Malalas 17.19 1–10 = 49–58 (Thurn)
Der Abschnitt XVII 19 präsentiert eine Reihe von Nachrichten über Stiftungen des Kaiserpaares Justinian und Theodora, darunter zahlreiche Baumaßnahmen in Antiochia, die womöglich mit der mit dem Brand von 525 (Malal. XVII 14) einsetzenden Serie von Zerstörungen in Verbindung stehen. Die komprimierte Form des Abschnittes spricht dafür, dass hier Maßnahmen zusammengebracht sind, die sich in der Realität über einen längeren Zeitraum hinzogen und entsprechend nicht alleine durch das Erdbeben von 526 (XVII 16), sondern vielleicht erst durch dasjenige von 528 (XVIII 27) nötig geworden sein könnten. Überschneidungen mit von Prokop (aed. II 10) überlieferten, z.T. archäologisch bestätigten Maßnahmen nach dem Persereinfall unter Chosroes I. von 540 könnten sogar dafür sprechen, dass einzelne Maßnahmen erst nach diesem Ereignis vorgenommen wurden.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
Es ist bemerkenswert, dass Prokop in de aedificiis (II 10,25 sowie II 10,14) gleich mehrere der hier von Malalas erwähnten Gebäude erneut nennt; auch bei ihm werden sie als Bauten Justinians beschrieben, jedoch ohne Erwähnung Theodoras und mit Datierung in die Zeit nach der abermaligen Zerstörung Antiochias durch Chosroes' Perser 540. Downey 1961, 552f. mit Anm. 207 geht davon aus, dass es sich um einen zweiten – abermaligen – Wiederaufbau derselben Gebäude handelt, den Justinian aus Prestigegründen so rasch als möglich habe vornehmen lassen. Es ist aber vielleicht wahrscheinlicher, dass sich beide auf dieselben Maßnahmen beziehen (Jeffreys 2000, 74f.), die von Malalas, so könnte man angesichts von dessen loser chronologischer Einordnung ergänzen, alle gemeinsam in komprimierter Form zu Beginn von Justinians Regierungszeit präsentiert werden, obwohl sie sich vielleicht über einen längeren Zeitraum hinweg hinzogen bzw. womöglich sogar z.T. erst nach dem Persereinfall vorgenommen wurden. Umgekehrt könnte auch Prokop Baumaßnahmen, die bereits nach den Bebenkatastrophen der 520er Jahre vorgenommen worden waren, auf den Wiederaufbau nach dem Perserinfall bezogen haben – was dann wiederum dafür spräche, dass die entsprechenden Gebäude von Chosroes' Heer niemals zerstört wurden. (Jonas Borsch)
In Opposition zur skeptischen Beurteilung durch Downey 1939 hat Whitby 1989 im Rahmen eines Surveys zur Wasserregulierung am noch aufrecht stehenden sog. "Eisernen Tor" festgestellt, dass sich gerade im Bereich der Wasserversorgung bzw. Hochwasservorsorge die von Prokop berichteten Maßnahmen zumindest im Groben archäologisch bestätigen lassen (vgl. auf Basis neuerer Bauuntersuchungen Brands 2009 mit ähnlichen Ergebnissen). Einer der erhaltenen (bautypologisch schwer datierbaren) Mauerzüge weist durchgehend Türme mit Zisternen auf, was als Beweis für seine Errichtung durch Justinian gesehen worden ist: Brasse 2010, 279, vgl. Brands 2016, 42. (Jonas Borsch)