Malalas 17.1 1–9 = 4–12 (Thurn)
Mal. XVII 1 eröffnet die Erzählung über die Regierungszeit Justins und enthält eine Reihe von Elementen, die den Inhalt des Gesamtbuches vorankündigen und dadurch den retrospektiven Charakter der Erzählung offenbaren. An einen einleitenden Abschnitt, der den neuen Herrscher benennt und dessen Amtsantritt datiert, schließt der Chronist eine kurze Zusammenfassung zu den Umständen seiner Machtergreifung an. Es folgen die Gesamtlänge seiner Regierungszeit und schließlich sein Porträt. Der Bericht über die Machtergreifung Justins wird im Anschluss weiter elaboriert, insbesondere in XVII 2, wo z.T. dieselben Ausdrücke wiederkehren.
Philologisch-Historischer Kommentar
Parallelüberlieferung
Literatur
Darüber hinaus wird diese Grundinformation hier - wie zu Beginn des vorigen und des nächsten Buches auch - mit einer ausführlichen Datierung (Z. 2–4) versehen: Konsulat (ἐπὶ τῆς ὑπατείας Μάγνου = 518), Monat und Tag (μηνὶ πανέμῳ τῷ καὶ ἰουλίῳ θʹ = 9. Juli), Indiktion (ἰνδικτιῶνι ἑνδεκάτῃ = 08.517-07.518) und Ära von Antiochia (χρηματίζοντος κατὰ τοὺς Ἀντιοχεῖς τῆς Συρίας ἔτους φξϛʹ [566] = Okt. 517 - Sept. 518). Es gilt allerdings zu beachten, dass die Angabe des makedonischen Monats und der antiochenischen Ära in O fehlen und von Thurn nach der slawischen Überlieferung und dem CP ergänzt wurden.
Der 9. Juli wird nicht nur durch Evagr. 153,6 und CP 611,13 Dindorf (die hier möglicherweise von der Chronographia abhängig sind) überliefert, sondern ist auch durch ein Martyrologium des 14. Jh. vermerkt (Peeters 1908, 156,12 und 187); Ps.-Zach. VIII 1 und Kyrill von Skythopolis (161, 12–20) haben dagegen den 10. Juli: s. dazu Greatrex 2007, 99 Anm. 1. Vgl. auch XVII 23: Justin starb am 1. Aug. 527 nach einer Regierungszeit von 9 Jahren und 22 Tagen (dazu: XVII 23, 6 ).
Eine andere Form der Erweiterung der Grundinformationen stellen Details zur Krönung dar. Diese können mit den normalen Elementen verwoben sein (Beispiel:XIV 35, 1 ) oder aber nachfolgen wie im vorliegenden Fall (dazu: XVII 1, 4 ). (Olivier Gengler mit Florian Battistella)
Die Beschreibung Justins fällt mit 10 Adjektiven überdurchschnittlich ausführlich aus (Statistisches bei Carrié 2006, 201); die geschilderten Eigenschaften lassen ihn dabei insgesamt in einem positiven Licht erscheinen: Drei körperliche Eigenschaften sind durch die Vorsilbe εὔ- ganz explizit in diesem Sinne konnotiert: εὔστηθος, εὔρινος und ganz allgemein εὔμορφος. Abseits der rein körperlichen Qualitäten wird zudem auf seine militärische Erfahrung (das verwendete Partizip κοπωθείς deutet auch eine gewisse Kriegsmüdigkeit an: XVII 1, 8 ) und die als herrscherliche Tugend angesehene Freigebigkeit hingewiesen. Diese Eigenschaften relativieren den ganz zum Schluss mit δέ gegenübergestellten Analphabetismus (dazu s.u.).
Head 1980, 229, bemerkt: „Justin I had risen through the ranks of the palace guard, a post that was most accessible to tall, attractive, generally decorative individuals“. S. auch Baldwin 1981, 17, zum Vergleich der Porträts in der Chronographia, bei Prokopios und bei Cedrenus. (Jonas Borsch mit Brendan Osswald)
Contra Baldwin 1989, 129f. (vgl. Rosen 1999, 777), demzufolge die Angabe lediglich meine, dass Justin die höhere Bildung gefehlt habe. Ähnlich Croke 2007, 18, der die bei Prokop erwähnte Nutzung einer Schablone durch Justin folgendermaßen kommentiert: "All it meant is that, unlike Theodosius II for example, he was no calligrapher." (Olivier Gengler mit Florian Battistella)