Malalas 18.116 1–5 = 7–11 (Thurn)
In Kapitel XVIII 116 berichtet Malalas in aller Kürze über die Entscheidungsschlacht zwischen den Römern unter Narses und den Goten unter Totila im Konflikt um Italien. Die Passage nimmt eine speziell hauptstädtische Perspektive ein: Den Ausgangspunkt des Berichtes bildet nicht die Schlacht selber, sondern bereits die (nach Konstantinopel vordringende?) Kunde vom Sieg. Dabei wird u.a. die symbolische Übermittlung von Totilas Gewand an den Kaiser thematisiert, das, wie sich aus Theophanes ergänzen lässt, diesem zusammen mit dessen Kopfbedeckung zu Füßen gelegt wurde.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
Zur Deklination des Eigennamens Ναρσής (bzw. -ῆς) in der Malalas-Chronik XVIII 90, 12 . (Laura Carrara)
"Wenn er [i.e. Malalas] nun getrost und – wie sonst – etwas unachtsam eine Periode mit einem gen. abs. beginnt, ohne sich zuerst genau vorzustellen, wie er das Folgende konstruieren werde, ist er natürlich der Gefahr ausgesetzt, sich an der klassischen Regel vom part. coniunct. und dem gen. abs. zu versündigen, was auch nicht ganz selten geschieht, wie 486,15 [Dindorf = vorliegende Stelle]".
In diesem Fall besteht der Verstoß gegen die klassische Grammatik darin, dass das Subjekt des gen. abs. συμβαλόντος γὰρ αὐτοῦ, Narses, gleichzeitig auch Subjekt des part. coniunc. (νικήσας) und des Hauptverbes (κατέσφαξεν) ist.
Vor diesem Hintergrund ist es prinzipiell zwecklos, "Schönheitskorrekturen" in dem in O überlieferten Text anzubringen. Chilmead 1691, II, 231 Anm. 1 hielt die Partikel γάρ zwischen κράτος und νικήσας für überflüssig, Dindorf 1831, 486 ließ sie demzufolge aus seiner Ausgabe weg; für sich genommen ist das Urteil Chilmeads richtig – aber es ist nicht auszuschließen, dass es der Autor selbst war, der γάρ als ‚Rekapitulationsmoment‘ bzw. logische Stütze in den komplizierten Satz einfügte. (Laura Carrara)
Die hiesige Erwähnung Totilas ist gleichzeitig die einzige in Malalas’ Werk, was für die Darstellung in der Chronographie in gewisser Hinsicht charakteristisch ist: In XVIII 97 und 110 ist im Zusammenhang mit den ostgotischen Eroberungen Roms noch ohne nähere Spezifizierung von „den Goten“ die Rede; der Name Totilas erscheint erst in dem Moment erwähnenswert, in dem sich Justinians Getreuer Narses damit schmücken kann, ihn besiegt und getötet zu haben und in dem (Z. 4–5) die blutigen Gewänder des Goten nach Konstantinopel verbracht werden, d.h. als sein Ruf als Schrecken der Römer gewinnbringend propagandistisch ausgeschlachtet werden konnte.
Zu Totilas Bezeichnung als ῥὴξ τῶν Γότθων: XV 9, 13f. . (Jonas Borsch mit Florian Battistella)
Zur Alternanz der Benennungen 'Konstantinopel' und 'Byzanz' für die Reichshauptstadt am Bosporus in der Malalas-Chronik, insbesondere im Buch XVIII, und zu deren möglichen Implikationen bezüglich der Verfasserfrage bzw. Genese des finalen Teiles dieses Buches XVIII 77, 1 . (Laura Carrara)