidon (Oktober 511). Schließlich schaffte Philoxenos es auf dem Konzil von Laodikeia (512), Flavianos absetzen zu lassen. Letzterer versuchte sich zu wehren, aber in Antiochia kam es zu einem monastichen Aufstand und die kaiserlichen Beamten befahlen Flavianos, die Stadt zu verlassen. Lit: RKOR Nr. 345, Stein 1949 171–173, Honigmann 1951, 14f.; Halleux 1963, 49–75; Frend 1972, 215-219; VanRoey 1973, 340–345; Meyendorff 1989, 203; Haarer 2006 152–156, Alpi 2009, 48f.; Meier 2009, 250–259, 267, Chatziantoniou 2009, 89-98. Evagr. HE III 32-33 berichtet viel ausführlicher über diese Ereignisse. (Brendan Osswald)
7/3 ἐγένετο: Die Wahl fand auf einer Synode in Antiochia statt, gefolgt von einer Weihe in der großen Kirche: Brière 1960, 9; Alpi 2009, Band 1, 49; Band 2, 61–64, mit Literatur. S. auch Honigmann 1951, 15f.
Es scheint, dass die Mönche von Antiochia eher Chalkedonier waren. Severos wurde mithilfe der Stimmen der anderen Mönche des Orients gewählt: Honigmann 1951, 18. (Brendan Osswald)
Es scheint, dass die Mönche von Antiochia eher Chalkedonier waren. Severos wurde mithilfe der Stimmen der anderen Mönche des Orients gewählt: Honigmann 1951, 18. (Brendan Osswald)
7/8 Σέβηρος: Severos, Patriarch von Antiochia (512–518), Miaphysit.
Severos, über dessen Leben wir durch mehrere Viten sowie seine eigenen Briefe gut informiert sind, wurde um 465 (Alpi 2009, 39; Brock/Fitzgerald 2013, 3; vgl. jedoch Allen/Hayward 2004, 5: um 456) im pisidischen Sozopolis/Apollonia geboren und gehörte zu den bedeutendsten Anti-Chalkedoniern des 6. Jahrhunderts. Ursprünglich stammt er wohl aus einer paganen Familie und studierte in Alexandria sowie an der berühmten Rechtsschule im heutigen Beirut. Um 491 ließ er sich taufen und wurde Mönch im Kloster des kurz zuvor verstorbenen anti-chalkedonischen Bischofs Petros des Iberers in Maiuma bei Gaza. In den folgenden Jahren konnte er offenbar einen beachtlichen Kreis an Schülern um sich sammeln. Nachdem es 508 zu Angriffen auf die anti-chalkedonischen Gruppen in Palästina gekommen war, begab sich Severos mit 200 Anhängern nach Konstantinopel, wo er bis 511 blieb und einigen Einfluss auf die Religionspolitik des amtierenden Kaisers Anastasios nehmen konnte. Insbesondere opponierte er gegen Makedonios II. und spielte eine Rolle bei seinem Untergang. Mit Unterstützung des Metropoliten Philoxenos von Mabboug wurde er 512 Patriarch von Antiochia. Das nicht-chalkedonische Lager scheint um diese Zeit in vielen – allerdings nicht allen – Teilen des antiochenischen Patriarchates dominierend gewesen zu sein (Menze 2008, 45 mit Anm. 143 zur Verteilung der Bischofssitze).
Zu seinem Leben und Werk: Lebon 1909, G. Barry, DTC 14, 1988–1999, s.v. Sévère d'Antioche, Stein 1949, 168–174, Brière 1960, 8–10, Anon., ThEE 11, 12f., s.v. Σεβῆρος, Fr. Graffin, D. Sp. 14, 748–751, Frend 1972, 201–230, 234–235, 252–254, 262–265, 273–276, usw., Lebon 1973, VanRoey 1973, 345–354; Meyendorff 1989, 203f.; Grillmeier 1989, 20–183; T. E. Gregory, ODB 3, 1884f., s.v. Severos; I. R. Torrance, TRE 31 (2000), 184–186, s.v. Severus v. Antiochien; Th. Böhm, LThK 9(2000), 502–504, s.v. Severos v. Antiochia, Maraval 2001b, 143f.; Allen/Hayward 2004, 3–30, Alpi 2009, Band 1, 39–58, D'Alton/Youssef 2016; knappe Zusammenfassung bei Brock/Fitzgerald 2013, 1–8).
Severos ist berühmt für seine Qualitäten als Administrator und Theologe. Trotzdem findet er in der Chronographia ausschließlich im Rahmen der patriarchalischen Nachfolge Erwähnung – namentlich anlässlich seiner Einsetzung als Patriarch (d.h. hier) sowie anlässlich seiner Vertreibung aus Antiochia (XVII 6); eine bemerkenswerte Auffälligkeit, die paradigmatisch für die knappe Behandlung von kirchenpolitischen Belangen in der Chronographia steht: Jeffreys 1990b, 163.
Diese Passage scheint für eine so wichtige Figur wie Severos wenig detailliert zu sein. Dennoch ist Severos von allen Patriarchen (nicht nur den antiochenischen) derjenige, über den der Autor die meisten Informationen gibt: XVI 11, 8 , XVI 11, 8 , XVI 11, 7 . Es scheint, dass der Chronist sehr gut informiert war, insbesondere im Hinblick auf seine frühere Karriere, die er wahrscheinlich durch eine Biographie, vielleicht die Vita Severi des Zacharias Scholastikos, kannte. Alpi 2006, 235f. Über Severos' Patriarchat in Antiochia, s. auch Chatziantoniou 2009, 119–130.
Für Alpi 2006, 241f. präsentiert der Autor Severos auf relativ günstige Weise. Er lobt ihn zwar nicht, aber er ignoriert seine umstrittensten Aspekte: XVI 6, 12 , XVI 19, 1 . Dies mag an der Tatsache liegen, dass Marinos von Apameia, eine mögliche Quelle des Buches XVI, ein Freund von Severos war. Wahrscheinlich sympathisiert der Autor auch mit einem großen Mann der Kirche von Antiochia, wie es Severos war, unabhängig von christologischen Zugehörigkeiten. In der Tat zeigt der Autor auch Sympathie für den Chalkedonier Ephraim von Amida: XVII 22, 5 .
Die Figur des Severos wird in der Chronik im Zusammenhang mit seiner Vertreibung vom Antiochener Bischofsstuhl im Jahr 518 erneut auftauchen (XVII 6). (Jonas Borsch, Brendan Osswald)
Severos, über dessen Leben wir durch mehrere Viten sowie seine eigenen Briefe gut informiert sind, wurde um 465 (Alpi 2009, 39; Brock/Fitzgerald 2013, 3; vgl. jedoch Allen/Hayward 2004, 5: um 456) im pisidischen Sozopolis/Apollonia geboren und gehörte zu den bedeutendsten Anti-Chalkedoniern des 6. Jahrhunderts. Ursprünglich stammt er wohl aus einer paganen Familie und studierte in Alexandria sowie an der berühmten Rechtsschule im heutigen Beirut. Um 491 ließ er sich taufen und wurde Mönch im Kloster des kurz zuvor verstorbenen anti-chalkedonischen Bischofs Petros des Iberers in Maiuma bei Gaza. In den folgenden Jahren konnte er offenbar einen beachtlichen Kreis an Schülern um sich sammeln. Nachdem es 508 zu Angriffen auf die anti-chalkedonischen Gruppen in Palästina gekommen war, begab sich Severos mit 200 Anhängern nach Konstantinopel, wo er bis 511 blieb und einigen Einfluss auf die Religionspolitik des amtierenden Kaisers Anastasios nehmen konnte. Insbesondere opponierte er gegen Makedonios II. und spielte eine Rolle bei seinem Untergang. Mit Unterstützung des Metropoliten Philoxenos von Mabboug wurde er 512 Patriarch von Antiochia. Das nicht-chalkedonische Lager scheint um diese Zeit in vielen – allerdings nicht allen – Teilen des antiochenischen Patriarchates dominierend gewesen zu sein (Menze 2008, 45 mit Anm. 143 zur Verteilung der Bischofssitze).
Zu seinem Leben und Werk: Lebon 1909, G. Barry, DTC 14, 1988–1999, s.v. Sévère d'Antioche, Stein 1949, 168–174, Brière 1960, 8–10, Anon., ThEE 11, 12f., s.v. Σεβῆρος, Fr. Graffin, D. Sp. 14, 748–751, Frend 1972, 201–230, 234–235, 252–254, 262–265, 273–276, usw., Lebon 1973, VanRoey 1973, 345–354; Meyendorff 1989, 203f.; Grillmeier 1989, 20–183; T. E. Gregory, ODB 3, 1884f., s.v. Severos; I. R. Torrance, TRE 31 (2000), 184–186, s.v. Severus v. Antiochien; Th. Böhm, LThK 9(2000), 502–504, s.v. Severos v. Antiochia, Maraval 2001b, 143f.; Allen/Hayward 2004, 3–30, Alpi 2009, Band 1, 39–58, D'Alton/Youssef 2016; knappe Zusammenfassung bei Brock/Fitzgerald 2013, 1–8).
Severos ist berühmt für seine Qualitäten als Administrator und Theologe. Trotzdem findet er in der Chronographia ausschließlich im Rahmen der patriarchalischen Nachfolge Erwähnung – namentlich anlässlich seiner Einsetzung als Patriarch (d.h. hier) sowie anlässlich seiner Vertreibung aus Antiochia (XVII 6); eine bemerkenswerte Auffälligkeit, die paradigmatisch für die knappe Behandlung von kirchenpolitischen Belangen in der Chronographia steht: Jeffreys 1990b, 163.
Diese Passage scheint für eine so wichtige Figur wie Severos wenig detailliert zu sein. Dennoch ist Severos von allen Patriarchen (nicht nur den antiochenischen) derjenige, über den der Autor die meisten Informationen gibt: XVI 11, 8 , XVI 11, 8 , XVI 11, 7 . Es scheint, dass der Chronist sehr gut informiert war, insbesondere im Hinblick auf seine frühere Karriere, die er wahrscheinlich durch eine Biographie, vielleicht die Vita Severi des Zacharias Scholastikos, kannte. Alpi 2006, 235f. Über Severos' Patriarchat in Antiochia, s. auch Chatziantoniou 2009, 119–130.
Für Alpi 2006, 241f. präsentiert der Autor Severos auf relativ günstige Weise. Er lobt ihn zwar nicht, aber er ignoriert seine umstrittensten Aspekte: XVI 6, 12 , XVI 19, 1 . Dies mag an der Tatsache liegen, dass Marinos von Apameia, eine mögliche Quelle des Buches XVI, ein Freund von Severos war. Wahrscheinlich sympathisiert der Autor auch mit einem großen Mann der Kirche von Antiochia, wie es Severos war, unabhängig von christologischen Zugehörigkeiten. In der Tat zeigt der Autor auch Sympathie für den Chalkedonier Ephraim von Amida: XVII 22, 5 .
Die Figur des Severos wird in der Chronik im Zusammenhang mit seiner Vertreibung vom Antiochener Bischofsstuhl im Jahr 518 erneut auftauchen (XVII 6). (Jonas Borsch, Brendan Osswald)
8/4 ἀπὸ μοναζόντων: Severos war Mönch und ging 508 nach Konstantinopel, um die Sache der verfolgten monophysitischen Mönche in Palästina zu verteidigen. Anon., ThEE 11, 12–13, s.v. Σεβῆρος. T. E. Gregory, ODB 3, 1884, s.v. Severos.
Der Autor gibt diese Präzisierung für Severos an, nicht aber für Flavianos II., der ebenso ein Mönch gewesen war, bevor er Patriarch wurde.
Die Verwendung des Partizips μονάζων anstelle des Substantivs μοναχός existiert zwar bei den Schriftstellern von Antiochia, aber es scheint, dass sie in der asketischen Literatur, die sich auf Ägypten und Palästina bezieht, häufiger ist. Jedenfalls war Severos ein Mönch in Palästina: Alpi 2006, 236; Alpi 2009, 43-44. Severos wird auch vom Chron. synt. 76,47, ὁ ἀπὸ μοναζόντων genannt. (Brendan Osswald)
Der Autor gibt diese Präzisierung für Severos an, nicht aber für Flavianos II., der ebenso ein Mönch gewesen war, bevor er Patriarch wurde.
Die Verwendung des Partizips μονάζων anstelle des Substantivs μοναχός existiert zwar bei den Schriftstellern von Antiochia, aber es scheint, dass sie in der asketischen Literatur, die sich auf Ägypten und Palästina bezieht, häufiger ist. Jedenfalls war Severos ein Mönch in Palästina: Alpi 2006, 236; Alpi 2009, 43-44. Severos wird auch vom Chron. synt. 76,47, ὁ ἀπὸ μοναζόντων genannt. (Brendan Osswald)
8/6 μηνὶ νοεμβρίῳ ϛ’, ἔτους χρηματίζοντος κατὰ τοὺς Ἀντιοχεῖς φξα’: Die Angabe entspricht dem 6. Nov. 512, d.h. während des Staurotheis-Aufstandes (XVI 11).
Elias von Nisibis (_CSCO_ Syr. III 7, S. 118 bzw. 56 Brooks) gibt das Datum des 16. Novembers für die Weihe des Severos zum Patriarchen an, was durch andere Quellen indirekt bestätigt wird (für Einzelheiten s. Brière 1960, 12–14). Der Unterschied in der Datierung zwischen Elias und der Chronographia geht vielleicht auf eine Korruption des Textes von Malalas zurück: s. Meier 2007c, 186, Anm. 138, Meier 2009, 289f., der denkt, dass die Berufung Severos eine Konsequenz des Aufstandes ist.
Der 6. Nov. kann aber auch das Datum der Bischofswahl sein, wie Brière 1960, 11–14 denkt (vgl. Alpi 2006, 235 und Alpi 2009, 61). In diesem Fall wäre die Chronik die einzige Quelle, die das genaue Datum von Severos' Wahl erwähnt. In jedem Fall ist zu betonen, dass Severos der einzige Patriarch ist, für den die Chronographia überhaupt eine solche chronologische Präzision bietet, was eine Information aus erster Hand oder zumindest ein besonderes Interesse des Autors verraten könnte: Alpi 2006, 235f. (Olivier Gengler, Brendan Osswald)
Elias von Nisibis (_CSCO_ Syr. III 7, S. 118 bzw. 56 Brooks) gibt das Datum des 16. Novembers für die Weihe des Severos zum Patriarchen an, was durch andere Quellen indirekt bestätigt wird (für Einzelheiten s. Brière 1960, 12–14). Der Unterschied in der Datierung zwischen Elias und der Chronographia geht vielleicht auf eine Korruption des Textes von Malalas zurück: s. Meier 2007c, 186, Anm. 138, Meier 2009, 289f., der denkt, dass die Berufung Severos eine Konsequenz des Aufstandes ist.
Der 6. Nov. kann aber auch das Datum der Bischofswahl sein, wie Brière 1960, 11–14 denkt (vgl. Alpi 2006, 235 und Alpi 2009, 61). In diesem Fall wäre die Chronik die einzige Quelle, die das genaue Datum von Severos' Wahl erwähnt. In jedem Fall ist zu betonen, dass Severos der einzige Patriarch ist, für den die Chronographia überhaupt eine solche chronologische Präzision bietet, was eine Information aus erster Hand oder zumindest ein besonderes Interesse des Autors verraten könnte: Alpi 2006, 235f. (Olivier Gengler, Brendan Osswald)
Parallelüberlieferung
Thurn 2000, 327.
Parallelüberlieferung des Texts: Die slawische Fassung (Istrin 1994, 345) ist kürzer. Der Text in der Ausgabe von Tvorogov 1999, 355 ist interpoliert (vgl. Tvorogov 2001, 77) und beinhaltet einen einleitenden Satz, in dem der Kaiser als Eutychianer beschrieben wird. Darüber hinaus wird nach dem Satz, in dem über Euphemios erzählt wird, und vor dem Satz, der über die Verbannung des Flavianos berichtet, etwas eingeschoben, das man folgendermaßen übersetzen könnte: "Ähnlich [verbannte er] Elija, den Patriarch von Jerusalem nach Ila".
Es scheint, keine andere Quelle erzählt die drei Episoden in ein und derselben Passage.
* Quellen über die Absetzungen im Allgemeinen: Isidorus, Chronica 389; Hist. nest. II,10, 119.
* Über die Absetzung des Euphemios und die Thronbesteigung des Makedonios: Joh. Nik. LXXXIX,46; Chron. Zuqnin s.a. 809; Theoph. 140,17, 140,19–20; Theod. Scut. II 158,3–5, II 159,11; Evagr. HE III,23, 121,32, III,30, 127,2; Georg. Mon. 625,10-16; Cedr. 627,22; Zon. 3,136,5-7; Marc. Comes s.a. 495; Vict. Tunn., s.a. 496, §74; Theod. Lect. §455 und 457, 128; Ps.-Zach. Rhet. VI,7a (Übers. 226), VIIa (Übers. 227), VII,1b (Übers. 230), VII,15a (Übers. 278); Leo Gramm. 121, 6; Kyr. VSabbat. 50, S. 140, 13-15; Mich. Syr. IX, 7 = II, 154-155; Nik. Kall. Xanth. XVI, 25 = 164C; Hist. nest. II, 10, 123; Chron. Edess. LXXVII; Theod. Melit. 85; Syn. vetus §109; Liberatus Brev. §18, 132,7–9; Agapius, Kitab al-Unvan, PO VIII/3, 423; Chronicon 846 167,17–19.
* Über die Absetzung des Makedonios: Joh. Nik. LXXXIX,68; Chron. Zuqnin s.a. 820; Theoph. 155,22–156,9; Theod. Scut. II, 159, 14-15; Evagr. HE III,30, 127,2–3, 130,24–25; Cedr. 627,22-628,1; Zon. 3,136,8-9; Ps.-Zach. Rhet. VII,7b (Übers. 253), VII,15a (Übers. 278); Leo Gramm. 121, 8-9; Theod. Lect. §489–492, 139-140; Mich. Syr. IX, 7 = II, 155 und IX,9 = II, 164-165; Vict. Tunn. s.a. 501, §83; Marc. Comes s.a. 511; Nik. Kall. Xanth. XVI, 26 = 168A; Hist. nest. II, 10, 124; Chron. Edess. LXXXIV; Zach., Vita Severi I 110; Joh. Vita Severi II, 237; Severos, Letters, 108 = II, 266; Syn. vetus, §115; Liberatus Brev. §19, 133,8–13, 133,25; Agapius, Kitab al-Unvan, PO VIII/3, 423; Chronicon 846 167,31–34.
* Über die Absetzung des Flavianos und die Thronbesteigung des Severos: Ioann. Nic. LXXXIX,69–71; Chron. Zuqnin s.a. 823; Theoph. 156, 9–19; Evagr. HE III,30, 127,3-4, III,32, 131,17-25; Cedr. 631,3; Cyrill., VSabbat. 56, S. 148, 16-22; Vict. Tunn. s.a. 504, §85; Marc. Comes s.a. 512, 513; Mich. Syr. IX, 8 = II, 161 und IX, 10 = II, 163; Theod. Lect. §498, 142; Nikeph., Chron., 132,6; Xanth. PG 147, 168D, 172A, 174D; Hist. nest., II, 10, 120; Ps.-Zach. Rhet. VI,7a (Übers. 226), VIIa (Übers. 227), VII,10a-d (Übers. 266–268), VII,12a (Übers. 272), , VII,15a (Übers. 278); Severos, The Sixth Book, V,3, 284; Leont. Byz V = 1229C; Chron. ad 724, 111; Elias Nisib. 56, s.a. 823; Zach., Vita Severi I 109–113; Joh. Vita Severi II, 238–242; Eutych. Alex. §140, 1064C = §248, 83; Joh. Ephes. I,41, 35; Chron. ad 724 111; Chron. ad 846 168; Syn. vetus, §113; Liberatus Brev. §19, 133,25–26; Agapius, Kitab al-Unvan, PO VIII/3, 425; Ioann. Ephes. III XLI, 35, 4–7 (Übers. Brooks); Chron. synt. 76,45-47; Niceph. Chron. 132,6. Zu vervollständigen mit Alpi 2009, Band 2, 61–62. Die meisten Quellen sind in Kugener 1907 gesammelt. (Brendan Osswald)
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