Malalas 18.83 1–5 = 52–56 (Thurn)

Inhalt

Kapitel 83 enthält Ausführungen über eine Synode in Konstantinopel, die die Absetzung des Patriarchen Anthimos zum Inhalt hatte. Die Passage berichtet überdies über den Tod des Papstes Agapetus in Konstantinopel. Die näheren Umstände dieser kirchenpolitischen Affäre, die durch andere Quellen (u.a. die Synodalakten) gut überliefert ist, werden nicht beleuchtet. Der ausschließlich auf Konstantinopel gerichtete Fokus dieses Kapitels, verbunden mit der gleichzeitigen Reduzierung der Zahl von antiochenischen bzw. syrischen Berichten in dieser Sektion der Chronik, wird von Croke 1990c, 23 als Beweis dafür angeführt, dass Malalas zur Zeit der Abfassung dieses Teils seines Werkes keinen Kontakt mehr zu seiner Heimat und sich in der Reichshauptstadt niedergelassen hatte.

Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur

1 (52)
Καὶ μετὰ τὴν ὑπατείαν Βελισαρίου ἐγένετο σύνοδος ἐν Κωνσταντι-
 
νουπόλει ὑπὸ τοῦ ἐπισκόπου Ῥώμης Ἀγαπητοῦ· καὶ καθῇρεν Ἀνθέμιον
 
τὸν πατριάρχην Κωνσταντινουπόλεως. καὶ τῷ αὐτῷ ἔτει τελευτᾷ ἐν Βυ-
 
ζαντίῳ ὁ ἐπίσκοπος Ῥώμης· καὶ γέγονε πατριάρχης ἐν Κωνσταντινου-
5 (56)
πόλει Μηνᾶς ἀπὸ ξενοδόχων τῶν Σαμψών.
Philologisch-Historischer Kommentar
1/2 μετὰ τὴν ὑπατείαν Βελισαρίου: Die hier angegebene Konsuldatierung verweist auf den Konsulat des Belisar, der in das Kalenderjahr 535 n. Chr. fällt. Datiert wird jedoch "nach" dem Konsulat, d.h. in das darauf folgende Jahr, in dem das Amt des Konsuls unbekleidet blieb (sog. Postkonsulat). Die Angabe post consulatum Belisari ist in den zeitgenössischen Dokumenten üblich (Bagnall/Cameron/Schwartz/Worp 1987, 606f.) – obgleich diese Methode naturgemäß zu Schwierigkeiten geführt hat. Dies dürfte u.a. die zunehmende Beliebtheit von Indiktionsdatierungen begünstigt haben: Vgl. Sguaitamatti 2012, 4. Die Akten der hier thematisierten Synode (XVIII 83, 1) präzisieren das Datum auf den 10. Mai 536 n. Chr.: Schwartz 1940, 161.
1/6 ἐγένετο σύνοδος: Das bei Malalas nur eher stichwortartig angesprochene Ereignis stellt nach Einschätzung von Speigl 1994, 105 die "zweitwichtigste Synodalveranstaltung" justinianischer Zeit nach dem Ökumenischen Konzil von 553 n. Chr. dar (das bei Malalas ganz unerwähnt bleibt). Die Akten des Konzils sind ediert in Schwartz 1940; vgl. außerdem Gray 1979, 59–61; Speigl 1994; Menze 2008, 196–208; Leppin 2011a, 183–189; Hasse-Ungeheuer 2016, 45–49; 203–211. Einberufen worden war die Synode anlässlich eines Streites um den Patriarchen von Konstantinopel, Anthimos (XVIII 83, 2), dessen erst im vorangegangenen Jahr erfolgte Versetzung vom Bischofssitz in Trapezunt nach Konstantinopel gegen das Translationsverbot verstieß und dem man vor allem vorwarf, häretische (genauer: miaphysitische) Positionen vertreten zu haben. Auf Betreiben des Papstes Agapet (XVIII 83, 2), der in diplomatischer Mission in Konstantinopel weilte, hatte Justinian den Anthimos bereits Anfang des Jahres seines Amtes enthoben; Nachfolger wurde Menas (XVIII 83, 5). Orthodoxe Mönche und Bischöfe drängten danach darauf, den Prozess der Abberufung auch formal zu vollenden, um jeden Zweifel an dessen Rechtmäßigkeit zu zerstreuen (Edition ihrer Briefe: Schwartz 1940, 131–152; dazu Speigl 1994, 113–121). Agapets plötzlicher Tod kurze Zeit darauf ließ eine solche Bestätigung noch wichtiger erscheinen, da er dazu geeignet war, "die Wahrhaftigkeit seiner Lehren ernsthaft in Zweifel" zu stellen (Leppin 2011b, 203). Die von Anfang Mai bis Anfang Juni in einer Reihe von Sitzungen abgehaltene Synode brachte dann jedoch einen großen Erfolg für die Chalkedonier: Nicht nur wurde wie erwartet die Entscheidung über Anthimos bestätigt, sondern man verurteilte zudem die Schriften der Miaphystiten Severos von Antiochia, Petros von Apameia und Zooras als häretisch, was für die Anhänger des Miaphysitismus einen schweren Schlag bedeutete. Justinian bestätigte diesen Beschluss später in der Novelle 42 und drohte mit schweren Strafen bei Zuwiderhandlung. Angesichts der eher toleranten Haltung, die der Kaiser bis zu diesem Punkt gegenüber den Miaphysiten offenbart hatte (vgl. Leppin 2011b), ist dieses Ereignis als Teil eines "shift in imperial policy" interpretiert worden (so Gray 1979, 61; vgl. Leppin 2011a, 188f.).

Die Malalas-Darstellung nennt nur die wichtigsten Fakten (Abhaltung einer Synode, Absetzung des Anthimos, Tod des Agapetus, Menas als Anthimos-Nachfolger). Die genaueren Umstände werden nicht erörtert, namentlich fehlt insbesondere jeder Hinweis auf die Gründe für die Absetzung. Damit bestätigt die Stelle die verbreitete Einschätzung (vgl. etwa Croke 1990c,14; Scott 1996, 24–28; Thurn/Meier 2009, 16; Drecoll 2016), nach der Malalas den theologischen Streitfragen seiner Zeit nur geringes Interesse entgegenbrachte. In den späteren, inhaltlich verwandten Darstellungen Theoph. 217,1–12 und Cedr. 415,4 wird Anthimos explizit seine Nähe zu häretischen Lehren zum Vorwurf gemacht bzw. er sogar selbst als Häretiker bezeichnet (Theoph. 217,3). Ob Theophanes an dieser Stelle Malalas als Vorlage nutzte, bleibt zweifelhaft (siehe Rochow 1983, 468).
2/2 ὑπὸ τοῦ ἐπισκόπου Ῥώμης Ἀγαπητοῦ: Thurn/Meier 2009, 501 "durch Agapetus, den Bischof von Rom"; genau so Jeffreys/Jeffreys/Scott 1986, 284: "by the bishop of Rome, Agapetos". Papst Agapetus (XVIII 83, 2) verstarb am 22. April des Jahres und damit vor der Synode im Mai/Juni (XVIII 83, 1); Agapetus kann der Synode also nicht vorgestanden haben. Sein Tod wird hier erst nach dem Ergebnis der Synode berichtet (Z. 3f.), sodass die Annahme naheliegt, Malalas impliziere fälschlicherweise, dass der Papst sie noch miterlebt habe. Wörtlich heißt es allerdings nur, der Papst sei "in demselben Jahr" (τῷ αὐτῷ ἔτει) gestorben, d.h. eine chronologische Reihung wird nicht explizit gemacht. "ὑπὸ" könnte an dieser Stelle vielleicht auch anders zu verstehen sein, nämlich als Bezug entweder auf das Stattfinden auf Veranlassung des Papstes oder – vielleicht – unter dessen Episkopat, denn ein Nachfolger war im Mai 536 n. Chr. angesichts der weiten Distanz nach Rom natürlich noch nicht bestellt (XVIII 83, 2).
2/2 ὑπὸ τοῦ ἐπισκόπου Ῥώμης Ἀγαπητοῦ: 'Durch Zutun bzw. auf Initiative des Bishofs von Rom Agapet'. Für ὑπό mit Genitiv zur Bezeichnung des Agens auch bei Verben, die der Form nach aktiv sind, aber eine passive Auslegung der gemeinten Handlung ermöglichen, in der Malalas-Chronik siehe Rüger 1895, 34–35 mit Belegen, darunter z.B. Malal. IV 8 ἐγένετο ἐκκλησία ὑπὸ Ζήνωνος βασιλέως (der alte Rea-Tempel in Kyzikos wurde zu einer Maria-Kirche durch den Einsatz des Kaisers Zeno).
2/6 Ἀγαπητοῦ: Papst ab Mai 535 n. Chr. als Nachfolger Johannes' II.; Sohn eines römischen Priesters und Angehöriger einer einflussreichen stadtrömischen Familie; Mitglied des inneren Zirkels des Cassiodor. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde er vom gotischen König Theodahad (möglicherweise unter Zwang) nach Konstantinopel entsandt, um sich dort für einen Frieden im Konflikt um Italien einzusetzen. Seine Aktivitäten nach der Ankunft beschränkten sich jedoch (so weit erkennbar) weitgehend auf religionspolitische Tätigkeiten, insbesondere die Abberufung des byzantinischen Patriarchen (XVIII 83, 1). Er starb unerwartet noch vor Beginn der Synode am 22. April 536. Zu seiner Person Enßlin 1958; BBKL 1 (1975), s.v. Agapet I., 52; ODB 1 (1991), s.v. Agapetus I (A. Kazhdan, M. McCormick), 34f.
2/8 καθῇρεν: Die in O (f. 313) überlieferte Lesart καθῆρεν ist analysierbar als 3. Pers. Sg. des Indikativs Aorists des Verbes καθαίρω (Grundbedeutung: 'reinigen'; für diese Interpretation siehe Merz 1911, 22). Chilmead 1691, II, 221 (gefolgt von Thurn 2000, 404) änderte die Überlieferung in καθῇρεν, Imperfekt vom selben Verb. Dindorf 1831, 479 leitete hingegen die fragliche Form aus καθαιρέω ab (Grundbedeutung: 'wegnehmen') und schlug dementsprechend καθῄρει (Imperfekt von καθαιρέω) oder alternativ – und besser, da ein Aorist für diese der Vergangenheit angehörende, abgeschlossene Aktion geeigneter ist – καθεῖλεν vor.

Auf der semantischen Ebene scheint Dindorfs Interpretation das Richtige zu treffen, denn an vielen anderen Stellen der Malalas-Chronik wird zweifelsohne das Verb καθαιρέω in der hier gewünschten Bedeutung 'absetzten aus einem Amt' verwendet: Malal. XVI 11 (2x) καθαιρέθη Εὐφήμιος ὁ πατριάρχης Κωνσταντινουπόλεως ... Μακεδόνιος, ὅστις καὶ αὐτὸς καθαιρέθη ὡς Νεστοριανός (beide Male Passivaorist ohne Augment, durch Chilmead deshalb in καθῃ- korrigiert, siehe Merz 1911, 10; Thurn 2000, 502); Malal. XVIII 18 καθῃρέθησαν ὑπὸ Βίκτωρος ἐπάρχου πόλεως; Malal. XVIII 98 ὁ πατριάρχης Κωνσταντινουπόλεως καθῃρέθη; Malal. XIV 25 καθελεῖν (Infinitiv Aorist Akt. von καθαιρέω, siehe Thurn 2000, 487 "depono") αὐτὸν ἀπὸ τῆς ἐπισκοπῆς. Siehe James 1990, 221 und für weitere Belege von dieser (speziell byzantinische) Bedeutung von καθαιρέω GLRBP s.v. καθαιρέω.

Aus der Perspektive der Textkritik darf allerdings die überlieferte Form von καθαίρω im Text der Chronik bleiben, denn der Fehler könnte auf den Verfasser der Passage selbst zurückgehen (und nicht erst auf einen Kopisten). Um eine Formulierung von Thurn 2000, 502 wiederaufzugreifen, liegt hier möglicherweise eine "Kontamination" zwischen καθαίρω und καθαιρέω vor, d.h.: Der Verfasser der Passage irrte sich bei der Wahl des Verbes für 'absetzen' und operierte mit dem unpassenden καθαίρω (statt mit dem in ähnlichen Kontexten üblichen καθαιρέω).
2/9 Ἀνθέμιον: Der Patriarch von Konstantinopel der Jahre 535/36 n. Chr. ist abseits der Chronographia unter dem Namen Anthimos bekannt. Vormals war er Bischof von Trapezunt gewesen, hatte sich bis zu seiner Ernennung zum Patriarchen im Sommer 535 n. Chr. allerdings wohl bereits seit längerer Zeit in Konstantinopel aufgehalten (wie polemische chalkedonische Stimmen ihm vorwarfen). Angeblich nahm Kaiserin Theodora maßgeblichen Einfluss auf seine Wahl und setzte als Fürsprecherin der Miaphysiten ihn als einen ihr genehmen Kandidaten durch (vgl. Stein 1949, 381; Enßlin 1958, 459; EPLBHC 1, s.v. Anthimos [D.K.], 295), doch muss dieser Einfluss wohl relativiert werden: Menze 2008, 199f. Nach Leppin 2011a, 183f. erfolgte die Wahl des Anthimos vornehmlich aufgrund seines heiligmäßigen Lebenswandels. An den Gesprächen zwischen Orthodoxen und Miaphysiten 532 n. Chr. hatte er noch auf Seiten der ersteren teilgenommen. Seit seiner Ernennung zum Patriarchen vertrat er nach Speigl 1994, 108 Positionen, die dem Severos von Antiocheia und somit dem Miaphysitismus nahestanden. Mit anderer Einschätzung Menze 2008, 200f., der davon ausgeht, dass Justinian persönlich die Wahl des Menas als Vertreter einer ökumenischen, d.h. auf Integration ausgerichteten Politik unterstützt hatte. Nach seiner Absetzung lebte Menas (wie eine Vielzahl von weiteren Miaphysiten: vgl. Hasse-Ungeheuer 2016, 273–280) im Palast des Hormisdas in Konstantinopel unter dem Schutz Theodoras und offenbar unter Duldung Justinians (Leppin 2011a, 189); auch nach dem Tod der Kaiserin konnte er dort bleiben. Er starb erst um 560 n. Chr.
3/5 τῷ αὐτῷ ἔτει: Einfacher Dativus Temporis (ohne ἐν), wie er in der Malalas-Chronik öfters z.B. auch in der Formel τῷ δὲ αὐτῷ χρόνῳ (XVIII 45, 1) zu finden ist. Die von Chilmead 1691, II, 221 (gefolgt von Bury 1897, 230) vorgeschlagene Hinzufügung von ἐν ist also nicht notwendig, wie Thurn 2000, 404 im Apparat richtig bemerkt.
3f./10 Βυζαντίῳ: Dieses Kapitel vermischt auf besonders auffällige Weise (und ohne erkennbare Gründe) die zwei möglichen Bezeichnungen der östlichen Reichshauptstadt: Innerhalb wenigen Zeilen stehen drei Belege für Κωνσταντινούπολις einem Beleg für Βυζάντιον gegenüber; zum Phänomen und seinen möglichen Implikationen XVIII 77, 1.
5/2 Μηνᾶς: Der Nachfolger des Anthimos war an dessen Absetzung möglicherweise selbst beteiligt gewesen: Speigl 1994, 110. Es ist unklar, ob er die Vorsteherfunktion im Samson-Hospiz, die Malalas ihm zuschreibt, bis unmittelbar vor seiner Wahl oder einige Zeit davor innehatte XVIII 83, 5. Menas wurde am 13. März 536 n. Chr. von Agapetus persönlich geweiht und hatte bei der Synode im Mai/Juni den Vorsitz inne. Ein knappes Jahrzehnt später brach Papst Vigilius die Abendmahlgemeinschaft mit ihm, weil dieser Justinians Edikt gegen die Dreikapitel unterstützt hatte (unter Verweis auf kanonische Gründe jedoch Malal. XVIII 98). Nach der Einigung zwischen Papst und Kaiser 547/48 n. Chr. wurde Menas kurzzeitig rehabilitiert, im Jahr 550 aber abermals exkommuniziert. Er starb im August 552 n. Chr. Vgl. ODB 2 (1991), s.v. Menas (A. Kazhdan), 1339f.; RGG 5 (2002), s.v. Menas (K.-H. Uthemann), 1030f.; Leppin 2011a, 295.
5/3 ὁ ἀπὸ ξενοδόχων: '(Menas), derjenige aus der Reihe bzw. der Gruppe der Leiter des ξενοδοχεῖον', i.e. der ehemalige Leiter des Hospiz. Für ἀπὸ + Genitiv Plural einer Amtsbezeichnung zur Definition eines ehemaligen Amtsinhabers in der Malalas-Chronik siehe Rüger 1895, 36-37 III (i) mit Belegen, darunter z.B. Malal. X 1 ἡγεμονεύοντος τῆς Συρίας Κυρηνίου τοῦ ἀπὸ ὑπάτων (am Tag der Geburt Jesu war Verwalter von Syrien der Ex-Konsul Quirinius) und (in einem ähnlichen Kontext) Malal. XVII 6 καὶ ἐγένετο ἀντ' αὐτοῦ Παῦλος πατριάρχης ... ὁ ἀπὸ ξενοδόχων ... τῶν Εὐβούλου; Malal. XVIII 43 Πρίσκος ὁ ἀπὸ ὑπάτων ... ὁ ἀπὸ νοταρίων
XVIII 43, 1f..

Das Substantiv ξενοδόχος kommt sonst in der Malalas-Chronik nur noch in XVIII 11 vor, wieder als Genitiv: περὶ ἐπισκόπων καὶ ὀρφανοτρόφων καὶ οἰκονόμων καὶ ξενοδόχων.




5/7 Σαμψών: Das so genannte Samson-Hospiz wurde angeblich durch einen Heiligen Samson gegründet, der in der Überlieferung als Zeitgenosse des Menas gehandelt wird: ODB 3 (1991), s.v. Sampson the Xenodochos (A. Kazhdan, N. Patterson Sevcenko), 1837. Zur Institution des Hospiz im Byzantinischen Reich XVIII 48, 1f.. Das Samson-Hospiz gehörte zu den bekannteren Institutionen dieser Art in Konstantinopel. Zu der Einrichtung und ihrer Funktion als Anlaufstätte für Fremde, Arme und Kranke Constantelos 1991, 191–195. Nach Procop. Aed. I 2,15 und Theoph. 181, 28; 184, 24–25 brannte das Gebäude im Nika-Aufstand 532 nieder; in Malalas' Bericht über den Aufstand findet es keine Erwähnung. Mit der angeblichen Gründung des Xenon während des Patriarchats des Menas, die in der vita des Samson behauptet wird, lässt sich weder die Nachricht bei Theophanes übereinbringen noch die hiesige Angabe, nach der Menas vor Antritt seines Patriarchates Vorsteher des Xenon gewesen sei. Procop. Aed. I 2,15 spricht die Einrichtung des Xenon ebenfalls einem Samson zu, siedelt sie aber längere Zeit vor dem Nika-Aufstand an. Der Standort des Hospizes ist unsicher: Da Prokop das Gebäude zwischen Hagia Sophia und Eirene-Kirche lokalisiert, kann es möglicherweise mit einem südlich an die letztere anschließenden, in die Wiederaufbauphase nach dem Nika-Aufstand datierten Bau mit Innenhof identifiziert werden: Müller-Wiener 1977, 112.
5/7 Σαμψών: Der Eigenname Σάμψων wird auf Griechisch, wie üblich bei semitischen Namen aus der biblischen Tradition (z.B. Ἀδάμ, Δανιήλ etc.), nicht dekliniert. Hier hat Σάμψων die Funktion eines Genitivs, wie in Malal. XVIII 148 ὁ ξενὼν τῶν Σαμψὼν und Malal. IV 13 ἐπὶ τῶν χρόνων τοῦ Σάμψων; vgl. auch - ebenfalls indekliniert, diesmal Akkusativ - Malal. IV 17 μετὰ δὲ Σαμψών (die zwei letztgenannten Stellen beziehen sich nicht auf den heiligen Hospizgründer, sondern auf den biblischen Richter desselben Namens).
Parallelüberlieferung
Theoph. 217,1–12; Hist. Eccl. in Anecd. Paris. 2,112,29–31 Cramer; Cedr. 651,1–9; Theod. Skut. 95,17–23; Zon. 3,158,15–16; Euagr. 161,3–10. 185,16–8; Xanth., Hist. Eccl., PG 147,280 C – 281 B; Joh. Nik. LXXXX, 85; Syn. vetus, §120.
Literatur
Bagnall/Cameron/Schwartz/Worp (1987): Bagnall, Roger S./Cameron, Alan/Schwartz, Seth R./Worp, Klaas A.: Consuls of the Later Roman Empire, Atlanta, 1987.
Bury (1897): Bury, John B.: Johannes Malalas: The Text of the Codex Baroccianus, ByzZ, 1897, 219–230.
Chilmead (1691): Chilmead, Edmund: Johannis Antiocheni cognomento Malalae Historia Chronica … nunc primum edita cum Interpret. & Notis Edm. Chilmeadi …, Oxonii, 1691.
Constantelos (1991): Constantelos, Demetrios J.: Byzantine Philanthropy and Social Welfare, New Rochelle/New York, 1991.
Croke (1990c): Croke, Brian: Malalas, the man and his work, 1990, 1–25.
Dindorf (1831): Dindorf, Ludwig: Iohannis Malalae Chronographiae ex recensione L. Dindorfii, Bonn, 1831.
Drecoll (2016): Drecoll, V.: Miaphysitische Tendenzen bei Malalas?, Die Weltchronik des Johannes Malalas. Autor – Werk - Überlieferung, 2016, 45–57.
Gray (1979): Gray, Patrick T. R.: The Defense of Chalcedon in the East (451-553), Leiden, 1979.
Hasse-Ungeheuer (2016): Hasse-Ungeheuer, A.: Das Mönchtum in der Religionspolitik Kaiser Justinians I : die Engel des Himmels und der Stellvertreter Gottes auf Erden, Berlin/Boston, 2016.
James (1990): James, Alan: The language of Malalas, 1: General survey, Jeffreys, Elisabeth/Croke, Brian/Scott, Roger, Studies in John Malalas, 6, Sydney 1990, 217–224.
Leppin (2011a): Leppin, Hartmut: Justinian. Das christliche Experiment, Stuttgart, 2011.
Leppin (2011b): Leppin, Hartmut: Zu den Anfängen der Kirchenpolitik Justinians, Justinian, 2011, 78–99.
Menze (2008): Menze, V.: Justinian and the making of the Syrian Orthodox Church, Oxford, 2008.
Merz (1911): Merz, Ludwig: Zur Flexion des Verbums bei Malalas, Pirmasens, 1911.
Müller-Wiener (1977): Müller-Wiener, Wolfgang: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion, Konstantinupolis, Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhundert, Tübingen, 1977.
Rochow (1983): Rochow, Ilse: Malalas bei Theophanes, Klio, 1983, 459–474.
Rüger (1895): Rüger, Anton: Studien zu Malalas. Präpositionen und Adverbien. Das 18. Buch. Die konstantinischen Excerpte. Die tuskulanischen Fragmente, Bad Kissingen, 1895.
Schwartz (1940): Schwartz, E.: Collectio Sabbaitica contra Acephalos et Origeniastas destinata, Berlin, 1940.
Scott (1996): Scott, Roger: Writing the Reign of Justinian. Malalas versus Theophanes, The Sixth Century. End or Beginning?, 1996, 20–34.
Sguaitamatti (2012): Sguaittamati, L.: Der spätantike Konsulat, Fribourg, 2012.
Speigl (1994): Speigl, J.: Die Synode von 536 in Konstantinopel, Ostkirchliche Studien, 1994, 105–153.
Stein (1949): Stein, Ernest: Histoire du Bas-Empire, Tome II. De la disparition de l’Empire d’Occident à la mort de Justinien (476–565), Paris/Bruxelles/Amsterdam, 1949.
Thurn (2000): Thurn, Johannes: Ioannis Malalae Chronographia, Berolini et Novi Eboraci, 2000.
Thurn/Meier (2009): Thurn, Johannes/Meier, Mischa: Johannes Malalas Weltchronik., Stuttgart, 2009.